ARD alpha Uni Ernährungswissenschaft studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 28.05.2023

Schnaps für eine gute Verdauung, Schokolade als Glücklich-Macher oder Karotten gegen Sonnenbrand - Tipps rund um das Thema Nahrung, die allgemein bekannt sind. Willst du vertiefend wissen, wie sich Nahrungsmittel auf unseren Körper auswirken? Beim Studium der Ernährungswissenschaften erfährst du alles darüber.

Anja, im Masterstudium Food Science an der HAW Hamburg mit Beeren im Hintergrund | Bild: BR | Elisabeth Kölbl kombiniert mit Picture Alliance/Elisabeth Kölbl

Zulassungsvoraussetzungen

Für ein Studium der Ernährungswissenschaften brauchst du die Allgemeine Hochschulreife. Für Hochschulen der angewandten Forschung oder Universities of Applied Sciences reicht die Fachhochschulreife. Du kannst aber auch mit einer Ausbildung und einer mehrjährigen beruflichen Erfahrung Ernährungswissenschaften studieren. Mit Prüfungen bzw. Eingangstests ist das möglich.
Den zulassungsbeschränkenden Numerus clausus (NC) gibt es sehr häufig, er bezieht sich aber immer auf das aktuell laufende Semester (Stand 2022/23 zwischen 1,5 und 2,5, teilweise auch noch niedriger). Der NC, der für dich entscheidend ist, kann immer erst nach Ablauf der Bewerbungsfrist ermittelt werden. Es kommt immer auf die Abschlussnoten der Mitbewerber:innen an. Bei viel schlechteren oder besseren Noten als im letzten Semester kann der NC ein komplett anderer sein als im Semester davor.
Beruhigend: Es gibt auch Studiengänge, die zulassungsfrei studiert werden können. 
In einigen Hochschulen werden Vorpraktika verlangt. Am besten bewirbst du dich dazu frühzeitig schon vor deinem Abschluss bzw. noch während deiner Schulzeit zum Beispiel in Betrieben der Lebensmittelindustrie oder in Ernährungsberatungsstellen.

Studiendauer und Abschluss

Das Studium der Ernährungswissenschaften schließt du mit dem Bachelor of Science und vertieft mit dem Master of Science in Ernährungswissenschaften ab. Es gibt auch den Bachelor of Arts bei spezialisiertem Studium in Ernährungsberatung und den Bachelor (lehramtsorientiert) für Lehramt an berufsbildenden Schulen.
Die meisten Bachelor-Studiengänge haben eine Regelstudienzeit von 6 Semestern (entsprechend 180 Credit Points). Master-Studiengänge der Ernährungswissenschaft werden meistens 4-semestrig ( entsprechend 120 Credit Points) angeboten.
Und es gibt eine gute Auswahl von Studienangeboten in Teilzeit, berufsbegleitend oder dual, in Verbindung mit einer Ausbildung. Ernährungswissenschaftliche Studiengänge werden ebenso im Fernstudium angeboten, das ist zu schaffen mit einer großen Selbstdisziplin, denn von der Art des Studiums wird sehr viel Praxis verlangt, die mit Studiengruppen vor Ort besser zu bewältigen ist.

Einblicke Food Science an der HAW Hamburg

ARD alpha Uni: Ernährungswissenschaft studieren

Studieninhalte Worum geht es beim Studium der Ernährungswissenschaft?

Im Studium der Ernährungswissenschaften untersuchst du wissenschaftlich die Wirkung von Lebensmitteln auf den menschlichen Organismus. Der Fokus in diesem Studiengang liegt auf der Zusammensetzung, der Wirkung und den Grundlagen der Ernährung. Hauptthemen sind die Verdauung und der Stoffwechsel des Menschen. Genau dafür werden Grundlagen in den naturwissenschaftlichen Fächern Chemie, Biochemie, Physik, Physiologie, Pharmakologie und Anatomie gelehrt. Mathematik und Statistik sind weitere Fächer des Studiengangs.
Im weiteren Studienverlauf lernst du Inhalte zur Lebensmittelbewertung aus Ernährungssicht, die Ernährung in Entwicklungsländern, angewandte Diätetik und die Ernährungsberatung. Du beschäftigst dich auch mit der molekularen Ernährungsforschung. In höheren Bachelorsemestern und vor allem im Master kannst du dich spezialisieren und damit für deinen späteren Beruf Schwerpunkte setzen. Zum Beispiel kannst du bestimmte Ernährungskonzepte auf zellulärer wie molekularer Ebene analysieren und neue Konzepte entwickeln. Grundlagen der Lebensmittelherstellung und die dazu passenden Technologien sind auch Teil des Studiums.
Weitere Beispiele hierzu sind das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen oder auch Marketing und die Ernährungsberatung.
Hier macht es durchaus Sinn, sich im Vorfeld schon bei der Auswahl der Hochschule über seine Vorlieben und Interessengebiete klar zu werden. So erfährst du auch die unterschiedlichen Anforderungen von Universitäten, die mehr auf Theorie setzen, und Hochschulen der angewandten Forschung, die von Haus aus mehr Wert auf Praxis vom Beginn des Studiums an legen.
Es gibt unterschiedlichste Bezeichnungen, hinter denen ein ernährungswissenschaftliches Studium steckt:

  • Lebensmittelwissenschaften
  • Gesundheit und Ernährung
  • Clinical Nutrition
  • Food Science
  • Ernährungstherapie
  • Ernährungs- und Verbraucherbildung
  • Humanernährung

Das Studium ist interdisziplinär ausgerichtet, im Vordergrund stehen eindeutig die Naturwissenschaften wie Chemie, Biologie und Physik.

Studienverlauf des Bachelor of Science

Im 1. und 2. Semester: Lehre der naturwissenschaftlichen Grundlagen:

  • Chemie
  • Biologie
  • Physik 
  • Mathematik mit Statistik
  • Grundlagen der Anatomie
  • Ernährungslehre


3. bis 6. Semester: Kernfächer der Ernährungswissenschaften:

  • Bio- und Lebensmittelchemie
  • Immunologie
  • Physiologie
  • molekularbiologische und biomedizinische Forschungsmethoden
  • Humanbiologie
  • Anatomie
  • Ernährungslehre und Lebensmittelwissenschaft
  • Marketing und Märkte der Ernährungswirtschaft
  • Qualitätsbewertung tierischer und pflanzlicher Produkte
  • Lebensmittelrecht
  • Lebensmittelhygiene und Toxikologie
  • Lebensmitteltechnologie
  • Ernährungsmedizin und Diätetik


Während des Studiums hast du Praxisphasen unterschiedlicher Länge z.B. in Form von Praxis-Übungen im Labor.

Unterschied zwischen Ernährungswissenschaften und Ökotrophologie

Beide Studiengänge setzen ihren Schwerpunkt zwar in der Ernährung und der Gesundheit, sie nähern sich der Materie aber aus unterschiedlichen Richtungen an.
Die Ernährungswissenschaft ist zwischen den Fächern Biochemie und Medizin einzuordnen und ist eindeutig den Naturwissenschaften zugeordnet. Die Ökotrophologie ist ursprünglich aus der Hauswirtschaft entstanden, sie geht auf die Ernährungswissenschaften und die Haushaltswissenschaften ein. Das heißt, dass hier neben der Ernährung die wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Aspekte eine größere Rolle wie die Versorgung und Betreuung der Menschen spielen. Hier gehört neben der gesunden Ernährung auch die hygienische und wirtschaftliche Haushaltsführung dazu.

Beispiel für Spezialisierungen im Master Food Science an der HAW Hamburg

Der viersemestrige Studiengang M. Sc. in Food Science an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg ist ein forschungs- und anwendungsorientierter Studiengang. Er wird schon seit mehr als zehn Jahren angeboten. In dem interdisziplinären Studium werden technologisches, physikalisches, sensorisches, biologisches, physiologisches und marktorientiertes Wissen zusammengeführt. Ziel ist es, dass du ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis von der Verarbeitung und Herstellung von Lebensmitteln bekommst.
Wenn du vorhast in der Forschung wissenschaftlich oder auch praxisorientiert zu arbeiten oder möglichst später in der Leitungsebene oder als Spezialist:in tätig zu sein, kannst du dich hier mit einem Bachelor-Abschluss in Ökotrophologie, Verfahrenstechnik oder einem verwandten Studiengang wie Lebensmitteltechnologie weiter qualifizieren.
In den ersten drei Studiensemestern lernst du die gesamte Lebensmittelkette zu verstehen, von der Rohware bis zum abgepackten Lebensmittel unter technischen, ökonomischen, ökologischen, lebensmittelrechtlichen und physiologischen Gesichtspunkten. Im vierten Semester schreibst du deine Masterarbeit.
Module an der HAW Hamburg  - Studiengang Food Science - vor der Masterarbeit:

  • Funktionalität von Lebensmittelinhaltsstoffen
  • Technologie der Lebensmittelverarbeitung
  • Nachhaltigkeit
  • Angewandte Statistik
  • Angewandte Mathematik
  • Lebensmittel-Innovationsmarketing
  • Sensorische Wahrnehmung und Verbraucherakzeptanz
  • Innovative Produktentwicklung
  • Lebensmittelinnovation
  • European and International Food Law
  • Mikrobiologie und Toxikologie
  • Industrielle Produktionsprozesse
  • Ernährung und Ernährungsforschung .
  • Lebensmittelanalytik und Qualität
  • Verpackungs- und Logistiksysteme
  • Management und Führung

Durch Kooperationen mit Hamburger Unternehmen, mit Instituten und Behörden kannst du hier mit einem großen Praxisbezug studieren und durch die Studienkontakte in unterschiedlichsten Bereichen der Lebensmittelindustrie einsteigen.

Ernährungswissenschaft Ohne Labor geht nichts

Anja, Studentin im Masterstudium "Food-science" an der HAW Hamburg | Bild: BR | Elisabeth Kölbl

"Mir macht es besonders Spaß, dass wir sehr aktiv in diesem Studium sind, dass wir eben diese Labor Möglichkeiten haben. Wir hatten es im ersten Semester schon in einem Verfahrenstechnik Labor, jetzt eben im ernährungswissenschaftlichen Labor, hier können wir selbst Produkte entwickeln. Ich finde es total super, wenn man an verschiedenen Modulen sieht, wie die später vielleicht auch im Beruf funktionieren und wie die vielleicht auch alle miteinander zusammenhängen. Gerade wenn man ein eigenes Projekt hat, kann man das gut nachvollziehen."

Anja, im Masterstudium Food Science an der HAW Hamburg

Skills Welche Skills brauchst du für ein Studium der Ernährungswissenschaft?

  • Mathematische und physikalische Fähigkeiten
  • Begeisterung für Biologie, Physik, Chemie
  • Naturwissenschaftliches Verständnis
  • Grundsätzliches Chemieverständnis mit Lust zum Experimentieren für die Lebensmittelentwicklung
  • Interesse an Laborarbeit
  • Analytische Fähigkeiten
  • Sprachbegabung
  • Kommunikationsstärke
  • Sozialkompetenz (besonders wichtig im Bereich der Ernährungsberatung und Ernährungstherapie)
  • Interesse an der Lebensmittelindustrie
  • Verantwortungsbewusstsein im Zusammenhang mit der Lebensmittelsicherheit

Für Ernähungswissenschaft brauchst du Faszination für Lebensmittel

Anja, Studentin im Masterstudium "Food-science" an der HAW Hamburg | Bild: BR | Elisabeth Kölbl

"Mein Berufsziel ist zwar noch nicht ganz konkret, aber da ich es ja super spannend finde, dass Ernährung und Lebensmittel einen so großen Einfluss auf unsere ganze Welt haben, möchte ich da meinen Teil dazu beitragen. Sei es für die Gesundheit der Menschen, aber auch für die Ernährungssicherheit im Sinne, dass alle Menschen sich gesund ernähren können. Mich interessiert auch der Einfluss der Klimakrise auf Lebensmittel und die Biodiversität."

Anja, im Masterstudium Food Science an der HAW Hamburg

Beruf und Karriere

Berufe im Bereich der Ernährung liegen voll im Trend, dadurch sind die Studiengänge Ernährungswissenschaft und Ökotrophologie gefragt wie nie zuvor. Die Berufsaussichten für zukünftige Ernährungswissenschaftler:innen sehen grundsätzlich positiv aus. Durch immer häufiger auftretende Lebensmittelallergien oder -intoleranzen und steigendes Ernährungsbewusstseins (z.B. Low Carb, vegan oder Paleo-Diät) gewinnt Ernährung immer mehr an Bedeutung und entwickelt sich zum Live-Style Thema. Mit einem Masterabschluss steht dir auch ein akademischer Werdegang offen oder eine Anstellung in der Forschung.
Durch die interdisziplinäre Studienausrichtung kannst du in folgenden Bereichen tätig werden:

  • Produktentwicklung, Produktion, Vertrieb, Marketing
  • Beratung, Aufklärung und Prävention
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Administrative Tätigkeiten und Qualitätssicherung
  • Familien- und Entwicklungshilfe
  • Lebensmittelprüfung
  • Forschung und Lehrtätigkeit
  • Betriebs- oder Abteilungsleitung in der Lebensmittelbranche

Mögliche Arbeitgeber sind:

  • Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
  • Chemische Industrie
  • Pharmaindustrie
  • Forschungseinrichtungen
  • Krankenhäuser
  • Kantinen, Mensen
  • Einrichtungen der Altenpflege, Kindergärten, Schulen etc.
  • Krankenkassen
  • Verbraucherzentrale
  • Marktforschung usw.

Tipp zur Selbständigkeit – Ernährungsberater:in:
In der Ernährungsberatung kannst du dich selbstständig als Ernährungsberater:in oder Verbraucherberater:in machen. Hier kann eine Nische gerade mit Spezialisierungen geschaffen werden, denn Unverträglichkeiten, Allergien, Essstörungen und andere Probleme im Bereich Ernährung sind immer stärker in der Bevölkerung zu beobachten. Viele Betroffene suchen gerade hier Beratungsleistungen.

Gehalt

Ernährungsberater:innen verdienen zwischen 3.200 und 4.900 € brutto (im Durchschnitt 4.200 €) monatlich. Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit, liegt in Bayern das Gehalt am höchsten mit 4.553 € im Monat, im Vergleich dazu liegt das Gehalt in Baden-Württemberg bei 4.211 € und in Berlin bei 3.156 € im Monat. Das Gehalt der Ökotrophologinnen und Ökotrophologen liegt im Vergleich mit einer Spanne von 3.077 und 5.180 €  (Durchschnitt von 4.019 €) darunter.
Die Ernährungswissenschaftler:innen reihen sich in ein Bruttojahresgehalt zwischen 36.600  und 54.000 € je nach Studienabschluss, Größe des Arbeitgebers und Standort ein.
Der Unterschied zwischen einem Uniabschluss und einem Abschluss an einer Hochschule für angewandte Forschung macht sich in einer Differenz von um die 8000 € im Jahresbruttogehalt bemerkbar. Die Gehälter in Großunternehmen sind wie fast immer um einiges höher als bei kleinen oder mittleren Unternehmen.

Quelle Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit und Studie von foodjobs.de in Kooperation mit dem Berufsverband Ökotrophologie e. V.