Dreikönigstag Was ihr über die Heiligen Drei Könige noch nicht wusstet
Die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar sollen Jesus Weihrauch, Myrrhe und Gold gebracht haben. Wer waren die drei Weisen aus dem Morgenland wirklich? Und warum ziehen sie heute als Sternsinger um die Häuser?
Caspar, Melchior und Balthasar sollen, geleitet vom Stern von Bethlehem, mit Weihrauch, Myrrhe und Gold zum neugeborenen Jesus gepilgert sein. So steht es zumindest in der Bibel. Stimmt gar nicht! Zum Dreikönigstag am 6. Januar wird es Zeit, einige der Legenden, die sich um die drei Weisen aus dem Morgenland ranken, zu entzaubern.
Legende: Die Bedeutung der Heiligen Drei Könige
Überliefert: Wie viel Wahres steckt in den Heiligen Drei Königen?
- In der Bibel wird nie von den Heiligen Drei Königen gesprochen.
- Das Matthäus-Evangelium (MT 2, 1-12) überliefert lediglich, dass Weise oder Sterndeuter, er nennt sie "magoi", aus dem Morgenland zur Krippe kamen, um Jesus anzubeten.
- Die Heiligen Drei Könige waren und sind keine Heiligen: Sie wurden nie heilig gesprochen.
- Könige waren sie auch nicht. Als solche wurden sie wohl erstmals vom Kirchenlehrer Tertullian (ca. 160 bis 225 n. Chr.) bezeichnet. Diesen Status haben sie bis heute behalten - schließlich wird schon im Alten Testament prophezeit, dass der Messias von Königen beschenkt werden wird.
- Dass es drei Personen waren, wird nur davon abgeleitet, dass sie drei Geschenke mitbrachten. Der Kirchenlehrer Origenes (ca. 185 bis 255 n. Chr.) sprach als erster von dreien.
- Ob sie tatsächlich Caspar, Melchior und Balthasar hießen? So werden ihre Namen erst seit dem sechsten Jahrhundert angegeben.
- Erst der Volksglaube machte aus den Magiern Könige verschiedener Erdteile: Schon im Mittelalter wurden sie den drei damals bekannten Kontinenten Europa, Asien und Afrika zugeordnet. Sie repräsentieren damit alle Menschen der Welt.
- Dem katholischen Glauben nach symbolisieren die drei, dass Christus Gott für alle Menschen sei.
- Der Überlieferung zufolge ruhen die Heiligen Drei Könige im Kölner Dom.
- Ihre mutmaßlichen Gebeine wurden jedoch nie untersucht, nur die Stoffe, in die sie gehüllt sind: syrischer Damast, Purpur und Seide aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus.
- Historiker äußern erhebliche Zweifel daran, dass die verehrten Reliquien echt sind. Es könnte sich dabei auch um eine geschickte Inszenierung von Kaiser Barbarossa und Rainald von Dassel handeln, die die Knochen 1164 als Kriegsbeute von Mailand nach Köln brachten.
- Bis zur Entführung der Gebeine aus Mailand ist in keiner historischen Quelle der italienischen Stadt von Reliquien der Heiligen Drei Könige die Rede. Von einer Verehrung der drei Männer schweigen die Zeitzeugen.
- Historisch verbürgt sind tatsächlich die "magoi", die Matthäus beschreibt. Die Sterndeuter gehörten zu einer babylonischen Priesterkaste, die bereits zur Zeit Jesu Astronomie auf verblüffend hohem Niveau betrieb.
- Auch den Stern von Bethlehem könnte es wirklich gegeben haben: Forscher haben herausgefunden, dass im Jahr 7 vor Christus eine Konjunktion stattgefunden hat: ein enges Nebeneinanderstehen der Planeten Saturn und Jupiter. Das könnte hinter dem besonderen Leuchten stecken.
Stern von Bethlehem: Gab es ihn wirklich?
Verehrung: Die Heiligen Drei Könige im Kölner Dom
Reiche Gaben: Die Geschenke Weihrauch, Gold und Myrrhe
Diskussion: Ein schwarzer König?
Darf ein schwarzer König bei der Weihnachtskrippe stehen? Darf sich ein Sternsinger schwarz schminken? Die Diskussion, ob die Darstellung der Heiligen Drei Könige diskriminierend und rassistisch ist, entflammte im Oktober 2020: Die evangelische Münstergemeinde in Ulm gab bekannt, die Heiligen Drei Könige dieses Jahr nicht mit in der Weihnachtskrippe aufzustellen. Auf Nachfrage erklärte Dekan Ernst-Wilhelm Gohl: "Wir haben gesagt, dass diese konkrete Darstellung des schwarzen Königs, die aus den 1920er-Jahren stammt, im Vergleich zu den anderen beiden Königen total verzerrt und überzeichnet ist. Wir wollen nicht, dass man schwarze Menschen so darstellt und dass das dazu führt, dass man sich über Schwarze lustig macht." Es spreche überhaupt nichts gegen einen schwarzen König in der Krippe. "Der schwarze König soll aber ebenwürdig sein - mit gleicher Würde ausgestattet wie die anderen beiden Könige auch." Jakob Johannes Koch, Kulturreferent der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, betonte, dass grundsätzlich jeder der biblischen Sterndeuter "ein hoch angesehener Weiser, ein König des Wissens" sei. Dass einer der Heiligen Drei Könige schwarz ist, verdeutliche seiner Meinung nach hohe Wertschätzung. Koch geht sogar noch einen Schritt weiter: Sollte der König in der Krippe generell ein neutrales Aussehen bekommen und sollten nur noch drei weiße heilige Könige durch die Straßen ziehen, könnte das als neue Apartheid in Kunst, Kultur und Brauchtum interpretiert werden.
Kulturhistorisch betrachtet schreibt die Farbe Schwarz der Figur des heiligen Königs eine besondere Bedeutung zu: Ein dunkelhäutiger König findet sich überhaupt erst seit Ende des 14. Jahrhunderts auf Bildern und Wappen in Europa. Dies sollte damals einerseits Aufgeschlossenheit und Neugierde dem exotischen Afrika gegenüber zeigen, verdeutlichte aber auch den Anspruch des Christentums, alle Völker zu bekehren. Die Farbe Schwarz wurde infolgedessen positiv aufgeladen, symbolisierte Autorität und Nüchternheit. Die Kleidung von Königen, Patriziern, Würdenträgern und Geistlichen wurde schwarz. In der Malerei und Literatur tauchten vermehrt positiv besetzte Persönlichkeiten mit schwarzer Hautfarbe auf. Zuvor symbolisierte schwarze Haut in der Kunst meist diejenigen, die sich außerhalb der gesellschaftlichen, religiösen oder moralischen Ordnung bewegten: Henker, Hexen und Teufel.
Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" empfiehlt mittlerweile, Kinder, die am Dreikönigstag Spenden sammeln, nicht schwarz zu schminken.
Zitat: Kinder sollen sie selbst bleiben
"Wir haben mit Sternsingern, Begleiterinnen und Verantwortlichen gesprochen. Schwarze Menschen haben uns davon berichtet, wie sie es erleben, wenn weiße Menschen sich schwarz schminken - zum Beispiel beim Sternsingen. Im Nachdenken, Zuhören und Diskutieren sind wir zu einem klaren Ergebnis gekommen: Wir sprechen uns dafür aus, die Kinder und Jugendlichen, die beim Sternsingen mitmachen, nicht zu schminken. Wir sagen: Kommt so, wie ihr seid!"
Kindermissionswerk 'Die Sternsinger' auf sternsinger.de (Werkheft 2022)
Sternsinger: Das Wichtigste in Zahlen
- Um den Dreikönigstag herum zogen in vielen Regionen schon im Mittelalter Kinder von Haus zu Haus, um Segenswünsche zu übermitteln und Gaben zu sammeln.
- Am 2. Februar 1846 wurde der "Verein der heiligen Kindheit" mit dem Leitgedanken "Kinder helfen Kindern" in Aachen gegründet.
- Den Anstoß gab Auguste von Sartorius, ein 15-jähriges Mädchen, das von der Not der Kinder in China erfahren hatte.
- 1922 erhob Papst Pius XI. den Verein zum "Päpstlichen Missionswerk der Kinder in Deutschland".
- Seit 1958 fördern das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und später auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) die Sternsingeraktion, bei der Kinder als Könige verkleidet Spenden sammeln.
- Seit 1998 trägt die Organisation den Namen "Kindermissionswerk 'Die Sternsinger'".
- Das Sternsingen gehört seit 2015 zum deutschen immateriellen Kulturerbe der Unesco.
- Heute ist die Organisation "Die Sternsinger" die weltweit größte Hilfsinitiative von Kindern für Kinder in Not.
- Jedes Jahr beteiligen sich rund 300.000 Kinder und Jugendliche am Dreikönigssingen.
- Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" unterstützt nach eigenen Angaben jährlich mehr als 1.600 Projekte in 108 Ländern für Kinder in Not.
- 2022 wurden laut Organisation fast 39 Millionen Euro bei Sternsingeraktionen gesammelt.
Kurios: Fun facts zu den Heiligen Drei Königen
- So ein Zufall! Das "C+M+B", das die Sternsinger auf den Haustüren hinterlassen, steht für "Christus mansionem benedicat" (Christus segne dieses Haus). Gleichzeitig sind es die Initialen der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar.
- Welcher der drei Könige der dunkelhäutige ist, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Mal ist es Melchior, mal Caspar oder Balthasar.
- Unsere Weihnachtsgeschenke erinnern an die Gaben der Heiligen Drei Könige. In vielen Ländern, in Spanien zum Beispiel, bringen deshalb sie die Geschenke - aber am 6. Januar und nicht an Weihnachten.
- Das Kasperle aus dem Kindertheater geht auf den König Kaspar zurück. Daran erinnert noch heute seine nach vorne herunterhängende Zipfelmütze - so ähnlich sah damals die typische Kopfbedeckung in Kleinasien aus.
Heilige Drei Könige: Wo ist der Dreikönigstag ein Feiertag?
In Deutschland können sich nur drei Bundesländer am 6. Januar über einen freien Tag freuen: In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt ist Heilige Drei Könige ein gesetzlicher Feiertag. Auch in Österreich und einigen schweizerischen Kantonen ist der 6. Januar ein Feier- beziehungsweise Ruhetag.
Mehr Wissen: Sendungen zum Thema Heilige Drei Könige
- Gedanken zum Feiertag: Die Heiligen Drei Könige: Religion und Kirche, MDR-Fernsehen, 06.01.2022, 18.50 Uhr
- Auf der Suche nach dem Weihnachtsstern - Saturn und Jupiter treffen aufeinander: IQ-Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 18.12.2020, 18.05 Uhr
- Die Gaben der Könige - Warum Gold? Woher Weihrauch? Wofür Myrrhe?: BR Heimatspiegel extra, BR Heimat, 06.01.2020, 08.05 Uhr
- Was symbolisiert die Legende der drei Könige?: #fragBR24, 03.01.2020
- Der Stern von Bethlehem - Wegweiser des Himmels: radioWissen, Bayern 2, 19.12.2019, 09.05 Uhr
- Myrrhe - Ein duftendes Heilmittel: radioWissen, Bayern 2, 03.12.2019