Alternativer Nobelpreis 2013 Wissen, wie wir die Probleme der Welt lösen
Der Alternative Nobelpreis geht in diesem Jahr an den US-Amerikaner Paul Walker für den Kampf gegen Chemiewaffen, an den Arzt Denis Mukwege für seinen Einsatz für Vergewaltigungsopfer im Kongo, den palästinensischen Anwalt für Menschenrechte Raji Sourani sowie den Schweizer Agrarforscher Hans Herren.
Vier Männer wurden mit dem Alternativen Nobelpreis 2013 ausgezeichnet. Verliehen wird die Auszeichnung am 2. Dezember in Stockholm. Dann erhält jeder der Preisträger ein Preisgeld von rund 57.000 Euro.
"Die Preisträger zeigen, dass wir das Wissen und die Werkzeuge haben, um Massenvernichtungswaffen zu zerstören, Respekt für Menschenrechte zu sichern, um den Krieg gegen Frauen im Ostkongo zu beenden und die Welt mit organischer Landwirtschaft zu ernähren. Die Welt sollte nicht mit Problemen leben, von denen wir wissen, wie wir sie lösen können. Diese vier Männer, deren Vision, Mut und Engagement wir heute auszeichnen, zeigen, wie diese Lösungen aussehen."
Ole von Uexküll, Direktor der Right Livelihood Award-Stiftung
Erfolgreicher Kampf gegen Chemiewaffen
Er sei "einer der effektivsten Wegbereiter für die Abschaffung der Chemiewaffen", verkündigte die Right Livelihood Award-Stiftung heute morgen um 10.00 Uhr, als sie die Preisträger des Alternativen Nobelpreises 2013 bekannt gab: der US-Amerikaner Paul Walker.
Ein Ziel, zwei Preise
Bei der Umweltorganisation Internationales Grünes Kreuz hat sich der 1946 Geborene dafür stark gemacht, dass die Konvention von 1997 zum Verbot von chemischen Waffen, die bislang von 189 Staaten unterzeichnet wurde, auch umgesetzt wird. Zehntausende Tonnen von Chemiewaffen seien durch seinen Einsatz bereits vernichtet worden. Damit ist dieser Alternative Nobelpreis ein deutliches Signal für die momentane Situation in Syrien: Das Land will am 14. Oktober die Konvention unterzeichnen.
Hilfe für Vergewaltigungsopfer im Kongo
Unermüdlich ist er in einem Krankenhaus in der Kriegsregion Kivo bei der Arbeit: Der Frauenarzt Denis Mukwege versorgt Opfer sexueller Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo. Rund 40.000 Opfer haben er und seine Mitarbeiter bislang behandelt. Das von ihm gegründete und geleitete Panzi Hospital ist spezialisiert auf die chirurgische Behandlung von Vergewaltigungsopfern und Komplikationen bei deren Verletzungen. Der 1955 geborene Mukwege versucht ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was der kongolesische Krieg Frauen und Mädchen antut und setzt sich dafür ein, dass Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Auch ein Attentat auf ihn, bei dem einer seiner Mitarbeiter starb, hält ihn nicht davon ab.
Schutz der Menschenrechte in der arabischen Welt
"Furchtlos und vorurteilsfrei" habe er sich seit 35 Jahren für die Menschenrechte in Palästina und der arabischen Welt eingesetzt: Raji Surani. Der palästinensische Anwalt dokumentiert im von ihm gegründeten Palästinensischem Zentrum für Menschenrechte deren Verletzungen im Gazastreifen, wo er selbst geboren wurde, und vertritt Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Wegen seiner deutlichen Worte gegenüber den Machtorganen saß er bereits sechsmal im Gefängnis - in Israel und Palästina gleichermaßen. Surani ist Präsident der Arabischen Menschenrechtsorganisation und bildete kürzlich syrische Anwälte, Richter und Aktivisten darin aus, Menschenrechtsverletzungen zu beobachten und zu berichten. "Sein beharrliches Engagement für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit unter extrem schwierigen Bedingungen" wurde heute mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt. Der Preis geht damit zum ersten Mal nach Palästina.
"Die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit in allen arabischen Ländern zu verbreiten, das ist schon eine fantastische Multiplikatorwirkung."
Ole von Uexküll, Direktor der Right Livelihood Award-Stiftung
Biologischer Kampf gegen den Hunger
Millionen Menschenleben in Afrika habe er gerettet und "mit wissenschaftlicher Expertise und bahnbrechender praktischer Arbeit einer gesunden, sicheren und nachhaltigen globalen Nahrungsversorgung den Weg" bereitet: Hans R. Herren. Die Stiftung "Biovision Foundation" des 65-jährigen Schweizers unterstützt seit 15 Jahren nachhaltige biologische Landwirtschaft und trägt dieses grüne Wissen den Kleinbauern in Afrika zu. Den Schweizer treibt eine große Sorge um: Wenn im Jahr 2050 geschätzte neun Milliarden Menschen leben, wie können die so ernährt werden, dass es unser Planet auch noch aushält?
"Dafür dürfen wir die planetären Grenzen nicht weiter überschreiten. Dies ist nur möglich, indem wir in kleinbäuerliche Strukturen und Familienbetriebe mit nachhaltigen und effizienten ökologischen Anbaumethoden investieren und wegkommen vom Paradigma der industriellen Landwirtschaft, welche die globalen Ressourcen übernutzt und die Biodiversität zerstört."
Hans Herren
Deutsche Davids gegen Goliaths
Der Right Livelihood Award
Albert Einstein sagte einmal, eine wirklich gute Idee erkenne man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen scheint. Seit 1985 zeichnet der Right Livelihood Award, bei uns als "Alternativer Nobelpreis" bekannt, Menschen aus, die solche unmöglichen Ideen verwirklichen und sich für den Schutz der Umwelt, für Menschenrechte und Frieden einsetzen.
Jakob von Uexküll
Die Idee, einen alternativen Nobelpreis ins Leben zu rufen, hatte der ehemalige Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll in den 70er-Jahren. Damals reiste er um die Welt, sah die Armut und Umweltzerstörung in den Ländern. Zurück in Stockholm schlug er dem Nobelkomitee vor, auch einen Preis für Umwelt und Entwicklung zu vergeben. Der Plan wurde abgelehnt.
Erfinder des Alternativen Nobelpreises
Doch von Uexküll hielt an seiner Vision fest, verkaufte seine exklusive Briefmarkensammlung und gründete von dem Erlös über eine Million US-Dollar die Stiftung für Richtige Lebensführung, die bis heute den Alternativen Nobelpreis vergibt. Seit 1980 wurden 145 Menschen und Initiativen aus 61 Ländern gewürdigt. Die Feierlichkeiten im schwedischen Parlament in Stockholm finden meist einige Tage vor oder nach der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember statt. Jeder der meist vier Alternativen Preisträger erhält inzwischen 50.000 Euro Preisgeld. Oft wird noch zusätzlich ein Ehrenpreis (undotiert) vergeben. Ermöglicht wird die Unterstützung der Preisträger durch Spenden und Vermächtnisse.
"Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt."
Jakob von Uexküll