Wer erreichte als Erster den Südpol? Wettlauf zwischen Amundsen und Scott in der Antarktis
Wer erreicht als Erster den Südpol? Robert Falcon Scott oder Roald Amundsen? Beide Polarforscher brechen 1910 auf und liefern sich im Dezember 1911 ein Wettrennen in der Antarktis. Die Entscheidung endet dramatisch.
Juni 1910: Amundsen startet zur Antarktis
Eigentlich plante der Norweger Roald Amundsen schon lange eine Expedition in die Arktis. Er wollte mit dem Schiff "Fram" ins Nordpolarbecken fahren, sich dort ins Eis einschließen lassen und sich so in vier oder fünf Jahren zum unentdeckten Nordpol treiben lassen. Doch Anfang September des Jahres 1909 verkündeten zwei andere Abenteurer, sie hätten den Pol schon erreicht: Frederick Cook und Robert Edwin Peary. Amundsen schwenkte um - wenn er schon nicht mehr der erste Mensch am Nordpol sein konnte, wollte er zumindest als erster seinen Fuß auf den Südpol setzen. Am 7. Juni 1910 brach Amundsen zu einer Antarktis-Expedition auf, die in die Annalen der Geschichte einging.
Der Wettlauf zum Südpol: Widersacher Robert Falcon Scott
Zur selben Zeit machte sich auch Robert Falcon Scott auf, für das britische Empire den Südpol zu erreichen. An Bord der "Terra Nova" segelte er zur Antarktis. Es wurde der Auftakt zu einer spannenden, dramatischen, aber auch tragischen Episode in der Pol-Geschichte. Der Wettlauf zum Südpol begann.
Roald Amundsen, norwegischer Polarforscher
- geboren am 16. Juli 1872
- fünftes Kind eines Schiffseigners
- interessiert sich seit seiner Kindheit für Berichte von Polarreisenden
- heuert nach dem Tod der Mutter 1893 auf verschiedenen Schiffen an, bereist die ganze Welt
- legt 1895 sein Seemannspatent ab
- erkundet 1903-1906 die Nordwestpassage
- 1910-1912 Antarktis-Expedition
- 1911 Eroberung des Südpols
- durchquert 1918-1920 die Nordostpassage
- gilt seit dem 18. Juni 1928 als verschollen: Er stürzt über dem Nordpolarmeer bei einem Rettungsflug ab.
Amundsen überlässt in der Antarktis nichts dem Zufall
Audios
Akribisch hatte Roald Amundsen seine Expedition vorbereitet, legte zahlreiche Nahrungsmittel- und Ausrüstungsdepots an und erkundete die Umgebung. Dabei verließ er sich auf althergebrachte, bewährte Methoden: Mit Schlitten und insgesamt 116 Hunden wollte sich die norwegische Expedition auf dem ewigen Eis bewegen. Amundsen war sehr erfahren im Umgang mit Schlittenhundegespannen. Scott dagegen lehnte die Hunde als "unbritisch" ab und verließ sich auf sibirische Ponys und Motorschlitten.
Südpol-Erkundungsexpedition: Amundsen richtet sein Camp ein
20. Oktober: den Marsch zum Südpol
Mitte Oktober 1911 begann der antarktische Frühling, der perfekte Zeitpunkt für den Marsch zum Südpol. Am 20. Oktober brach Amundsen gemeinsam mit vier Mitstreitern und 52 Hunden auf. Während der gesamten Reise errichteten sie Schneehügel, in die sie jeweils ein Stück Papier hineinlegten. Darauf notierten sie die genaue Position des Hügels sowie Richtung und Entfernung zum nächsten Hügel im Norden - um den Weg zurück wieder zu finden.
Fast unmenschliche Bedingungen für Amundsen und Scott in der Antarktis
Die Expeditionen kämpften sich durch Eisspalten, Schneestürme und Nebel. Die Kälte setzte den Abenteurern und Lasttieren zu und langsam gingen sowohl Amundsen als auch Scott die Vorräte aus. Amundsen immerhin konnte die Hälfte seiner Hunde töten, als sie nach dem letzten Gletscheraufstieg nicht mehr gebraucht wurden und sie an die verbliebenden Hunde verfüttern. Am 8. Dezember 1911 begann für Amundsen der letzte Abschnitt der Reise: Das Wetter hatte sich gebessert, der Weg zum Pol war frei.
"Dichtes Schneegestöber und vom Sturm aufgejagte Schneewehen - Himmel und Erde verschwammen ineinander, nichts war zu sehen. Trotzdem ging es glänzend vorwärts. ... Die ganze Zeit über musste man sich auch Nasen, Wangen, Ohren auftauen, an denen es einen erbärmlich fror. Natürlich hielten wir dabei nicht an, dazu hatten wir keine Zeit. Wir zogen einfach während des Marsches einen Fausthandschuh aus und legten die warme Hand auf die erfrorene Stelle."
Aus den Aufzeichnungen von Roald Amundsen
Scott fällt in der Antarktis hinter Amundsen zurück
Robert Scott hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen großen Rückstand auf Amundsen, die Motorschlitten versagten in der enormen Kälte. Er hatte die extremen Wetterbedingungen am Südpol unterschätzt. Einer seiner Mitstreiter nannte die Expedition später "The Worst Journey in the World" - "Die schlimmste Reise der Welt". Bei Temperaturen von minus 23 Grad stapften sie falsch ausgerüstet durch den Schnee und hatten zu wenig Lebensmittel und Brennholz bei sich.
Robert Falcon Scott, britischer Polarforscher
Der Norweger Amundsen kommt als Erster am Südpol an
Amundsen erreicht schließlich am 14. Dezember 1911 mit seinen Begleitern als erster Mensch den Südpol - nach 2.600 Kilometern in 99 Tagen. Als Robert Scott am 17. Januar 1912 eintrifft, findet er ein Zelt vor, auf dem die norwegische Flagge weht. Der Wettlauf zum Pol erreicht seinen traurigen Höhepunkt jedoch erst bei der Heimreise: Auf dem Rückweg kommen alle Teilnehmer der Scott-Expedition ums Leben. Robert Scott selbst stirbt, vermutlich am 29. März 1912, nur 18 Kilometer vom Depot seines Basislagers entfernt. Erst im November fand ein Suchtrupp die gefrorenen Körper in Zelten.
Roald Amundsen dagegen hatte schon am 26. Januar 1912 sein Basislager wieder erreicht, sogar elf Hunde hatten die Reise überlebt. Seine akribische Vorbereitung hatte sich gelohnt.
Sendungen über Roald Amundsen und Antarktis-Expeditionen
- Von Amundsen bis Hapag-Lloyd - Geschichte der Antarktis- Eroberung, radioWissen, Bayern 2, 17.07.2022, 09.05 Uhr
- Verloren im Eis - Shackletons antarktische Odyssee, SWR2 Wissen, SWR2, 29.05.2023, 08.30 Uhr