ARD alpha Uni Lehramt für Sekundarstufe I studieren
Lehrer und Lehrerinnen werden dringend gesucht, auch für die Sekundarstufe I, also die 5. bis 10. Klasse. Wer sich heute für ein Lehramtsstudium entscheidet, hat die Garantie für einen Job. Für Ann-Christin ist der Lehrerberuf aber kein Job, sondern er hat mit Berufung zu tun.
Zulassungsvoraussetzungen
Wer für das Lehramt an Mittelschulen und Realschulen bzw. der Sekundarstufe I studieren will, muss in der Regel die Allgemeine Hochschulreife, also ein Abitur, vorweisen. Auch mit einer einschlägigen fachgebundenen Hochschulreife, also einem Fachabitur, oder einer vom jeweiligen Kultusministerium anerkannten Berufsausbildung mit Meisterabschluss und entsprechender Berufserfahrung kannst du zum Studium zugelassen werden. In der Regel bieten nur Universitäten das Lehramtsstudium an. Ausnahmen gibt es, wie zum Beispiel die Pädagogische Hochschule in Freiburg im Breisgau, an der Ann-Christin studiert, die ihr in unserem Film kennenlernen könnt.
Manche Universitäten empfehlen zusätzlich den Nachweis von abgeleisteten Vorpraktika oder von sogenannten Orientierungspraktika in verschiedenen Schultypen. Normalerweise wird erwartet, dass du dir diese Praktika selbst organisiert.
In manchen Bundesländern wie zum Beispiel Baden-Württemberg musst du, um überhaupt zum Lehramtsstudium zugelassen zu werden, einen sogenannten Lehrer:innenorientierungstest (CCT) absolvieren.
Trotz eklatantem Lehrermangel in Deutschland können einzelne Fächerkombinationen im Lehramtsstudium an einzelnen Universitäten und Hochschulen mit einer Zulassungsbeschränkung (NC) belegt sein. Das hängt tatsächlich ausschließlich an der Anzahl der Studienplätze, die die jeweilige Hochschule oder Universität vorhält. Bitte wende dich daher an die Studienberatung der Universität oder Hochschule, an der du auch studieren willst, um die Konditionen zu erfahren.
Entscheidest du dich für Wahlfächer wie Sport, Musik, Englisch oder Kunst, musst du in der Regel deine Fähigkeiten in einer Eignungsprüfung nachweisen, um einen Studienplatz zu erhalten.
Studieren mit viel Praktika
Bildung ist Ländersache
So ist die gesetzliche Regelung in Deutschland. Das hat große Auswirkungen auf die Schullandschaft. Nicht überall in Deutschland gibt es die gleichen Schultypen. Jeder Schultyp aber erfordert einige Spezialkenntnisse. Damit zieht der kurze Satz „Bildung ist Ländersache“ auch Konsequenzen für die Lehrer- und Lehrerinnenausbildung in Deutschland nach sich. Sie ist alles andere als einheitlich. In den meisten Bundesländern musst du für den Lehrerberuf mindestens einen Masterabschluss für die Sekundarstufe I oder II vorweisen, in einigen Bundesländern ein Staatsexamen absolvieren, um in den Schuldienst einsteigen zu können.
Exkurs: Was bedeutet Sekundarstufe I und II überhaupt?
Einige Bundesländer unterscheiden nach der Grundschule im Schulsystem zwischen Sekundarstufe I und Sekundarstufe II. Sekundarstufe I umfasst in dem Fall alle weiterführenden Schulen, die von der 5. Bis zu 10. Klasse führen. Die Sekundarstufe II umfasst die Schulen, die auch die Klassen 11 und 12, bzw. 11 bis 13 anbieten. Das sind in der Regel Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen.
Bundesländer wie zum Beispiel Bayern, Hessen und auch Baden-Württemberg kennen neben Gesamtschulen auch das dreigliedrige Schulsystem und bieten dafür entsprechende Lehramtsstudiengänge an, eben für Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien oder Mittelschule und Realschule in Kombi und wiederum extra für Gymnasium. Der relevante Abschluss, um in Bayern in den Schuldienst gehen zu können, ist das Staatsexamen.
Die meisten Bundesländer haben in der Lehrer:innenausbildung auf das Bachelor- und Master-System und auf Sekundarstufe I und Sekundarstufe II umgestellt. Bayern bildet hier eine Ausnahme, hier musst du dich entscheiden, für welchen Schuldtyp du dich ausbilden lassen willst, denn hier ist die Lehramtsausbildung an den Schularten orientiert.
Grade für Studierende in Bayern kann da das Angebot der Katholischen Universität Eichstädt-Ingolstadt interessant sein, das mit dem sogenannten Eichstätter Studienmodell Lehramtplus Studierenden die Möglichkeit eröffnet, ohne wirklich großen Mehraufwand, im Rahmen des Lehramtsstudiums neben dem Staatsexamen auch einen Bachelorabschluss zu erwerben. Der Bachelorabschluss der KU Eichstätt-Ingolstadt ist so gestaltet, dass er auch auf ein außerschulisches Berufsfeld im Bereich Pädagogik qualifiziert.
Ann-Christin sieht sich als Lernpartnerin für ihre Schüler:innen
"In meiner eigenen Schullaufbahn habe ich mir mit dem Lernen nicht von Anfang an so leichtgetan. Also mir wurden Sätze gesagt wie: „Das Lernen muss gelernt sein“. Das ist richtig. Die Frage ist: Wie kann ich das lernen? Wie kann ich als Lehrkraft aus heutiger Perspektive die Schülerinnen und Schüler auf diesem Weg unterstützen? Deshalb bin ich der Meinung, dass ich die Schüler und Schülerinnen aufgrund meiner eigenen Erfahrungen doch auch intensiv auf diesem Weg begleiten und unterstützen kann."
Ann-Christin, 3. Semester Masterstudiengang Lehramt Sekundarstufe I, Pädagogische Hochschule Freiburg
Studienablauf und Dauer des Lehramtsstudiums für die Sekundarstufe I
Das Lehramtsstudium umfasst ein Bachelorstudium von in der Regel sechs Semestern und ein Masterstudium von in der Regel weiteren vier Semestern.
Im Bachelorstudium befasst du dich, zum Beispiel an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, zunächst mit allgemeinen bildungswissenschaftlichen Fächern wie Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie und Grundfragen der Bildung und Inklusion, dazu kommen zwei Didaktikfächer deiner Wahl aus der folgenden Liste:
- Biologie
- Chemie
- Deutsch
- Englisch
- Ethik
- Französisch
- Geographie
- Geschichte
- Kunst
- Mathematik
- Physik
- Politikwissenschaft
- Sport
- Technik
- Evangelische oder katholische Theologie/Religionspädagogik
- Wenige Universitäten in Deutschland bieten auch Islamische Theologie/Religionspädagogik als Didaktikfach an.
- Wirtschaftswissenschaft
Beachte! Nicht alle Fächerkombinationen sind möglich. Das wiederum ist abhängig vom Bundesland, bzw. von der Universität oder Hochschule an der du studierst.
Dazu sammelst du - begleitet - in Schulpraktika Erfahrungen im Unterrichten.
In der Regel im sechsten Semester schreibst du deine Bachelorarbeit. Mit bestandenem Bachelorstudium ist der Weg frei in das Masterstudium für das Lehramt Sekundarstufe I. Das Masterstudium qualifiziert dich für den Lehrer:innenberuf und den Einstieg in den Schuldienst.
Nach bestandener Prüfung und angenommener Bachelorarbeit verleiht die Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau den akademischen Titel Bachelor of Arts Lehramt Sekundarstufe I. (B.A.)
Im Masterstudium vertiefst du deine Kenntnisse in den allgemeinen Bildungswissenschaften Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie und Grundfragen der Bildung und Inklusion. Du lernst, mit welchen Lehrmethoden du die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 passgenau ansprichst und mit welchen Themen du die Schülerinnen und Schüler packen kannst.
Auch im Masterstudium sammelst du in begleiteten Praktika Erfahrungen im Unterrichten.
Im vierten Semester deines Masterstudiums verfasst du deine Masterarbeit und schließt dein Lehramtsstudium mit einer studienbegleitenden Prüfung ab.
Nach bestandener Prüfung und angenommener Masterarbeit verleiht z.B. die Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau den akademischen Titel Master of Arts Lehramt Sekundarstufe I.
Ab jetzt steht dir der Weg in das Referendariat im Schulddienst oder auch zu einer Promotion offen. Erst nach dem Referendariat hast du deine Ausbildung für das Lehramt vollständig abgeschlossen.
Deutsch-Französischer integrierter Lehramtsstudiengang an der PH Freiburg
Interessant! An der Pädagogischen Hochschule Freiburg im Breisgau ist es möglich dein deutsches Lehramtsstudium in einem integrierten Lehramtsstudiengang auch für das Lehramt in Frankreich zu kombinieren, sowohl für die Primarstufe als auch für die Sekundarstufe I. Die Hochschule arbeitet dazu mit der Université de Haute-Alsace in Mulhouse und dem Institut Supérieur de Professorat et de l’Education de l’Université de Strassbourg am Standort Colmar zusammen.
Die Pädagogischen Hochschule Freiburg, die Université de Haute-Alsace und die Université de Strassbourg verleihen dir dann den Master Lehramt Primarstufe (M.Ed.) und den Master MEEF (Mériers de l’Enseignement, de l’Education et de la Formation), bzw. den Master Lehramt Sekundarstufe I (M.Ed.) und den Master MEEF (Mériers de l’Enseignement, de l’Education et de la Formation).
Dein deutsch-französischer Abschluss befähigt dich dann für den Schuldienst in Baden-Württemberg und im Elsaß in Frankreich.
Studienablauf und Dauer Lehramtsstudiums für Studienablauf und Dauer Lehramtsstudiums für
In Bayern musst du anstatt des Bachelorstudiums und eines Masterstudiums ein Lehramtsstudium in der Fächerkombination deiner Wahl mit dem Staatsexamen erfolgreich abschließen.
Die Studiendauer beträgt in der Regel sieben Semester. Hast du Erweiterungsfächer wie zum Beispiel Sonderpädagogik, Beratungslehrkraft oder Schulpsychologie musst du mit neun Semestern Regelstudienzeit rechnen.
Auch in Bayern kannst du aus möglichen Kombinationen deine Didaktikfächer-Kombination wählen.
Auch hier musst du zunächst allgemeine Fächer der Erziehungswissenschaft studieren wie allgemeine Pädagogik, Schulpädagogik, Psychologie. Dazu kommen Gesellschaftswissenschaften wie Politik, Soziologie, Volkskunde und Philosophie und Theologie. Allerdings sind sie in den pädagogischen und didaktischen Inhalten auf den jeweiligen Schultyp zugeschnitten.
Ein empfohlenes Orientierungspraktikum, ein Betriebspraktikum, ein Schulpraktikum und studienbegleitende Praktika runden das Studium ab.
Mit dem ersten Staatsexamen schließt du das Studium ab und kannst mit einem Referendariat in den Schuldienst treten. Nach dem zweiten Staatsexamen, am Ende des Referendariats, hast du deine Ausbildung für den Schuldienst auch in Bayern abgeschlossen.
Skills
- Freude an der Arbeit mit Jugendlichen
- Empathie
- Organisationstalent
- Durchsetzungsvermögen
- Sozialkompetenz
- Motivationsfähigkeit
- Belastbarkeit und Geduld
- Kommunikationsfähigkeit
- Psychische Stabilität
In welchen Berufsfeldern arbeiten Sekundarschullehrer:innen?
Mit erfolgreich bestandenem Bachelorstudium kannst du schon ins Berufsleben starten. Du kannst Arbeit in Schulbuchverlagen, Jugendämtern oder in der Verwaltung finden. Viele schließen das Masterstudium ab und gehen nach abgeschlossenem Referendariat an einer staatlichen oder privaten Sekundarschule in den Schuldienst. Die Aufstiegschancen mit abgeschlossenem Masterstudium dürften sich erhöhen, wenn um die Besetzung von Funktionsposten wie die einer Schulleitung oder stellvertretende Schulleitung geht.
Sekundarschullehrer:innen arbeiten hier:
- Staatliche und private Schulen
- Bildungseinrichtungen für Jugendliche
- Schulbehörden, Kultusministerium
- Jugendamt
- Schulpsychologie
- Jugendzentren
- Medien
Das Bachelor- und Mastersystem in der Ausbildung von Lehrer:innen ermöglicht den Einstieg auch in weitere außerschulische Berufsfelder.
Verdienst für Sekundarschullehrer und Sekundarschullehrerinnen
Sekundarschullehrer und Sekundarschullehrerinnen verdienen je nach Schulart und Schulträger zwischen 4554 Euro brutto und 6615 Euro brutto. Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit versteht unter Sekundarschullehrer und Sekundarschullehrerinnen alle Lehrerinnen und Lehrer, die an Gesamtschulen, Waldorfschulen, Gymnasien und anderen Schularten der Sekundarstufe I beschäftigt sind.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Verbeamtete Lehrer und Lehrerinnen im Sekundarbereich werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt. Der Durchschnittsverdienst unterscheidet sich nicht wirklich vom den Angaben des Gehaltsrechners der Bundesagentur für Arbeit. Wichtig für die Einzelnen ist, wenn sie in den Staatsdienst übernommen werden, in welche Gehaltsstufen sie eingestuft werden. Inzwischen werden bundesweit alle Lehrer:innen der Sekundarstufe I in A13 eingegliedert. Tatsächlich haben Bundesländer wie Bayern lange Zeit Mittelschullehrer:innen nur die Besoldung in A12 eröffnet.
Die Aufstiegschancen für Lehrer:innen im Schulbetrieb sind begrenzt. Eine Höhergruppierung in A 14 und A15 ist nur für Lehrer:innen vorgesehen, die in die Funktionsposten, wie zum Beispiel die der Schulleitung, der Stellvertretenden Schulleitung, Schulpsychologin oder Schulpsychologe aufsteigen können.
Die Bezahlung an Schulen privater und kirchlicher Träger regelt das Besoldungssystem des jeweiligen Trägers, das sich wiederum am Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes anlehnt.
Der Lehrerberuf ist kein Job, sondern hat mit dem zu tun, was Ann-Christin Berufung nennt.
"Ich habe mich für die Sekundarstufe I entschlossen, da ich selber auf einer Realschule war und ich gerne Lehrerin an einer Realschule, einer Werkrealschule oder an einer Gemeinschaftsschule wäre. Ich selbst habe das Gefühl, dass ich an einer Realschule eine größere Chance habe, eine Bezugsperson für Schüler und Schülerinnen sein zu können und näher an Schüler und Schülerinnen sein zu können. Gleichzeitig bringt das auch eine große Herausforderung mit."
Ann-Christin 3. Semester Lehramt Sekundarstufe I, Pädagogische Hochschule Freiburg