Essen zum Mitnehmen Die kuriose Erfindung der Konservendose
Was hat Dosenravioli mit Napoleon zu tun? Einiges. Napoleon setzt ein Preisgeld aus für den, der dafür sorgt, dass er seine Truppen mit haltbaren Lebensmitteln verpflegen kann. Am 25. August 1810 patentiert Peter Durand die Konservendose.
Ohne die Feldzüge des Napoleon Bonaparte wäre die Konservendose vielleicht nie erfunden worden. Die Soldaten mussten bis dahin entweder von der Bevölkerung versorgt werden oder sie plünderten ganz einfach. Napoleon aber führt derart riesige Heere an, für die Plünderungen nicht ausreichten. Er will daher die Verpflegung der Truppen auf andere Weise sicherstellen. Er setzt 1795 einen Preis von 12.000 Goldfrancs aus für denjenigen, der ein Verfahren entwickelt, wie Lebensmittel haltbar gemacht werden können.
Konservierung in Glasflaschen
Nicolas Appert, französischer Konditor mit der Ausbildung zum Meisterkoch, richtet sich eine Versuchswerkstatt ein und testet Methoden, Lebensmittel haltbar zu machen. Bis dahin ging das vor allem mit salzen, räuchern, trocknen. Appert füllt Obst und Gemüse in Glasflaschen, erhitzt sie und verschließt sie luftdicht. Viele Jahre tüftelt er, um die richtige Temperatur und Kochzeit für unterschiedliche Lebensmittel festzulegen. Die französische Marine testet seine Erfindung und befindet sie für gut. Nicolas Appert bekommt 1810 das Preisgeld. Nur die Glasflaschen waren noch nicht das ideale Behältnis. Gerade auf den Schlachtfeldern erwiesen sie sich als unpraktisch.
Patentierung der Konservendose
Der britische Kaufmann Peter Durand baut auf Apperts Verfahren zur Konservierung auf und verwendet dafür 1810 einen Blechkanister aus Weißblech. Damit erfindet er die Konservendose - am 25. August 1810 wird sie patentiert. Er verkauft das Patent an zwei Briten, die damit die erste Konservenfabrik in England gründen und ihre Produkte hauptsächlich an die britische Marine und Armee verkaufen.
Konservendose ohne Dosenöffner
Die Konservendose bringt bei allen Vorteilen auch Nachteile mit sich. Erstes Problem: Wie komme ich an den ganz wunderbar konservierten Inhalt der Konservendose? Der Dosenöffner wird erst 60 Jahre später, 1870, patentiert. Somit kommen Bajonette während der Napoleonischen Kriege nicht nur im Kampf, sondern häufig als Dosenöffner zum Einsatz. Alternativ wird mit Hammer und Meißel hantiert.
Bleivergiftung aus der Dose
Ein Kreuz aus rostigen Blechdosen vor dem Ehrenmal für Sir Franklin und die Mannschaft seiner Expedition.
Zwei Gefahren birgt die Konservendose außerdem in ihrer Frühphase: Unsachgemäß eingekochte Konserven sind lebensgefährlich. Wenn beispielsweise beim Einmachen einer Fleisch-Konserve bestimmte Bakterien nicht abgetötet werden, entsteht Botulinumtoxin, eines der stärksten Gifte, die die Natur produziert. Ein weiteres gravierendes Problem ist Blei, das als Lötmittel eingesetzt wird. Wenn diese Bleiverlötung nicht sauber ist, können sich Bleitropfen in das Füllgut absetzen. Es wird vermutet, dass einige Mitglieder der Arktisexpedition von John Franklin, 1845 bis 1848, an Bleivergiftung starben, ausgelöst durch schlecht verlötete Konservendosen.
Siegeszug und Dämpfer für die Konservendose
Anfang des 20. Jahrhunderts setzt sich die vollautomatische Dosenfertigung durch und beendet die gesundheitlichen Risiken durch Blei. Im Ersten Weltkrieg ist die Konservendose stark nachgefragt. In den 1950er-Jahren geht es in Deutschland in den Privathaushalten so richtig los. Kulinarische Genüsse aus aller Welt kommen so ins deutsche Wohnzimmer. Vor allem als Getränkedose kommt der "Blechkanister" groß raus. Dieser Siegeszug wird in Deutschland erst durch das Dosenpfand etwas abgebremst. Und die klassische Konservendose für Lebensmittel erleidet durch das Aufkommen der Tiefkühlkost einen herben Schlag. Und doch wird die Konservenbüchse weiterhin gekauft und steht für eine Erfindung, die unsere Art zu essen grundlegend verändert hat.