ARD alpha Uni Assistenzärztin in der Unfallchirurgie
Unfallchirurgin zu sein, ist für Paula ihr Traumberuf. Am Universitätsklinikum Augsburg macht sie nach ihrem Medizinstudium die Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie. Das bedeutet für sie ein enormes Arbeitspensum, viel im OP stehen und unter Anleitung operieren.
Zulassung zum Beruf Ärztin oder Arzt
Ärztinnen und Ärzte haben zwischen 12 und 13 Semester, je nach Universität, Medizin studiert. Im Studium durchläufst du drei Phasen: Das Vorklinikum, das Klinikum und das praktische Jahr, da sogenannte PJ. Nach dem praktischen Jahr legst du die zweite medizinische Prüfung, das 2. Staatsexamen, ab und beendest damit das Universitätsstudium.
Danach kannst du deine Approbation beantragen. Nur mit der Approbation darfst du in Deutschland ärztlich tätig werden und die Berufsbezeichnung „Ärztin“, „Arzt” führen. Damit bist du aber noch kein Facharzt oder eine Fachärztin. Diese Berufsbezeichnung darfst du erst führen, wenn du deine fachärztliche Weiterbildung abgeschlossen hast. De facto startest du in der Regel dein Berufsleben mit deiner Facharztausbildung. Du arbeitest dazu sozusagen unter Anleitung als Assistenzarzt oder Assistenzärztin in einer Klinik oder in einer Praxis. In dieser Zeit spezialisierst du dich auf ein Fachgebiet.
Für den Titel Doktor musst du eine medizinische Promotion vorweisen.
In der Medizin ist Teamwork ein Erfolgsrezept
"Am Anfang wusste ich nicht, wie viel Unterstützung ich vom Team bekomme. Da fängt man an und springt ins kalte Wasser und muss natürlich testen. Also ich bin hergefahren zum Hospitieren und habe mir einen Tag lang angeschaut, wie die Stimmung hier in der Klinik ist. Aber an einem Tag erfasst man natürlich nicht vollständig, wie das Team drauf ist und wie die Dynamik zwischen den einzelnen Menschen ist und wie viel Freundlichkeit und Unterstützung einem begegnen wird. Aber ich habe es richtig gut getroffen hier. Ich bin sehr zufrieden und weiß einfach, dass alle meine Kollegen mich unterstützen, für mich da sind und immer ein offenes Ohr haben. Und das reicht vom Chefarzt bis zu den Assistenzärzten. Dadurch habe ich einfach super viel Sicherheit gewonnen."
Paula, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Augsburg in der Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Skills für eine gute Unfallchirurgin
- Liebe zum Menschen
- Verantwortungsbewusstsein
- Sorgfältige Arbeitsweise in allen Dingen
- Hohe Belastbarkeit
- Flexibilität
- Empathie
- Naturwissenschaftliches Verständnis
- Ausdauer und Geduld
In der Unfallchirurgie dominieren noch immer Männer
"Grundsätzlich ist die Unfallchirurgie noch ein männerdominiertes Fachgebiet der Medizin, einfach weil es körperlich anspruchsvoll ist, weil es teilweise anstrengend und kraftaufwendig ist im OP. Aber wir Frauen werden mehr. Und ich habe hier ein paar Oberärztinnen und werdende Oberärztinnen, die mir gute Vorbilder sind und denen ich nacheifern kann."
Paula, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Augsburg in der Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Karriere
Ein erster Schritt für eine „Karriere“ im ärztlichen Bereich ist deine Weiterbildung zum Facharzt, zur Fachärztin. Händeringend gesucht sind Allgemeinmediziner für die Hausarztpraxen auf dem Land. Einige Bundesländer unterstützen die Niederlassung von Ärzten auf dem Land auch mit einer Reihe von Vergünstigungen. Es lohnt sich danach zu erkundigen.
In Deutschland gibt es 34 fachärztliche Arbeitsfelder und für jedes gibt es eine spezielle Weiterbildung zur Fachärztin und zum Facharzt. In den großen Fachgebieten der Chirurgie, der Inneren Medizin, der Pathologie und Pharmakologie gibt es weitere Spezialisierungsmöglichkeiten. Hier die Fachrichtungen im Einzelnen:
- Allgemeinmedizin (Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen arbeiten meist als Hausarzt oder Hausärztin, oft mit eigener Praxis oder in einem Ärztinnenhaus. Einige spezialisieren sich zusätzlich in Spezialfeldern anderer Fachbereiche oder auch querschnittlichen Arbeitsfeldern wie Sportmedizin, der Ernährungsberatung, alternativen Heilmethoden wie Homöopathie.
- Anästhesie (Narkosemedizin, Anästhesisten und Anästhesistinnen arbeiten auch in der Notfallmedizin, der Schmerztherapie und in der Palliativmedizin)
- Anatomie
- Arbeitsmedizin
- Augenheilkunde
- Biochemie
- Chirurgie: Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Kinder‐ und Jugendchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Thoraxchirurgie (Lungen- und Brustraum), Viszeralchirurgie (Organe im Bauchraum: Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre, Magen und Galle)
- Dermatologie (Hauterkrankungen)
- Gynäkologie
- Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
- Humangenetik
- Hygiene und Umweltmedizin
- Innere Medizin: Internistinnen und Internisten beschäftigen sich mit Diagnose und Therapie von Krankheiten der inneren Organe, Angiologie (Gefäßerkrankungen), Endokrinologie und Diabetologie (Stoffwechsel- und Hormonerkrankungen), Gastroenterologie (Krankheiten Verdauungsorgane), Hämatologie und Onkologie (Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe), Infektiologie (Entzündungserkrankungen), Kardiologie (Herz- und Kreislauferkrankungen), Nephrologie (Nieren und ableitende Harnwege), Pneumologie (Atmungsorgane), Rheumatologie (Knochengerüst und Bindegewebe)
- Kinder- und Jugendmedizin
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Laboratoriums Medizin (Analyse von Körpersäften, Ausscheidungen, Gewebeproben, Krankheitsbefunde, Verlaufsüberwachung und Therapieprognosen)
- Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
- Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Neurochirurgie (Nervenerkrankungen)
- Neurologie (Behandlung und Rehabilitation der Erkrankungen des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems einschließlich der Muskulatur)
- Nuklearmedizin (kernphysikalische Verfahren zur Diagnostik und Behandlung von Organen)
- Öffentliches Gesundheitswesen
- Pathologie (Entstehung und Beurteilung von Krankheiten), Neuropathologie (Entstehung und Beurteilung von Krankheiten des Nervensystems)
- Pharmakologie: Klinische Pharmakologie, Pharmakologie und Toxikologie
- Phoniatrie und Pädaudiologie (Krankheiten in Verbindung der Hörfunktion, Sprech- und Sprachfunktion, sowie Kau- und Schluckfunktion)
- Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Physiologie
- Psychiatrie und Psychotherapie
- Psychosomatische Medizin
- Radiologie
- Rechtsmedizin
- Strahlentherapie
- Transfusionsmedizin (Bewertung von Blut-, Zell- und Gewebespenden für Transfusionen und Transplantationen)
- Urologie (Krankheiten des männlichen Urogenitalsystems und der weiblichen Harnorgane)
Unfallchirurgin ist ein erfüllender Beruf
"Also dieses Reparieren können und diese Funktionen wiederherstellen können und Lebensqualität in diesem Ausmaß verbessern können, was die ambulante Chirurgie und die Unfallchirurgie können oder zumindest als Selbstanspruch haben, das hat mich im Laufe des Studiums nicht mehr losgelassen. Im OP habe ich natürlich die Herausforderung, dass ich konzentriert arbeiten muss, dass mir keine Fehler passieren dürfen, dass ich ganz fokussiert auf die OP bin. Auf Station ist das völlig anders. Es ist auch sehr, sehr anspruchsvoll und sehr, sehr herausfordernd. Es ist ganz, ganz viel Überblick behalten können über die vielen Dinge, die da gleichzeitig passieren. Und es ist auf eine ganz eigene Art auch eine große Herausforderung. Auf Station habe ich zwischen 20, maximal 36 Patienten, die ich betreue. Vieles auf Station muss ich über den Tag selber entscheiden. Das ist natürlich Verantwortung. Aber: Ich habe immer meine Oberärzte einen Telefonanruf entfernt, wenn es mal Fragen gibt, die ich nicht alleine klären kann."
Paula, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Augsburg in der Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Die Verdienstmöglichkeiten variieren
Nicht jeder Facharzt, jede Fachärztin verdient gleich. Tatsächlich gib es Unterschiede. Gefäßchirurginnen und -chirurgen verdienen besser als etwa Urologinnen und Urologen, aber das sollte kein Kriterium für die Spezialisierung in dem ein oder anderen Fachbereich sein. Wichtig ist, dass man sich in der fachärztlichen Ausbildung für den Fachbereich entscheidet, für den man „ein Händchen“ hat und der einem innere Befriedigung und Freude bereitet. Die Patientinnen und Patienten sind es wert, mit „Liebe“ behandelt zu werden durch Ärztinnen und Ärzte, die ihr Fach lieben und deshalb wohl auch besser beherrschen dürften.
Grundsätzlich gilt: Die Gehälter für beschäftigte Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken bundesweit sind tariflich durch die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes des Bundes TVöD und der Länder TV-L geregelt. Es entscheiden deine Stellung und deine Erfahrung über die Höhe deines Einkommens. Es gibt ein gewisses Gefälle zwischen Unikliniken und „normalen“ Krankenhäusern. Auch hier regeln Tarifverträge für Unikliniken und kommunale Krankenhäuser das Einkommen. In Unikliniken bewegen sich die Spitzengehälter bei etwas mehr als 11.000 Euro brutto im Monat, in „normalen“ Krankenhäusern bei etwas mehr als 10.000 Euro brutto im Monat. Es ist auch ein Unterschied, ob eine Kommune Träger eines Krankenhauses ist oder ein privater Träger. Kirchliche Träger orientieren sich wiederum am öffentlichen Tarifsystem.
Quelle: Öffentlicher-Dienst.Info
Niedergelassene Ärzte und Ärztinnen mit eigener Praxis verdienen wiederum anders. Verdienstfaktoren sind zum Beispiel: Der Fachbereich, die Größe der Praxis, das Einzugsgebiet, aber auch das Renommee, das du bei deinen Patienten genießt.
Assistenzärzte und Assistenzärztinnen verdienen zwischen 5692 Euro und mehr als 6750 Euro brutto im Monat. Je nach Berufserfahrung und Fachbereich. Fachärzte und Fachärztinnen verdienen ebenfalls unterschiedlich. Hausärztinnen und Hausärzte starten statistisch mit einem Durchschnittsgehalt von 5692 Euro brutto im Monat. Nach oben ist die Tabelle eher offen. Fachärzte und Fachärztinnen für Gefäßchirurgie starten bei etwa 6683 Euro brutto im Monat. Mittlere Gehälter bewegen sich schon über 6750 Euro brutto im Monat.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit.
Berufschancen sind prinzipiell gut - vor allem auf dem Land
In den Ballungsräumen gibt es für einzelne Bereiche eine gewisse Saturierung der Beschäftigungsmöglichkeiten. Dennoch sind die beruflichen Aussichten für Ärzte und Ärztinnen weiterhin gut. Besonders auf dem Land herrscht Ärzte- und Ärztinnenmangel.
Ärztin sein, Arzt sein heißt, Verantwortung für die Gesundheit von Menschen zu übernehmen
"Es macht schon Spaß, dass man unabhängig unterwegs ist. Aber es ist natürlich auch viel, viel Verantwortung. Gerade am Anfang darf man nicht aus dem Blick verlieren, dass man alleine für Patienten zuständig ist. Auf einer der Stationen ist es etwas entspannter, weil immer auch andere Ärzte mitzuständig sind. Auf einer neuen Station bin ich die Einzige, die die Patienten am Tag sieht. Und da darf natürlich nichts untergehen. Denn es geht um die Gesundheit der Patienten. Und das ist das höchste Gut. Und das gilt es zu schützen. Und ja, das ist auch viel, viel Druck und viel Last. Auch damit muss man umgehen können."
Paula, Assistenzärztin am Universitätsklinikum Augsburg in der Weiterbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.