ARD alpha Uni Rechtsanwältin
Rechtsanwält:innen bzw. Strafverteidiger:innen, wie Jana, sorgen vor Gericht dafür, dass ihren Mandanten und Mandantinnen Recht widerfährt. Für die Angeklagten versuchen sie das bestmögliche Urteil herauszuholen. Das bedeutet jedoch nicht, ihre Straftaten zu billigen.
Zulassungvoraussetzungen
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte haben Jura studiert und mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Danach haben sie alle ein zweijähriges Rechtsreferendariat absolviert und dieses mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen.
Jana hat das anders gemacht. Sie hat zunächst an der Universität Mainz Jura studiert, ihr erstes Staatsexamen abgelegt und später an der University of Glasgow zusätzlich einen Masterstudiengang Jura erfolgreich absolviert. Die University of Glasgow hat ihr den akademischen Titel Master (M L.L.) verliehen.
Mit allen bestandenen Prüfungen musst du, um als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin arbeiten zu können, bei deiner regional zuständigen Rechtsanwaltskammer deine Zulassung beantragen. Für die Zulassung musst du mit dem Antrag neben deinem bestandenen zweiten Staatsexamen in beglaubigter Abschrift auch ein Foto, einen Lebenslauf und (!) eine abgeschlossene Berufshaftpflichtversicherung vorweisen. Gemäß § 51 der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) muss diese eine Deckungssumme von mindestens 250.000 Euro für den Einzelfall und für das ganze Jahr die vierfache Deckung aufweisen. Die Kammer verlangt dafür eine das Vertragsverhältnis bestätigende Deckungszusage. Die Vorlage eines Versicherungsscheins oder der Antrag zum Abschluss einer Versicherung reichen nicht aus. Normalerweise bieten alle größeren Versicherungsunternehmen solche Berufshaftpflichtversicherungen an.
Mit der Zulassung zum Rechtsanwalt, zur Rechtsanwältin wirst du durch ein Mitglied der zuständigen Rechtsanwaltskammer vereidigt. Dann darfst du dich im Bereich der zuständigen Rechtsanwaltskammer als Rechtsanwältin, Rechtsanwalt niederlassen und eine Kanzlei einrichten. Achtung! Detailregelungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland und auch hier durchaus auch nochmal regional.
Jura ist kein Verlegenheitsstudium - es fordert einen ganz.
"Also ich glaube, in dem Moment, in dem man überlegt, ob man Jura studieren möchte, ist es wichtig zu wissen, dass dieses Studium unfassbar viel Ehrgeiz und unfassbar viel Selbstdisziplin fordert. Also es ist eigentlich ein Selbststudium. Klar, es gibt die Vorlesungen, es gibt verschiedene AGs, aber in der Examens-Vorbereitung ist man völlig auf sich allein gestellt. Das heißt, man muss jeden Tag aufstehen, muss jeden Tag sagen okay, ich gehe in die acht Stunden und ich gehe wieder nach Hause. Man muss sich im Klaren sein, dass man viel lesen muss, dass man unfassbar viel lernen muss. Und wenn man ein klares Ziel hat, wo man hinmöchte, wenn man sagt: Ich möchte Staatsanwältin werden, ich möchte Richterin werden oder ich möchte Strafverteidiger werden, dann ist das okay, wenn man diesen steinigen Weg geht. Aber wenn man Jura studiert, weil man nicht weiß, was man sonst machen sollte, würde ich auf jeden Fall davon abraten."
Jana Jürgen, Rechtsanwältin und Strafverteidigerin
Skills und Fähigkeiten für den Beruf Rechtsanwältin, Rechtsanwalt
- Menschenkenntnis und Gerechtigkeitssinn
- Empathie und Emotionale Intelligenz
- Psychische Belastbarkeit
- Persönliche psychische Stabilität
- Analytisches Denken
- Gespür für die richtigen Entscheidungen
- Schnelligkeit und Gutes Zeitmanagement
- Durchsetzungsvermögen
- Kommunikationsvermögen
- Leidenschaft für den „Beruf“
Rechtsanwältin ist Janas Traumberuf
"Also für mich war relativ früh klar, dass ich Jura studieren möchte. Ich weiß nicht warum, aber es war für mich klar und ich habe mir immer vorgestellt die Robe zu tragen und vor Gericht zu streiten. Das fand ich spannend. Und dann diese gewisse Faszination für Verbrechen, das kombiniert, war für mich dann der ausschlaggebende Grund, warum ich Strafverteidigerin geworden bin. Aber ich muss sagen, ob ich damals wirklich gedacht habe, dass ich Strafverteidigerin werde, das weiß ich nicht. Aber ich wollte Robe tragen. Ich wollte vor Gericht auftreten. Ich wollte mich vor Gericht streiten. Das mache ich jetzt für meine Mandanten im Strafrecht."
Jana Jürgen, Rechtsanwältin und Strafverteidigerin
Karriere und Verdienst
Der Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren auch bei den Juristinnen und Juristen immer bemerkbarer werden. Bis 2030 werden ca. 40 % der derzeit tätigen Jurist:innen in den Ruhestand treten. Gleichzeitig nahmen in den letzten Jahren die Studierendenzahlen im Fach Jura ab. Einige Studien gehen von 40 Prozent aus. Die Arbeitslosenquote unter Juristinnen und Juristen liegt in den letzten Jahren, so die Bundesagentur für Arbeit, bei konstanten 2,4 Prozent. Gute bis beste Berufsaussichten also für Juristinnen und Juristen.
Tatsächlich ist etwa ein Drittel der in Deutschland tätigen Juristinnen und Juristen im öffentlichen Dienst, ein Drittel selbstständig und ein Drittel in fachfremden Arbeitsbereichen beschäftigt.
Wer im juristischen Arbeitsfeld bleibt, arbeitet so:
Die Rechtwissenschaft unterscheidet zwischen natürlichen Personen, also realen Menschen, wie du und ich, als Träger von Rechten und Pflichten und juristischen Personen, das sind Institutionen, Vereine und Gesellschaften. Damit können aber zum Beispiel auch Parteien, Firmen oder ganze Konzerne gemeint sein. Entsprechend breit gestalten sich die Beschäftigungsmöglichkeiten für Rechtanwälte und Rechtsanwältinnen. Spätestens im Referendariat haben sie sich auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert.
Zum Beispiel für:
- Arbeits- und Sozialrecht
- Strafrecht
- Finanzrecht
- Familienrecht
- Migrationsrecht
- Internationales Recht
- Völkerrecht
- Wirtschaftsrecht
- Notarrecht
….. und viele andere mehr.
Rechtanwälte und Rechtsanwältinnen übernehmen vor Gericht einerseits die Strafverteidigung von straffällig gewordenen natürlichen und juristischen Personen. Als Strafverteidiger und Strafverteidigerinnen müssen sie die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Beweise widerlegen, entkräften, um das beste und auch gerechteste Urteil für ihre Mandanten und Mandantinnen herauszuholen - im Idealfall den Freispruch bei nicht begangener Tat.
Aber auch für die Anklage von Straftatbeständen, die durch natürliche und juristische Personen, also von Menschen und Institutionen jeglicher Art begangen wurden, sind Anwälte und Anwältinnen zuständig. Sie treten hier als Staatsanwälte und Staatsanwältinnen der Behörden oder als Anwältinnen und Anwälte der Nebenklage auf. Ihre Aufgabe ist dann die Beweisführung zur Straffälligkeit der angeklagten Personen.
Notar, Notarin kann werden, wer alle oben beschriebenen Zulassungsvoraussetzungen erfüllt. Zusätzlich werden herausragende Abschlussnoten in beiden Staatsexamen und die Befähigung zum Richteramt und damit auch für den Notarberuf erwartet.
In etwa zwei Drittel der Bundesländer durchläufst du dazu eine mehrjährige Ausbildung im Anwärterdienst. Als Notarassessorin bzw. Notarassessor sammelst du praktische Erfahrungen bei verschiedenen Notarinnen und Notaren, vertrittst sie und durchläufst zusätzliche Ausbildungsseminare. Im Anwärterdienst befindest du dich in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis und erhältst Bezüge nach dem Bundesbesoldungsgesetz (BBesG), die denen eines Richtergehalts (R1) entsprechen.
In etwa einem Drittel der Bundesländer werden Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung und dem Nachweis der erforderlichen notarspezifischen Qualifikation zu Notarinnen und Notaren bestellt. Diese Notare und Notarinnen üben ihren Beruf oft neben dem des Anwaltsberufs aus.
Rechtsanwältin sein, heißt dem Recht vor Gericht allen Raum verschaffen.
"Wenn ich jemanden verteidige, dann verteidige ich die Rechte meines Mandanten vor Gericht. Ich versuche für ihn ein Sprachrohr zu sein, aber ich legitimiere keine seiner Taten. Ob er jetzt gestohlen hat, ob er jemanden betrogen hat? In dem Moment, wo ich ein Mandat annehmen und sage, ich bin die Verteidigerin, toleriere ich nichts, heiße nichts gut und legitimiere nichts. Also, wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, wenn man sagt okay, ich verteidige nur die Rechte und ich toleriere nicht die Tat, dann kann man auch theoretisch keinen Unterschied zwischen Betrug und einem schwereren Delikt machen."
Jana Jürgen, Rechtsanwältin und Strafverteidigerin
Verdienst und Honorare
Vom Gericht bestellte Strafverteidigerinnen oder beigeordnete Strafverteidiger werden nach den Regeln der Gebührenverordnung des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes (VV RVG) honoriert. Das Gesamthonorar bemisst sich nach Arbeitsaufwand, Verhandlungsterminen, dem Ort, wo verhandelt wird und anderem. Vor einem Amtsgericht sind die Verfahrensgebühren niedriger angesetzt als vor einem Landesgericht.
Im Schnitt bewegst du dich mit deinem Monatsverdienst zwischen 4.669 und 6.750 Euro brutto und mehr pro Monat.
Für Staatsanwälte und Staatsanwältinnen als auch für Notarinnen und Notare wird die Besoldung ebenfalls durch das Bundesbesoldungsgesetz (BBesG) festgelegt und wie bei Richter:innen gemäß Besoldungsordnung R und den Besoldungsgruppen R1 bis R10 berechnet.
Als Richtwert für den Brutto-Monatsverdienst dienen ebenfalls die oben genannten Zahlen.
Selbstständige Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen verdienen anders. Es ist auch ein Unterschied, ob du im Bereich des Wirtschaftsrechts für einen großen Konzern tätig bist oder kleine Strafdelikte übernimmst. Als direkt durch Mandanten und Mandantinnen bestellte Strafverteidigerin oder Strafverteidiger hängt dein Verdienst von deinen eigenen Gebührenregelungen ab und dem Honorar, das du mit deinen Mandanten und Mandantinnen verhandelt hast oder eben die Kanzlei, in der du arbeitest und auch von dem Renommee, das du geniest.
Das Einstiegsgehalt für selbständige Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen startet etwas unter 5.048 Euro brutto im Monat. Im Mittel verdienen Rechtsanwälte über 6.750 brutto im Monat.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Strafverteidigerin sein, heißt nah am Menschen sein.
"Also, seitdem ich als Strafverteidigerin arbeite, gab es nicht einen Tag, an dem ich aufgewacht bin und dachte: Oh Gott, jetzt muss ich irgendwie in die Kanzlei. Kein Bock. Es war anders. Jeden Morgen bin ich aufgewacht und dachte: Oh, was passiert heute? Das ist echt unglaublich spannend, vielseitig. Man bekommt viele Lebensgeschichten mit und man kann viel in den Alltag von Menschen eintauchen. Das ist unfassbar spannend und macht unfassbar viel Spaß."
Jana Jürgen, Rechtsanwältin und Strafverteidigerin