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Genetik Die Blutgruppe beeinflusst das Mikrobiom des Darms

Umweltfaktoren und die Ernährung haben einen Einfluss darauf, welche Bakterien den Körper und damit auch den Darm besiedeln. Neu ist die Entdeckung, dass auch die genetisch bedingte Blutgruppe eine entscheidende Rolle für das Darmmikrobiom spielt.

Stand: 19.01.2021

Magen-Darm-Trakt | Bild: picture alliance / Zoonar / Stanislav Rishnyak

Die Besiedelung des menschlichen Körpers mit Bakterien, Mikrobiom genannt, ist offenbar keine zufällige Zusammenstellung von Mikroorganismen, die in der Umwelt verfügbar sind. Das zeigt erstmals eine Studie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Entdeckung ist interessant, weil besonders die Bakterien-Besiedelung des Darms, das Darmmikrobiom, eine Rolle für das Immunsystem und die Entwicklung von Krankheiten spielt, zum Beispiel von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, aber auch von Asthma.

Darmmikrobiom-Proben von knapp 9.000 Testpersonen untersucht

Die Forscher analysierten Darmmikrobiom-Proben von knapp 9.000 Testpersonen aus fünf umfangreichen Reihenuntersuchungen von drei deutschen Standorten, vor allem aus Kiel, Augsburg und Greifswald. Gezielt wurde nach konkreten Verbindungen zwischen Genetik und besiedelnden Mikroorganismen gesucht.

Blutgruppe und Darm-Besiedelung

Dem Forscherteam fielen dabei 38 sogenannte genetische Loci ins Auge, das sind die physischen Positionen einzelner Gene innerhalb der gesamten Erbinformationen. Diese weisen auf einen Zusammenhang von individueller Genetik und der Zusammensetzung des Mikrobioms hin. Das heißt, auf einen bislang unbekannten Zusammenhang von genetischen Variationen, die für die Blutgruppe verantwortlich sind, und den Bakterienarten, die im Darm vorkommen.

Blutgruppe 0 - besser vor Norovirus-Infektionen geschützt

Es gibt Gene, die darüber entscheiden, welche Blutgruppe des AB0-Blutgruppensystems ein Mensch bekommt. Bei einigen Menschen werden die sogenannten Blutgruppenantigene nicht nur auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen gebildet, sondern über den Stoffwechsel auch in den Darm abgegeben. Und zwar überwiegend in Form von Zuckerresten, die nach bisherigem Wissensstand von einigen Bakterien der Bacteroides-Gruppe als Energiequelle genutzt werden können.

Besonders bei Menschen mit den Blutgruppen A, AB oder B scheine der Mechanismus das Vorkommen dieser Bakterien im menschlichen Darm zu begünstigen, sagt Malte Rühlemann, Erstautor der Darmmikrobiom-Studie und Molekularbiologe an der Universität zu Kiel. Solche Menschen werden im Fachjargon "Sekretoren" genannt. Bei rund 20 Prozent der Bevölkerung weltweit, läuft der Mechanismus nicht ab. Sie werden "Nicht-Sekretoren" genannt. Auch bei Menschen mit der Blutgruppe 0 werden keine Zuckerreste in den Darm abgegeben, weshalb ihr Mikrobiom anders zusammengesetzt ist als bei "Sekretoren". Laut Rühlemann gibt es Studien, die zeigen, dass Menschen ohne diesen Sekretionsweg zum Beispiel besser vor Norovirus-Infektionen geschützt sind.

Genetik, Stoffwechsel, Mikrobiom - Auf der Suche nach Zusammenhängen

Daten anschauen

Die Daten der großangelegten Genomuntersuchung kann man bei Github einsehen.

Wie Genetik, Stoffwechsel und Mikrobiom zusammenhängen wird seit einigen Jahren erforscht. Dass es einen Zusammenhang gibt, konnte nachgewiesen werden. Doch wie das Mikrobiom und die Entstehung von Krankheiten zusammenhängen und was die Zusammensetzung des Mikrobioms eines Menschen bestimmt, ist noch größtenteils ungeklärt.

"Unsere Analysen großer Mengen genetischer Daten im Rahmen von möglichst umfangreichen Kohorten-Studien werden Klinikerinnen und Klinikern bei dieser Suche wertvolle Hinweise liefern, an welchen Stellen sie am besten in das Mikrobiom eingreifen können, um künftig auf einer gestörten Bakterienbesiedlung beruhende Krankheiten gezielt zu behandeln."

Professor Andre Franke, Leiter Arbeitsgruppe Genetik und Bioinformatik, Universität zu Kiel


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