ARD alpha Uni Evangelische Theologie studieren
Vivien studiert Evangelische Theologie für Pfarramt an der LMU München. Ein Studium, das sich mit christlichem Gottes- und Menschenverständnis und Seelsorge beschäftigt.
Zulassungsvoraussetzungen
Für das Studium der Evangelischen Theologie brauchst du die Allgemeine Hochschulreife, also ein Abitur. Aber auch Berufstätige mit einer Vorbildung im kirchlichen Bereich können sich für einen Studienplatz bewerben. In dem Fall durchläufst du eine Eignungsprüfung an der jeweiligen Hochschule oder Universität, an der du dich bewirbst. Danach entscheidet die Hochschule über deine Zulassung zu Studium.
Dazu musst du als Sprachkenntnisse ein Latinum, ein Graecum und ein Hebraicum, also Latein, Altgriechisch und Althebräisch, vorweisen können. Wer diese Sprachkenntnisse nicht mit ins Studium bringt, etwa von einem Abitur an einem Humanistischem Gymnasium, kann/muss alle drei Sprachen zum Teil vor und auch zu Beginn des Studiums nachholen.
Dazu brauchst du eine gewisse persönliche religiöse Resonanz, deinen eigenen Zugang zum Religiösen, Spirituellen - zum christlichen Glauben. Theologie studieren heißt, Texte und Ideen der Gegenwart und Vergangenheit zu entdecken, aber auch sich selbst in Dingen des Glaubens immer wieder zu hinterfragen und hinterfragen zu lassen. Theologiestudierende lernen mit einer unglaublich breiten Methodenvielfalt die christliche Religion zu erforschen und eignen sich viele Skills an, die über das theologische Arbeiten weit hinaus gehen.
Das Theologiestudium bereichert Weltsicht und Glaube
"Ich empfinde das gar nicht so sehr, dass der Glaube im Theologiestudium auseinandergenommen wird, sondern es ist ein anderer Blickwinkel. In den Seminaren und Vorlesungen ist es die wissenschaftliche Sicht auf die Quellen. Und davon kann man im zweiten Schritt für sein eigenes Glaubensleben lernen und es hinterfragen. Luther war ja auch nur ein Mensch. Ihn als Heiligen zu überhöhen und zu sagen, wir richten uns nach allem, was er gesagt hat, ist ja Quatsch. Ich empfinde es als Bereicherung von Luther direkt am Originaltext Dinge zu lesen, die ich schon mal so vage in der Schule gehört habe. Und im ‚genauer Hingucken‘ kann man einiges neu verstehen. Und das kann den Glauben stärken."
Vivien Schneider, Studentin im 5. Semester für evangelisches Pfarramt an der LMU München
Studiendauer und Studieninhalte:
Ein Studium der Evangelischen Theologie dauert je nach Universität und gewähltem Abschluss in der Regel zwischen vier und zehn Semester. Nur an drei Universitäten, Paderborn, Würzburg und Bamberg, kann man Evangelische Theologie im Bachelor als Hauptfach studieren. Alle anderen Hochschulen und Universitäten bieten als Studiengänge Evangelische Theologie für das Pfarramt, Evangelische Theologie im Magisterstudiengang oder im Masterstudiengang an. Die Inhalte sind ähnlich. Beide Studiengänge erlauben mit Nebenfächern auch den Blick in andere wissenschaftliche Fachbereiche bzw. Fakultäten. Oft wird ein Lehramtstudium im Nebenfach dazu gewählt.
Studieninhalte:
Zum Studienstart stehen in jedem Studiengang die Sprachen an erster Stelle. Sie sind Voraussetzung, um dich überhaupt für die exegetischen Module anmelden zu können. In der Exegese geht es um das richtige Verständnis der biblischen Texte. Dazu werden sie im historischen, theologischen und kulturellen Kontext gelesen und erschlossen. Erst später wird es in anderen Modulen darum gehen, sie auszulegen und zu deuten, was die Texte heute für die Menschen bedeuten können.
Es gilt die Sprachen zu lernen, in denen die Bibel und wichtige Dokumente der reformatorischen Kirchen geschrieben sind: Latein, die Sprache der frühen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Kirche, Althebräisch, die Sprache des Alten Testamentes und Altgriechisch, die Sprache des Neuen Testamentes. Die Evangelisch-Theologische Fakultät bietet dazu jeweils im Sommersemester und auch in den Sommersemesterferien Feriensprachkurse für Althebräisch an, sodass die ‚angehenden‘ Studierenden zum Studienstart im Wintersemester auch das erste Basismodul Altes Testament besuchen können.
Altgriechisch ist über zwei Semester angelegt und startet im Wintersemester, wird im Sommersemester weitergeführt und schließt mit der staatlichen Graecums-Prüfung ab. Mit Bestehen auch dieser Prüfung können dann im folgenden Wintersemester, de facto dem dritten Semester, die Basismodule Neues Testament besucht werden.
Die LMU empfiehlt denen, die diese Sprachkenntnisse noch nicht erworben haben, mit Latein im dritten Semester zu starten. Für die Anmeldung zur Zwischenprüfung müssen die Studierenden das Latinum vorweisen. Die Zwischenprüfung findet in der Regel nach dem 6. Semester statt. Diejenigen, die keine dieser Sprachkenntnisse vorweisen können, müssen mit einem großen Zeitinvest diese nachholen.
Das Studium der evangelischen Theologie für das Pfarramt dauert acht Semester
Es umfasst folgende Fachgebiete:
- Einführung Altes Testament
- Einführung Neues Testament
- Kirchen- und Dogmengeschichte
- Systematische Theologie (Sie umfasst die Teilbereiche Dogmatik, Ethik, Ökumenische Theologie und Religionsphilosophie)
- Religionswissenschaft/Interkulturelle Theologie
- Praktische Theologie (sie umfasst die Teilbereiche Homiletik, Religionspädagogik, Poimenik(=Seelsorge)/Pastoralpsychologie, Kirchentheorie/Pastorallehre und Diakoniewissenschaft)
Dabei nimmt das Studium und die Arbeit mit den biblischen Schriften einen relativ großen Stellenwert ein und zieht sich durch das Grund- und Hauptstudium.
Das Grundstudium dauert in der Regel vier Semester, inklusive Gemeindepraktikum. Dieses Praktikum ist studienbegleitend angelegt. Zum Studium gehört auch Erfahrung als Lehrer oder Lehrerin in der Schule zu sammeln. Auch in diesem Praktikum wirst du begleitet.
Das Hauptstudium dauert weitere sechs Semester, in denen sich nun der Fokus in Richtung der pastoralen, also praktisch-theologischen, d.h. seelsorglichen Fächer, verschiebt und die im Grundstudium grundgelegten Fächer weiter vertiefen. In der sogenannten Integrationsphase, den letzten beiden Semestern, wirst du auf das Theologische Examen vorberietet, das aus mündlichen Prüfungen und schriftlichen Klausuren besteht. Und: du schreibst in dieser Zeit deine wissenschaftliche Hausarbeit.
Das Studium der Evangelischen Theologie wird auch mit dem Abschluss Magister angeboten
Evangelische Theologie wird an einigen Universitäten als Magisterstudiengang angeboten und umfasst 10 Semester. Mit dem Abschluss erwirbst du den akademischen Grad Magister Theologiae (Mag. Theol.).
Andere Universitäten und Hochschulen bieten den Studiengang evangelische Theologie im Bachelor- und Mastersystem an. Dort erwirbst du die akademische Titel Bachelor of Arts (B.A.) und Master of Arts. (M.A.). Wobei sich beide Studiengangsarten, Magister und Master, inhaltlich ähneln. Beide Abschlüsse qualifizieren für den Eintritt in das Vikariat und damit in den kirchlichen Dienst. Das Vikariat ist die innerkirchliche Ausbildung für das Pfarramt in den evangelischen Landeskirchen.
Die beiden letzteren Abschlüsse sind im Bologna-System international vergleichbarer. Der Bachelor-Abschluss im Hauptfach qualifiziert allerdings nicht für das Pfarramt und das Lehramt Religion, sondern für die innerkirchliche Ausbildung zum Diakonat oder die Arbeit als Gemeindehelfer:in.
Der Magisterstudiengang Evangelische Theologie entspricht einem Vollstudium der Evangelischen Theologie. Das Studium vermittelt die theoretische und empirisch fundierte Ausbildung Theologie als Wissenschaft zu betreiben.
Das Grundstudium im Magisterstudiengang dauert in der Regel vier Semester und wird mit einer Zwischenprüfung abgeschlossen.
Das Hauptstudium im Magisterstudiengang erstreckt sich über weitere sechs Semester. Am Ende steht die Magisterarbeit und die Abschlussprüfung.
Das Magisterstudium an der LMU München beinhaltet alle Disziplinen der Evangelischen Theologie und beinhaltet auch Skills, die sich außerhalb des Kirchlichen Dienstes anwenden lassen, z.B. Textanalyse, Kultur des Nahen Ostens und des Abendlandes, Literaturgeschichte, Religionswissenschaft, Geschichte, Recht, Ethik, Pädagogik, Didaktik, Medien, Rhetorik, Interkulturelle Kompetenzen und vieles mehr.
Hier die verschiedenen Studienfächer:
- Altes Testament (AT) Exegese alttestamentlicher Texte, religionsgeschichtliche und literaturgeschichtliche Fragestellungen, Theologie und Hermeneutik der Hebräischen Bibel
- Neues Testament (NT) Exegese neutestamentlicher Texte, religionsgeschichtliche und literaturgeschichtliche Fragestellungen, Theologie des NT im Kontext der griechisch-römischen Kultur sowie des Frühjudentums
- Kirchengeschichte (KG) alle Epochen der Kirchengeschichte, Theologie- und Dogmengeschichte, weltweite Kirchengeschichte
- Systematische Theologie (ST) Ethik, Dogmatik, Theologiegeschichte, Religionsphilosophie und Ökumene
- Praktische Theologie (PT) Reflexion kirchlicher und religiöser Praxis, Homiletik/Theorie medialer Kommunikation, Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts
- Religionswissenschaft (RW) Interkulturelle Theologie, Religionssoziologie und Religionsgeschichte, Medien und Religion
Auch der Magisterstudiengang beinhaltet Module in Philosophie, Praktika und interdisziplinäre Module. In Wahlpflichtfächern können eigene Schwerpunkte gesetzt werden und in einzelnen Lehrveranstaltungen kann über den eigenen Tellerrand hinaus in andere Fakultäten geblickt werden.
Evangelische Theologie im Hauptfach kann mit der Kirchlichen Prüfung für das Pfarramt oder mit der Prüfung zum Magister Theologiae (Mag. Theol.) abgeschlossen werden. Beide qualifizieren für das Vikariat als Vorausbildung für das Pfarramt in einer evangelischen Landeskirche. Der Magisterstudiengang ist im Fächerkanon und in der Vertiefung etwas breiter konzipiert und erleichtert im Falle den Eintritt in eine Hochschullaufbahn.
Evangelische Theologie kann als Bachelorstudiengang im Hauptfach mit einer gewissen Bandbreite an Hauptfächern derzeit nur an drei Universitäten studiert werden: Paderborn, Würzburg und Bamberg.
Theologie zu studieren, erscheint vielen seltsam
"Also, wenn ich so auf Partys unterwegs bin und es kommt raus, was ich studiere, dann schauen die Leute manchmal ein bisschen skeptisch. Als Erstes kommt dann immer die Frage, wie das denn sein kann, dass ich als Frau so was mache. Dann antworte ich meistens, dass ich evangelisch bin. Dann geht bei den meisten auch direkt ein Licht an. Ja, aber es entwickeln sich schon irgendwie immer auch die gleichen Gespräche. Als nächstes wird dann meistens die Frage gestellt, ob ich auch an Gott glaube und so hat man immer irgendwie ein Gesprächsthema, womit man schnell mit den Leuten ins Gespräch kommt. Aber manchmal ist es ein bisschen anstrengend. Tatsächlich wird man auch oft in eine Schublade gesteckt. Ja, ich wurde auch tatsächlich schon gefragt, was ich denn später mal verdienen würde im Kloster. Da konnte ich dann auch nur schmunzeln."
Vivien Schneider, Studentin im 5. Semester für evangelisches Pfarramt an der LMU München
Welche Skills brauchst Du?
- Ein Händchen und Liebe für alte Sprachen
- Kulturelles Interesse
- Zugang zu historischen Texten
- Große Lese- und Lernbereitschaft
- Soziale Kompetenz
- Freude an der Arbeit mit Menschen
- Einen persönlichen Zugang zum Glauben und zu Spiritualität
Als Pfarrerin steht man immer im Blick der Öffentlichkeit
"Also ich glaube, man muss das Theologiestudium schon auch vom Beruf ein bisschen trennen. Fürs Theologiestudium ist das nämlich gar nicht so wichtig, dass man extrovertiert ist oder besondere soziale Kompetenzen hat. Die Frage nach der Trennung von meinem Amt später als Pfarrerin und meiner Person, das ist eine Frage, die mich sehr bewegt. Und ich denke, dass unsere Generation eine sein wird, die stärker darauf schauen wird. Natürlich, jeder muss für sich persönlich entscheiden. Aber wie das mal sein wird, wenn ich mit meiner Familie einkaufen gehe – und die Leute denken, da ist die Frau Pfarrerin und die kauft ganz viel Pommes. Man steht immer in der Öffentlichkeit und ist auch ständig ansprechbar für die Menschen. Und das ist es schon spannend, zum Beispiel bei Luther zu gucken, was er alles bewegt hat. Er hat diese Institution Pfarrer in Familie, Pfarrer in der Gesellschaft so gegründet, die Aufhebung des Pflichtzölibats hat er vorangebracht und Katharina von Bora, seine Frau, wurde geradezu als Proto-Pfarrfrau verehrt."
Vivien Schneider, Studentin im 5. Semester für evangelisches Pfarramt an der LMU München
In welchen Berufen arbeiten evangelische Theologen und Theologinnen?
Theologen und Theologinnen erwerben in ihrem Studium ein enorm breites Portfolio an Skills, die auch außerhalb des kirchlichen Dienstes gebraucht werden. So gib es kaum eine Branche, in dem Theologinnen und Theologen nicht vertreten sind. In der Wirtschaft finden sie sich oft in Personalabteilungen wieder, zuständig für Human Ressource. Sie arbeiten in Abteilungen für Weiterentwicklung in großen Konzernen, zuständig oft für ethische Zukunftsfragen, in der Politikberatung zuständig für Fragen der Sozialethik, in Verlagen, im Journalismus, in NGOs, in Ordensgemeinschaften. Auch in den großen Hilfswerken der Evangelischen Kirchen wie die Diakonie, Brot für die Welt sind sie zu finden und in Lehre und Forschung, sowie in der Politikberatung.
Evangelische Theologinnen und Theologen arbeiten in vielen Arbeitsfeldern:
- Kirchlicher Dienst
- Ordensgemeinschaften
- Schulen
- Kirchliche und öffentliche Bildungseinrichtungen
- Gesundheits- und Sozialwesen
- Verlagswesen
- Bibliotheks- und Archivwesen
- Personalmanagement
- Journalismus
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Wissenschaft
- Wirtschaft
- Politikberatung und Politik (Einige der Politiker der Wendezeit aus der ehemaligen DDR waren Theologen. Aber auch Mandatsträger im Bundestag wie Antje Vollmer, Susanne Kastner und Peter Hintze sind evangelische Theologinnen und Theologen. Der Bundespräsident a.D. und evangelische Theologe Joachim Gauck war vor seiner politischen Karriere Pastor der Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs.)
- Kultur
….. und in vielen Bereichen mehr.
Der Verdienst variiert je nach Berufstand und Landeskirche
Evangelischen Theologen und Theologinnen, Pastoren und Pastorinnen verdienen zwischen 3672 Euro brutto und 6750 Euro brutto, abhängig von der Position, die sie in einer Institution oder in einem Unternehmen innehaben, oder auch abhängig davon, welches Amt sie in der jeweiligen Landeskirche bekleiden.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer im Vorbereitungsdienst, im sogenannten Vikariat, verdienen zwischen 1800 Euro brutto bis 2500 Euro brutto. Dabei ist zu beachten, dass das Vikariat in der Regel ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis begründet und daher keine Abzüge für die Rentenversicherung anfallen.
Quelle: beruf-trifft-kirche.de
Zum Theologiestudium gehört ein Stück Glaube und Spiritualität
"Zum Glauben habe ich alleine gefunden - in meiner Jugend. Ich habe so mit 13 oder 14 Jahren angefangen mir die wirklich großen Fragen des Glaubens zu stellen. Als ich zwölf Jahre alt war, kamen meine zwei Schwestern auf die Welt, Marlene und Leni. Leni verstarb aber leider relativ bald nach der Geburt. Und Marlene ist als Frühgeburt mit 395 Gramm auf die Welt gekommen und hat daher jetzt auch eine schwere Behinderung. Sie ist blind und taub und kann auch nicht laufen. Und das war eine sehr prägende Erfahrung für mich als Jugendliche. Da habe ich, ich glaube auch durch die Beerdigung, mehr zum christlichen Glauben und auch zu den Vorstellungen von Ewigkeit und Leben nach dem Tod gefunden."
Vivien Schneider, Studentin im 5. Semester für evangelisches Pfarramt an der LMU München