ARD alpha Uni Biochemiker

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 03.01.2024

Moritz ist als promovierter Biochemiker Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg. Jeden Tag eine neue Herausforderung, er weiß nie, was auf ihn zukommt und muss mehrmals täglich Probleme lösen, so schnell es geht. Dabei muss er ein Laborteam optimal leiten. Mit gerade mal 31 Jahren hat er Führungsverantwortung.

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg | Bild: BR Marcus Marschall  / stock.adobe.com/agsandrew

Voraussetzungen für den Beruf Biochemiker, Biochemikerin

Abgeschlossenes Studium der Biochemie, Bachelor und Master of Science. Sehr gute Karrierechancen hast du mit einer Promotion. Es wird an der Uni erwartet, dass du promovierst. 98% der Berufsanfänger in diesem Fach haben promoviert.

Optimaler Weg nach Plan: 6 Semester zum Bachelor, 4 Semester zum Master, dann noch weitere 4 Jahre Promotion.

Den Studiengang Biochemie bieten Universitäten in Vollzeit, dual oder auch berufsbegleitend an. Laut Studycheck hast du 50 Studiengänge an 30 Universitäten zur Auswahl. Auch im Fernstudium kannst du Biochemie im Bachelor und im Master studieren.

Ohne Promotion hast du gute Chancen in der Pharmaindustrie einen Job zu finden. Hier werden auch gerne Masterabsolvent:innen genommen. Dann braucht es ca. 4 Jahre Arbeitserfahrung, um aufzusteigen. Teamleiter:in kannst du werden, wenn du die persönlichen Skills zur Führungskraft hast, wie Durchsetzungsfähigkeit, Einsatzbereitschaft, Entscheidungsstärke, Eigeninitiative, Selbstbeherrschung, Kommunikationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft.

Aus dem Biochemie-Studium musst du genug über alle Fachbereiche wissen, die zur Biochemie gehören: Chemie, Physik, Biologie, Medizin und Biochemie. Du musst dabei nicht alles auswendig wissen, aber du solltest in der Lage sein, fachübergreifend zu denken und das Wissen aus den verschiedenen Fächern zu kombinieren. Vor allem musst du checken, welche Methode, wann für welches Problem angewendet werden muss.

Must-have für den Master in Biochemie

Neben einem ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss oder einem gleichwertigen Abschluss aus dem In- oder Ausland der Fachrichtung Biochemie, Biologie, Chemie oder eines verwandten Faches ist für die Aufnahme in den Masterstudiengang Biochemie die erfolgreiche Teilnahme an einem Eignungsverfahren Voraussetzung. Je nach Hochschule ist es das Studienorientierungsverfahren (SOV) oder das Eignungsfeststellungsverfahren (EFV).

ARD alpha Uni: Biochemiker

Skills für Biochemikerinnen und Biochemiker

  • hohe Belastbarkeit
  • Durchhaltevermögen
  • Frustrationstoleranz
  • Stressresistenz
  • Motivation
  • Problemlösungskompetenz
  • Teamfähigkeit
  • Analytische Fähigkeiten
  • Hohes Maß an Genauigkeit
  • Gewissenhaftigkeit
  • Präzisionsarbeit
  • Englischkenntnisse

Druck im Job

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg | Bild: BR

"Der Druck ist natürlich schon ein anderer als es an der Uni war, zumindest über weite Strecken. Aber ich bin hier kein Einzelkämpfer. Das heißt, ich habe sehr kompetente Kolleginnen und Kollegen. Und wenn ich mir wirklich mal unsicher bin, dann spricht man es auch im Team durch. Also eigentlich wird jede Entscheidung zusammen getroffen. Es ist selten so, dass man wirklich komplett allein die Entscheidungen trifft. Insofern teilt sich dieser Druck auch auf mehrere Schultern in der Regel. Auch hilft es, dass meine Frau ein offenes Ohr für mich hat. Und ich treibe auch ganz gern Sport. Das hilft auch, um den Kopf freizukriegen, neue Gedanken und neue Ideen zu entwickeln."

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg

Karriere - Berufsfelder für Biochemiker:innen

Nach der Promotion bist du an der Uni Post-Doc-Scientist. Abhängig von Drittmitteln hast du eine unsichere Zukunft, denn Professuren sind selten. In der Industrie beginnst du nach der Promotion als Teamleiter:in im Labor (Scientist) oder in der Produktion (Experte).

Biochemiker:innen arbeiten gerne in der wissenschaftlichen Grundlagenforschung und in der Industrie. Hier fließen ihre Forschungsergebnisse in neue Produkte in der Chemie, Medizin oder Pharmazie ein. Erforschungen von Proteinen, Enzymen und Zellen oder auch die Wirkung von Giftstoffen auf den menschlichen Körper gehören zu ihrem Tagesgeschäft.

Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen sie in einschlägigen Fachjournalen und sie halten Lehrveranstaltungen und Vorträge bei Kongressen, betreuen zukünftige Studien-Absolventen beim Verfassen ihrer Abschlussarbeiten, geben so ihr Wissen weiter.

Fachgebiete wie Gentechnologie oder Bionik, bei der die Strukturen der Natur für die Entwicklungen von Materialien für die Industrie erforscht werden, sind auf dem Vormarsch. Ein Ergebnis sind zum Beispiel selbstreinigende Oberflächen.

Beliebteste Arbeitgeber für Biochemiker in Deutschland:

  • Max-Planck-Gesellschaft
  • Fraunhofer-Gesellschaft
  • Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
  • Biontech
  • Bayer
  • Roche
  • BASF
  • Pfizer
  • Sanofi
  • Boehringer Ingelheim
  • Merck
  • Sartorius
  • Miltenyi Biotec
  • Wacker


Auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit ist ein sehr beliebter Arbeitgeber für Biochemiker:innen.

Quelle: Onlineplattform Karrieresprung

Nach der Promotion im Team

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg | Bild: BR

"Es gibt sehr viel unterschiedliche Positionen hier, in der Biotech oder Industrie, die natürlich auch unterschiedliche Charaktere und Stärken erfordern. Wenn man vielleicht eine Eigenschaft rauspicken will, dann würde ich sagen, es ist Teamfähigkeit. Das sehe ich hier als sehr, sehr wichtig. Bei der Doktorarbeit ist man doch über weite Strecken eher der Einzelkämpfer. Hier in der Industrie arbeitet man viel mehr mit unterschiedlichen Abteilungen zusammen. Das heißt, es ist eben viel mehr diese Matrix. Und es ist echt wichtig, dass man dazu in der Lage ist, auch immer wieder mit neuen Kollegen gut zusammenzuarbeiten."

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg

Gehalt

Laut Entgeltatlas der Bundesarbeitsagentur verdienen Biochemiker:innen  im Durchschnitt 62.404 Euro brutto im Jahr. Die Gehälter liegen zwischen 48.744 und 76.860 Euro / brutto. Die Gehälter werden auf der Basis von Tausenden von Arbeitgebern gemeldeten Sozial- und Rentenversicherungsangaben erfasst, Gehälter oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze sind nicht bekannt.

Schaust du bei der Onlineplattform Gehalt.de, kannst du davon ausgehen, dass je größer das Unternehmen ist, desto besser das Gehalt sein wird. Laut Gehalt.de liegt der Jahresverdienst in einem Konzern mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden bei 78.469 Euro / brutto. Bei Großunternehmen mit 1.001 bis 20.000 Mitarbeitenden liegt er bei 67.090 Euro, bei mittleren Unternehmen mit 101 bis 1.000 Beschäftigten kannst du mit einem Jahresgehalt von 60.962 Euro / brutto rechnen. In der Regel stehen kleine Unternehmen am unteren Ende der Gehaltsskala, die Jahresdurchschnittsgehälter bei 52.802 Euro / brutto.

Die Gehälter sind aber immer auch abhängig von der Branche, so kannst du in der Pharmabranche sicher gut verdienen, sogar unabhängig davon, ob du promoviert hast. Es lohnt sich hier genau umzuschauen und zu verhandeln. Der Fachkräftemange ist groß und je geringer das Angebot an Arbeitnehmern ist und desto größer die Nachfrage, desto mehr Gehalt kannst du erwarten.

Wie hoch das Gehalt von Biochemiker:innen am Ende wirklich ausfällt, ist wie bei vielen Berufen von unterschiedlichsten Faktoren abhängig:

  • akademischer Grad
  • Unternehmensgröße
  • Branche
  • Berufserfahrung
  • Forschung oder Wirtschaft
  • Bundesland
  • Personal- und Führungsverantwortung
  • Qualifikationen in anderen Fachgebieten

Karrierefördernd Mehrwert durch Promotion und Weiterbildung im Unternehmen

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg | Bild: BR

"Fachlich wird man in der Uni wirklich gut auf diese Stelle vorbereitet, sowohl im Studium als auch in der Promotion. Ich denke, man nimmt auch aus der Promotion wichtige Soft-Skills mit, einfach dieses eigenständige Arbeiten auch selbst verantwortlich zu arbeiten, sich selbst Ziele zu stecken und diese zu verfolgen, auch hartnäckig zu bleiben, auch die gewisse Frustrationstoleranz, die man da lernt. All das hilft mir hier ganz sicher. Aber was man schon auch sagen muss, man ist keine vollständig ausgebildete Führungskraft, wenn man die Uni verlässt. Hier bietet Roche unheimlich viele Weiterbildungsmöglichkeiten an, vor allem für uns, die relativ neu oder komplett frisch von der Uni kommen."

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg

Info zum Konzern: Roche in Penzberg

Roche in Penzberg ist der einzige Roche-Standort weltweit, an dem Forschung, Entwicklung und Produktion für Diagnostics und Pharma parallel laufen. Seit seiner Gründung 1972 greift der Standort Penzberg auf fünf Jahrzehnte Erfahrung in der Biotechnologie zurück, mit Leidenschaft werden hier neue Lösungen im Bereich Life Science erforscht und umgesetzt. Mit 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angefangen, ist die Belegschaft bis heute auf 7.500 Mitarbeiter:innen angestiegen. Weltweit ist das Werk Penzberg eine wichtige Zentrale für die Erforschung, Entwicklung und Produktion von biopharmazeutischen Wirkstoffen, diagnostischen Tests und Reagenzien, Analyse-Systemen, molekularem Tumorprofiling und Gentherapie.

Hürde Abkürzungen im Unternehmen

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg | Bild: BR

"Die Abkürzungen in Firmen. Das ist ein ganz spezielles Thema. Es ist fast wie eine Fremdsprache, die man neu erlernen muss, man kennt da aus einem Studium die wenigsten Abkürzungen tatsächlich. Und an meinen ersten Tagen habe ich auch sehr viel nicht verstanden und musste sehr viel nachfragen. Es ist ganz normal, wenn man da das eine oder andere erstmal nicht versteht. Aber das nimmt einem auch niemand übel, wenn man auch nachfragt, man übernimmt diese Abkürzungen am Ende auch. Es geht so ein bisschen in Fleisch und Blut über."

Moritz, Fachexperte für die Produktion von Enzymen bei Roche Diagnostics in Penzberg