ARD alpha Uni Pflegeexpertin auf der Krebsstation
Pflegekräfte werden in Deutschland händeringend gesucht. Krankenschwestern und Krankenpfleger können es sich praktisch aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Alica studierte Pflegewissenschaft dual und hat mit dem Bachelor of Science abgeschlossen. Jetzt arbeitet sie am Klinikum Oldenburg als Pflegeexpertin in der Onkologie. Dort betreut die Krebspatientinnen und Krebspatienten nach der Chemotherapie.
Zulassungsvoraussetzungen
Um als examinierte Pflegefachfrau, oder examinierter Pflegefachmann arbeiten zu dürfen, musst du eine dreijährige Ausbildung an einer Fachakademie für Pflege erfolgreich absolvieren. Mit dem erfolgreichen Abschluss erwirbst du den Berufsabschluss Pflegefachfrau, bzw. Pflegefachmann. Früher hießen diese Berufsbezeichnungen Krankenschwester und Krankenpfleger. Mit einem Realschulabschluss oder mit einem Abschluss an einer Mittelschule und einer Ausbildung zur Pflegehilfskraft kannst du ebenfalls zur Ausbildung an einer Fachakademie für Pflege zugelassen werden.
Neu eingeführt wurde in den letzten Jahren das Studium der Pflegewissenschaft. Darunter fällt eine Reihe von Einzeldisziplinen, die ebenfalls in eigenen Studiengängen, sei es im Bachelor oder auch im Master, studiert werden können. Zum Beispiel: Pädiatrie, also Gesundheits- und Kinderkrankenpflege oder gerontologische Pflege und Therapie, also Altenpflege oder Pflegemanagement, Medizinpädagogik, Gesundheitspsychologie, Intensivpflege, Anästhesiepflege und andere. Intensivpflege und Anästhesiepflege wird übrigens oft auch als Kombi angeboten. Und es gibt noch weitere Spezialisierungen.
Diese Studiengänge schließt du mit einem Bachelor of Science (B.Sc.) oder auch einem Master of Science (M.Sc.), selten mit einem Master of Arts (M.A.), ab und kannst danach in den Beruf starten. Der Vorteil eines abgeschlossenen Studiums im Bereich der Pflegewissenschaft ist, dass du neben dem akademischen Abschluss, auch einen staatlichen Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann mitbringst. Die akademische Ausbildung ist inzwischen für die meisten Leitungs- und Spezialfunktionen im Arbeitsfeld Pflege die Voraussetzung.
"Der Pflegeberuf verändert einen auch persönlich."
"Mir werden immer Patienten im Gedächtnis bleiben, die ich nie vergessen werde, weil man durch die Patienten, aber auch durch Kollegen viel, viel gelernt hat. Natürlich gibt es nicht nur positive Erfahrungen, negative Erfahrungen sind auch immer dabei, aber aus denen kann man auch sicherlich sehr viel lernen und sehr viel ziehen. Und das hat mich selber nicht nur beruflich, sondern auch persönlich weitergebracht, da habe ich mich sehr weiterentwickelt. Einfach zu sehen, dass man jeden Tag wirklich was Gutes tun kann und auch diese Dankbarkeit, die einfach da ist."
Alicia, B.Sc. und Pflegefachfrau am Klinikum Oldenburg
Skills & Fähigkeiten für die Arbeit in der Pflege
- Freude mit Menschen zu arbeiten
- Große Belastungsfähigkeit
- Bereitschaft, dich mit Krankheit, auch dem Tod auseinanderzusetzen
- Fähigkeit, dich abzugrenzen
- psychische und charakterliche Stabilität
- Kommunikationsfähigkeit
- menschliches Leid aushalten können
- Stressresistenz
- Teamfähigkeit
- Berufung
In der Pflege arbeiten, hat nichts mit einem Job zu tun. Pflegefachkräfte haben oft ein gewisses „Etwas“. Es sind oft besondere Menschen. Da spielt wohl das mit, was man etwas pathetisch formuliert Berufung nennt und was dem Begriff „Beruf“ den Namen gibt. Du musst dir im Klaren sein, dass du mit Menschen arbeitest, denen du viel geben willst: Gesundheit, Begleitung in schwerer Zeit, eventuell bis zum Tod. Und es wird viele Menschen geben, die dir das dann auch danken, wenn es klappt. Und du wirst Menschen treffen, mit denen klappt das nicht. Auch das musst du aushalten können. Und es kann passieren, dass du ein Stück auch die Angehörigen begleiten musst, wenn es für den jeweiligen kranken Menschen schwierig wird. Wer mit Krankenschwestern und Krankenpflegern über das, was sie mit Patientinnen und Patienten erleben, spricht, merkt aus deren Erzählungen schnell wie erfüllend und sinnstiftend der Pflegeberuf für einen persönlich sein kann.
"Im Pflegeberuf kommst du auch mit dem Tod in Berührung."
"Es ist schon schwer. Es ist schon eine besondere Situation, eine Ausnahme. Auf der einen Seite war es sehr, sehr emotional und auch traurig und es ist auch vielen von uns nahegegangen. Es sind auch so ein paar Tränchen geflossen, aber auf der anderen Seite war das auch einfach sehr erfüllend, weil man den Patienten einfach den letzten Wunsch erfüllen konnte und auch gesehen hat, wie glücklich es die Patienten gemacht hat und wie erfüllt sie dann noch waren. Da muss man einfach selber auch auf sich achtgeben, nicht zu nah ranzugehen, aber auch menschlich zu bleiben. Jeder ist da natürlich auch individuell. Andere bleiben distanziert, um es einfach nicht an sich nah heranzulassen. Das ist total in Ordnung und andere sind halt emotional dabei. Und auch das, denke ich, macht eine gute Pflegekraft aus."
Alicia, B.Sc. und Pflegefachfrau am Klinikum Oldenburg
Arbeitsfelder Wo arbeiten Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner?
- Krankenhäuser, Kliniken, Altenheime und Pflegeheime staatlicher und privater Träger
- Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste kirchlicher Träger wie zum Beispiel Caritas, Diakonie, Kath. Frauenbund, Ordensgemeinschaften
- Rettungsdienste wie Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Rettungsdienst der Feuerwehr oder des Arbeiter-Samariterbundes
- Ambulante Pflegedienste öffentlicher und privater Träger
- Gesundheitsämter und -behörden
- Gesundheitliche Bildungsarbeit
- Katastrophenschutz
- Notfall- und Rettungsdienste des Technischen Hilfswerks
- Sanitätsdienst der Bundeswehr
- Sanitätsdienstliche NGOs
- Entwicklungsarbeit in ärmeren Ländern
Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner mit akademischem Abschluss können auch in der Forschung und Lehre an Universitäten und Hochschulen arbeiten und so die Wissenschaft über die beste und passgenaueste Pflege am Menschen weiter vorantreiben.
Die Bundeswehr sucht tatsächlich auch Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, die bereit sind zeitweise sich auch als Reservistin oder Reservist im Sanitätsdienst der Streitkräfte einzubringen. Du lernst, mehr als in Krankenhäusern, auch mit Verletzungen und Krankheiten umzugehen, die spezifisch mit Krieg zu tun haben.
Karriere - Kliniken, Krankenhäuser, Pflegeheime, Sozialstationen, Ambulante Dienste suchen händeringend nach Pflegefachkräften für alle Bereiche der Pflege
In Deutschland herrscht eklatanter Mangel als Fachkräften aller Art in allen Bereichen der Pflege. Wer in den Pflegeberuf einsteigen will, die gesundheitlichen und persönlichen „polizeilichen“ Voraussetzungen erfüllt, kann sofort einsteigen und sich den Arbeitsort aussuchen.
Verdienst
Im Bereich der Pflege ist die Bezahlung, wie in allen Sozialberufen in Deutschland, gemessen an der Verantwortung, die du für andere Menschen und ihre Gesundheit übernimmst, nicht wirklich angemessen. Als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann verdienst du zwischen 3302 Euro brutto und 4325 Euro brutto im Monat. Das hängt auch von deiner Berufserfahrung ab, auch ob du einen Bachelor- oder gar Masterabschluss hast. Und auch, ob du an einer privaten oder staatlichen oder städtischen Pflegeeinrichtung angestellt bist.
Pflegeexpertinnen, zum Beispiel in der Intensiv- und Anästhesiepflege oder in anderen spezialisierten Bereichen, etwa in der Psychiatrie, verdienen etwas besser. Der durchschnittliche Verdienst liegt zwischen 3562 Euro brutto und 4871 Euro brutto im Monat.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Wichtig zu wissen: Mit abgeschlossener Berufsausbildung und staatlicher Prüfung als Pflegefachfrau und Pflegefachmann, früher Krankenpfleger und Krankenschwester, wirst du an staatlichen und städtischen Gesundheitseinrichtungen im sogenannten „mittleren Dienst“ eingestellt.
Mit abgeschlossenem Studium wirst du im öffentlichen Dienst an städtischen und staatlichen Gesundheitseinrichtungen im sogenannten „gehobenen Dienst“ eingestellt.
In vielen Ländern Europas, z.B. in Italien, Spanien, Polen, Portugal und anderen haben Pflegefachkräfte grundsätzlich eine akademische Ausbildung und sind im staatlichen Besoldungssystem entsprechend eingestuft.
Mit einem Masterabschluss kannst die in Gesundheitseinrichtungen, gleich welcher Art, auch besser auf der Karriereleiter nach oben steigen und für größere Bereiche in Gesundheitseinrichtungen und -behörden Verantwortung tragen. Entsprechend der Verantwortung steigt auch der Verdienst. Für viele Funktionen in Gesundheitseinrichtungen ist heute der Masterabschluss Vorrausetzung.
Interessant: 83 Prozent der Pflegkräfte in Deutschland waren 2021 Frauen. Männer in Pflegeberufen sind mit nur 17 Prozent massiv in der Unterzahl.
Quelle: Statista
Das mag daran liegen, dass früher der Pflegeberuf ein reiner Frauenberuf war und Männer nur sehr selten den Beruf der Krankenpflege ergriffen. Natürlich kann man daher auch fragen, ob sich das nicht auch immer noch in der Bezahlung der Pflegekräfte niederschlägt.
"An einem bestimmten Punkt war für mich klar, dass ich in der Pflege arbeiten will."
"Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich konnte mir nie vorstellen, in der Pflege zu arbeiten. Meine ersten Berührungspunkte hatte ich innerhalb eines zweitägigen Schulpraktikums. Dann habe ich mich nach meiner Fachhochschulreife für eine Ausbildung zur Diätassistentin entschieden. Und innerhalb dieser drei Jahre Ausbildung gab es ein Pflegepraktikum, ich habe schon gedacht, nein, nicht schon wieder. An einem bestimmten Punkt habe ich irgendwie gemerkt, dass dieser Beruf eigentlich auch total schön ist. Da habe ich einer Kollegin geholfen, einen Patienten, der bettlägerig war, zu lagern. Und in dieser Situation habe ich irgendwie gedacht, dass es einfach so toll ist, wenn ich in dieser Situation wäre, und es Menschen gibt, die mir helfen und mich unterstützen und das hat irgendwie unbewusst etwas in mir ausgelöst."
Alicia, B.Sc. und Pflegefachfrau am Klinikum Oldenburg