Physik - Mechanik Kräftige Drehung
Wer schon einmal am Auto die Radschrauben gelöst hat, weiß, dass das umso besser geht, je länger der "Hebelarm" des Werkzeugs ist. Warum das so ist, erfahren Sie in dieser Folge von Telekolleg Physik. Im Quiz können Sie Ihr Wissen testen.
In dieser Sendung von Telekolleg-Physik werden die Begriffe Arbeit, Energie und Leistung auf Drehbewegungen angewendet. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Begriff Drehmoment, bei dem der Kraftaufwand mit dem Hebelarm verrechnet wird. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:
Drehmoment
Bei einem Reifenwechsel kommt es darauf an, dass man geeignetes Werkzeug hat. Oft ist beim serienmäßigen Bordwerkzeug der "Hebelarm" so kurz, dass eine zu stark angezogene oder angerostete Schraube nicht gelöst werden kann.
In Werkstätten werden bequeme Pressluftschrauber verwendet, die zudem den Vorteil bieten, dass sie die Schrauben genau mit dem von der Autofirma vorgeschriebenen Drehmoment anziehen.
Im Studio ist ein Pkw aufgestellt und für Messungen steht ein einfacher "Drehmomentschlüssel" zur Verfügung: Bei einem Radius von 0,40 m und einer Kraft von 50 N ergibt sich ein Drehmoment von 20 Newtonmeter (= 20 N·m = 20 Nm).
Genau das gleiche Drehmoment M von 20 Newtonmeter erhält man auch bei einem halbierten Radius von 0,20 m und der dann notwendigen doppelten Kraft von 100 N.
Bei verschiedenen Hebelarmen und den dabei gemessenen Kräften ist immer das Drehmoment gleich dem Produkt aus Kraft und Hebelarm.
Diese Definition beinhaltet auch die Festlegung für die Einheit des Drehmoments: [M] = 1 Nm. Diese Einheit ist bereits für die Arbeit bekannt, aber beim Drehmoment darf die Einheit Joule nicht verwendet werden.
M darf auf keinen Fall mit einer Arbeit verwechselt werden; der Hebelarm ist immer senkrecht zur Kraft gerichtet und er beschreibt deshalb nie den Weg einer Kraftwirkung. Wenn die Kraft nicht senkrecht zum Hebelarm wirkt, dann zählt für das Drehmoment nur die Kraftkomponente senkrecht zum Hebelarm.
Beschleunigte Drehbewegung
Im Alltag lassen sich viele Beispiele für Drehbewegungen finden, z.B. ein idyllisches Wasserrad an einer ehemaligen Mühle.
Im Studio ist dazu ein Modellaufbau vorbereitet. Je größer die Kraft des Wasserstrahls, desto schneller setzt sich das Wasserrad in Bewegung.
Mit einem speziellen Messaufbau wird der Zusammenhang von Drehmoment und Winkelgeschwindigkeit untersucht: Ein Drehteller beginnt aufgrund einer Kraftwirkung zu rotieren und beschleunigt mit der Zeit immer mehr.
Ein konstantes Drehmoment wird dadurch realisiert, dass am unteren Haltezylinder des Tellers eine Schnur aufgewickelt ist, an der ein Gewicht zieht. Die Schnur verläuft über eine Umlenkrolle. Diese ist ein Speichenrad und deshalb liegt es nahe, die Bewegung des Rades mit einer Lichtschranke zu registrieren.
Die Wertetabelle zeigt, dass die Winkelgeschwindigkeit proportional mit der Zeit anwächst.
Bei verdoppeltem Gewicht verdoppelt sich auch das Drehmoment. Dann wird eine bestimmte Winkelgeschwindigkeit in der halben Zeit erreicht. Analog zur linearen Bewegung nennt man den konstanten Quotienten Winkelbeschleunigung α.
Die Drehrichtung ist jeweils durch die Richtung des Drehmoments festgelegt. Bei manchen Anwendungsbeispielen kann dies im Einzelfall durchaus ein überraschendes Ergebnis liefern.
Wenn man am losen Ende eines Kabels zieht, das auf einer Rolle aufgewickelt ist, dann bewegt sich die Rolle meistens zur Person hin.
Bei einer anderen Zugrichtung kann sich die Kabelrolle aber auch wegbewegen.
Rotationsenergie
Ein Jojo ist ein Spielzeug, das fast jeder kennt. Damit lassen sich Energieumwandlungen beobachten, bei denen die Rotationsenergie eine große Rolle spielt.
Im oberen Umkehrpunkt liegt nur potentielle Energie vor. Diese wandelt sich fast vollständig in Rotationsenergie um. Die kinetische Energie der sehr langsamen Bewegung nach unten kann bei dem speziell konstruierten Riesen-Jojo vernachlässigt werden.
Für die Rotationsenergie eines Rades, bei dem nur der Ring eine gleichmäßig verteilte Masse m aufweist und die Speichen nicht zählen, wird eine Formel hergeleitet. Diese ist von der Formel für die kinetische Energie einer geradlinigen Bewegung abgeleitet und sieht deshalb sehr ähnlich aus.
Trägheitsmoment
Das Rad ist nur eine Möglichkeit, wie ein rotierender Gegenstand aufgebaut sein kann. Sind die Massen anders angeordnet, dann ergibt sich auch für die Formel der Rotationsenergie ein geringfügig anderer Term. Das Produkt m·r2, zusammen mit einem Zahlenfaktor, der sich je nach Gegenstand ändert, wird als Trägheitsmoment J abgekürzt. Die Namenswahl soll an die Analogie zur trägen Masse m bei linearen Bewegungen erinnern.
In einem einfachen, aber sehr eindrucksvollen Experiment wird die Bedeutung des Trägheitsmoments ersichtlich. Zwei Zylinder haben genau die gleiche Masse. Sind sie gleich schnell, wenn sie gleichzeitig auf einer schiefen Ebene gestartet werden? Nein, denn der Hohlzylinder hat seine Masse weit mehr nach außen verlagert und deshalb ein größeres Trägheitsmoment. Deshalb beschleunigt der Hohlzylinder langsamer. In der Mechanik gibt es zu dieser Argumentation über Kräfte und Beschleunigungen stets eine davon unabhängige Alternative: Energiebetrachtungen. Der Hohlzylinder speichert bei gleicher Drehgeschwindigkeit mehr Rotationsenergie als der Vollzylinder. Bei gleicher Abnahme der potenziellen Energie bleibt für die lineare kinetische Energie bei der Bewegung nach unten ein geringerer Anteil als beim Vollzylinder; der Hohlzylinder ist deshalb langsamer.
Leistung und Drehmoment
Die vielen Analogien zwischen einer linearen Bewegung und einer Kreisbewegung stärken das Vertrauen, dass dies auch für weitere Formeln gilt. Für die Leistung wurde in der letzten Sendung die Formel P = F·v hergeleitet. Übersetzt auf eine Kreisbewegung folgt: P = M·ω .
Zum Abschluss der Sendung werden verschiedene Formeln der Sendung genutzt, um eine kompliziertere Rechenaufgabe zu lösen: Welche Rotationsgeschwindigkeit hat das große Jojo im unteren Umkehrpunkt? Wieder einmal bietet das Konzept der Energieerhaltung einen Zugang, um das Problem zu lösen.
Testen Sie Ihr Wissen!