Astronaut Matthias Maurer Zurück von der ISS
Ein halbes Jahr hat der Astronaut Matthias Maurer auf der ISS gelebt und für die Mission "Cosmic Kiss" den Weltraum erforscht.
Im All: Matthias Maurer und seine Crew
Herzlicher Empfang: Matthias Maurer (ganz rechts) bei Ankunft der "Crew-3" (in Blau) auf der ISS.
Matthias Maurer reiste im November 2021 offiziell als der sechshundertste Mensch ins All, zusammen mit der US-Astronautin Kayla Barron und ihren NASA-Kollegen Raja Chari und Thomas Marshburn. Eine Crew-Dragon-Raumkapsel des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX brachte die Raumfahrer zur Internationalen Raumstation (ISS). Der Flug durchs All dauerte rund 22 Stunden. Der 52-jährige Matthias Maurer ist der erste Deutsche, der in einer SpaceX-Kapsel reiste und der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Auf seinen lang ersehnten ersten Einsatz auf der ISS hatte sich der ESA-Astronaut jahrelang intensiv vorbereitet. Manches überwältigte Maurer aber dann doch.
Matthias Maurer: Highlight der Mission
"Der #EVA80 mit @Astro_Raja war eines der herausragendsten Erlebnisse meines Lebens - genauso beeindruckend wie der Raketenstart ins All und der Spaziergang auf dem Meeresgrund während der @NASA_NEEMO-Expedition. Alles nicht von dieser Welt! #CosmicKiss"
Matthias Maurer auf Twitter über seinen fast siebenstündigen Außenbordeinsatz (englisch Extravehicular Activity, EVA)
Ungesund: Leben im Weltall
Schwerelosigkeit
- Knochen und Muskeln bilden sich zurück, darum stehen jeden Tag zwei Stunden Sport auf dem Programm.
- Blut wird stärker Richtung Herz und Kopf gepumpt. Die Folge: Der Kopf schwillt an, Astronauten sind wie aufgedunsen.
- Hirnwasser wird aus dem Kopf nicht ausreichend abgepumpt. Die Folge: Das Gehirn wird minimal gequetscht. Das Hirnwasser drückt auch auf die Netzhaut und beeinträchtigt vorübergehend das Sehvermögen.
Isolation
- Auch wenn sie selbst gewählt ist, kann die Isolation Astronautinnen und Astronauten aufs Gemüt schlagen. Die Folge: depressive Stimmung oder Lagerkoller.
- Es kommt häufiger zu Allergien, und zwar oft erst nach der Rückkehr, das Immunsystem ist durch die Isolation gespannt wie ein Bogen. Astronautinnen und Astronauten klagen zum Beispiel über Hautrötungen, die monatelang andauern können.
Alltag auf der ISS: Sport und Experimente
Matthias Maurer tauscht im Materialwissenschaftlichen Labor (MSL) der ISS Metallproben aus.
Damit der Körper in der Schwerelosigkeit nicht so viel Muskel- und Knochenmasse verliert, steht auf der ISS nach dem Abendessen Sport auf dem Programm, jeden Tag zwei bis drei Stunden. Dabei untersuchen Astronauten auch die eigenen Körperfunktionen. Während seiner Zeit auf der ISS hat Maurer insgesamt mehr als 100 Experimente durchgeführt - unter anderem in den Bereichen Materialwissenschaft, Medizin und Technologieentwicklung.
Zum Beispiel wurde untersucht, wie Beton in der Schwerelosigkeit hergestellt werden kann. Das soll Einsicht geben, wie man auf der Erde klimaschonender bauen kann und wie man auf dem Mond eine dauerhafte Raumstation errichten könnte. Getestet wurde auch, wie Pflanzen in der Schwerelosigkeit wachsen. Von ihnen sollen sich Raumfahrer eines Tages ernähren können. Mit speziell bearbeiteten Metallplättchen wurde untersucht, ob sie verhindern können, dass Bakterien anhaften. Eine Funktion, die auch auf der Erde interessant wäre: Sie könnte die Ausbreitung von Krankheiten eindämmen, im besten Fall sogar verhindern.
Maurer-Mission "Cosmic Kiss": Die Experimente
Hightech im Weltall: Trainings und Tools
- Spezielle Anzüge mit Elektro-Muskel-Stimulation (EMS) helfen, die Muskeln in der Schwerelosigkeit zu trainieren.
- "Biotinte" aus dem 3-D-Drucker soll mit hauteigenen Zellen verschmelzen und Wunden so schneller heilen. Maurer macht erste Versuche mit dem Drucker.
- Sensoren und intelligente Wearables messen und analysieren Körperfunktionen. Sie überprüfen die Körpertemperatur, den Atem und das Immunsystem.
- Neue Werkstoffe und maßgeschneiderte Materialien werden auf der ISS erprobt. Unter Schwerelosigkeit geht das besonders präzise - ein optimales Labor.
- Mehr als nur Sprachassistent: Der mobile und künstlich-intelligente Roboter CIMON unterstützt Maurer bei täglichen Aufgaben.
- VR-Technologie (Virtual Reality) ermöglicht Astronauten fordernde physische Trainings.
Ausbildung weltweit: Maurers Überlebenstraining
Zusammen mit chinesischen Kollegen trainierte Maurer das Überleben nach einer unplanmäßigen Landung im Meer.
Drei Jahre lang dauerte die Astronautenausbildung von Matthias Maurer. Weitere zwei Jahre bereitete er sich auf seine konkrete ISS-Mission vor. Eine der größten Herausforderungen war das Überlebenstraining in Schweden. Trainieren musste er auch das Überleben im Wasser, falls die Raumkapsel ins Meer fällt und nicht sofort gefunden wird. Die Ausbildung fand rund um die Welt statt, gemeinsam mit chinesischen, russischen, amerikanischen und europäischen Raumfahrern.
Astronauten-Training: Zu Wasser und zu Land
Matthias Maurer, Tom Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron (v.l.) beim Überlebenstraining im Johnson Space Center der NASA in Houston, Texas.
Schwerelosigkeit lässt sich auf der Erde nur in kurzen Parabelflügen trainieren. Als Alternative muss Wasser herhalten. Stundenlang verbringen angehende Astronauten wie Matthias Maurer in voller Montur in gigantischen Schwimmbädern, um Handgriffe zu üben und der Schwerelosigkeit nah zu kommen. Darüber hinaus müssen die Astronauten und Astronautinnen die Technik an Bord der Raumkapsel und der ISS beherrschen, sich mit den wissenschaftlichen Versuchen auskennen, die sie im Weltraum machen und sie lernen auch, kleinere medizinische Eingriffe umzusetzen.
Maurer: Das Anstrengendste am Training
"Es gibt sehr viel intensive Einheiten und das schwerste Training, was vielleicht körperlich als auch mental das Anstrengendste ist, das ist das Training unter Wasser: Wenn wir in dem schweren Raumanzug der NASA üben, wie wir einen Weltraum-Außenbord-Einsatz durchführen. Das ist etwas, da muss man geistig sechs Stunden hochkonzentriert sein, aber auch körperlich sehr fit sein, weil die Arbeit in diesem Anzug sehr anstrengend ist."
Matthias Maurer, Astronaut