ARD alpha Uni Diplomingenieur für Verfahrenstechnik bei K-UTEC Salt Technologies
Verfahrenstechnik ist ein extrem vielseitiges Berufsfeld mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten. Kevin Bittmann ist Ingenieur für Verfahrenstechnik bei einem mittelständischen Unternehmen, das Kunden weltweit betreut. Er optimiert Prozesse, die aus Kalisalz das Düngemittel Kaliumsulfat herstellen.
Voraussetzungen für den Beruf Verfahrenstechniker
Ingenieure und Ingenieurinnen, die im Bereich der Verfahrenstechnik arbeiten, haben meistens Verfahrenstechnik studiert. Allerdings kannst du auch als Ingenieur:in für Chemieingenieurwesen oder Umwelttechnikingenieurin mit verfahrenstechnischen Aufgaben betraut werden. Tatsächlich wird Verfahrenstechnik oft in Kombination mit anderen Fächern wie zum Beispiel Chemieingenieurwesen, Umwelttechnik oder Energieverfahrenstechnik angeboten. Wichtig für deine Studienfachentscheidung und damit deine Berufswahl ist der Bereich, in dem du später arbeiten willst, ob du eher mit „Chemie lastigen“ Verfahren zu tun haben willst oder ob dich Werkstoffe eher physikalisch interessieren oder, ob du mehr im Bereich Umweltschutz und Energietechnik arbeiten willst. Alle Studienfächer bieten in den jeweiligen Studiengängen im Bachelor, Master und auch in den wenigen angebotenen Diplomstudiengängen entsprechende Vertiefungsmodule an. Also genau hinschauen, wenn du dich um einen Studienplatz bewirbst, was die jeweilige Universität oder Hochschule anbietet. Chemie, Physik und auch Biologie spielen neben Mathematik in allen Studiengängen eine Schlüsselrolle.
Ständig neue Herausforderungen darauf musst du dich einstellen
"Auf den Beruf Verfahrenstechnik bin ich auf Umwegen gekommen. Ich habe mich für vieles interessiert und konnte mich auch als Schüler nicht so richtig entscheiden, was ich studieren sollte. Was mich an diesen verfahrenstechnischen Beruf fasziniert, ist die Vielseitigkeit. Zurzeit gibt es für mich keinen Alltag. Es gibt immer wieder irgendeine neue Aufgabe, irgendein eine neue Herausforderung, die wartet, eine neue Fragestellung. Viele würden sagen: Das ist doch anstrengend, wenn du dich jeden Tag mit etwas Neuem beschäftigen musst. Aber ich mag das."
Kevin Bittmann, Verfahrensingenieur bei K-UTEC Salt Technologies in Sondershausen
Welche Skills sind für Verfahrensingenieure und Verfahrensingenieurinnen ganz besonders wichtig?
- Ausdauer - nicht immer funktioniert alles beim ersten Mal
- Frustrationsvermögen
- Analytische Fähigkeiten
- Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen
- Kreative Experimentierfreudigkeit
- Mathematik
- Teamfähigkeit
- Emotionale Intelligenz, auf Baustellen klingt manches härter als es gemeint ist
Rauer Ton inklusive Verfahrensingenieur: innen müssen das abkönnen
"Es gab eine Situation in Australien, da kam ein Privatinvestor, hat sich die Anlage angeguckt und wollte, dass alles schnell geht und alles gut funktioniert und hat auf Englisch hat gesagt: „What a shit is that?!“ und „Fucking German Design!“. Sorry. Aber das hat er so gesagt und nicht in der Tonlage, in der ich es sage. Es ist einfach der Ton auf der Baustelle, der ist rau und der ist hart. Und damit muss man klarkommen. Das abzugrenzen, das ist manchmal herausfordernd. Aber, wenn man sich abends zusammensetzt und am Esstisch trotzdem noch normale und entspannte Gespräche führt, dann ist auch so eine technische Diskussion, wo es mal ein bisschen hitziger werden kann, völlig okay."
Kevin Bittmann, Verfahrensingenieur bei K-UTEC Salt Technologies in Sondershausen
Beruf und Karriere
Verfahrenstechnik ist eine von vielen Ingenieurswissenschaften
Die Verfahrenstechnik befasst sich mit der Umwandlung von Stoffen, sei es chemischer, physikalischer oder biologischer Art. Das Ziel der Verfahrenstechnik ist es, Methoden zur Stoffumwandlung zu entwickeln oder bestehende Prozesse zu optimieren.
Ingenieurinnen und Ingenieure für Verfahrenstechnik sind Spezialisten für alle stofflichen Umwandlungsprozesse in der Physik, der Chemie und der Biologie. Immer, wenn solche Umwandlungsprozesse für die Herstellung von Produkten oder in der Forschung erforderlich sind, werden Verfahrensingenieurinnen und Verfahrensingenieure zur Lösung dieser Herausforderungen eingesetzt.
Ingenieurinnen und Ingenieure der Verfahrenstechnik entwickeln dann die zielführenden Produktionsverfahren, simulieren sie im Kleinen und rechnen die entdeckten Prozesse hoch und transformieren sie schließlich in der Industrie für die große Produktion. Ab da koordinieren sie die Umsetzung ihrer Verfahren und sind oft auch verantwortlich für die Qualitätskontrolle. Auch in der Nano-Technologie arbeiten Ingenieure und Ingenieurinnen für Verfahrenstechnik.
Ingenieurinnen und Ingenieure der Verfahrenstechnik haben ein breitgefächertes Aufgabenfeld
Verfahrenstechnikingenieurinnen und -ingenieure können in nahezu jeder Branche der Industrie Arbeit finden. Gerade im Energiesektor, in der Automobilindustrie und im Bereich Umweltschutz sind sie gesuchte Leute.
Allerdings, je höher der Abschluss, den du vorweisen kannst, desto größer ist die Chance auch in verantwortungsvollere Positionen in einem Unternehmen oder in einer Forschungseinrichtung aufzusteigen. Ein Masterabschluss ist die Regel im Fachgebiet Verfahrenstechnik. In größeren Unternehmen hast du mit einem Bachelorabschluss wenige Chancen, wenn du dich für verantwortungsvollere Positionen bewerben willst. Der Abschluss als Diplomingenieur für Verfahrenstechnik, den unser Protagonist Kevin Bittmann erworben hat, wird ähnlich bewertet wie ein Masterabschluss. Letztlich hängt es aber von der Spezialisierung ab, die du dir im Studium angeeignet hast, ob dir ein Unternehmen oder eine Forschungseinrichtung den Einstieg ermöglicht und von den Aufgaben, die dir zugedacht werden, bzw. für die du dich bewirbst.
Branchen in denen Verfahrenstechniker:innen gebraucht werden
Die Arbeitsfelder im Bereich der Verfahrenstechnik sind so breit gestreut, dass es von deiner eigenen Neugierde und deiner Offenheit anhängt, wie du dich fachlich und persönlich weiterentwickeln willst. Verfahrenstechniker:innen arbeiten zum Beispiel hier:
- Energiewirtschaft
- Umwelttechnik
- Bergbau und Rohstoffabbau
- Pharmaindustrie
- Automobilindustrie
- Metall- und Metallverarbeitende Industrie
- Holzindustrie
- Chemieindustrie
- Controlling und Qualitätssicherung
- Unternehmensberatung
- Versicherungswesen
- Im öffentlichen Dienst in Bundes- und Landesbehörden, z.B. Aufsichtsämter
- Forschung und Wissenschaft
Gehalt
Verfahrensingenieure und Verfahrensingenieurinnen verdienen relativ gut. Im Schnitt verdienen sie zum Berufseinstieg 5282 Euro brutto im Monat. Mit wachsender Berufserfahrung steigt auch das Gehalt. 7100 Euro brutto im Monat und mehr sind möglich.
Abhängig ist das Gehalt auch davon, wo die Firma ist, bei der du arbeitest. Tatsächlich ist es immer noch so: Unternehmen in den westlichen Bundesländern zahlen im Schnitt besser. Dazu kommt: In Ballungsräumen liegt der Verdienst statistisch generell etwas höher als in Gegenden außerhalb der großen Ballungszentren. Das liegt an den unterschiedlich hoch bemessenen Orts- und Ballungsraumzulagen. Allerdings sind in dünn besiedelten Gegenden die Kosten für Wohnen eher geringer anzusetzen.
Quelle: Entgeltatlas Bundesagentur für Arbeit
Ein Masterabschluss ist zu empfehlen. Einerseits erleichtert er den beruflichen Einstieg, andererseits aber auch die Möglichkeit sich in verantwortungsvollere Positionen in einem Unternehmen hochzuarbeiten. Der „gute alte“ Diplomingenieur, wie ihn die TU Dresden, die TU Bergakademie Freiberg und die TU Kaiserslautern anbieten, wirkt sich im Gehaltszettel ähnlich aus wie ein Masterabschluss im Fach Verfahrenstechnik. Eine Promotion hilft fast immer, wenn es dir darum geht in einem Unternehmen einmal ganz an die Spitze zu rücken. Und für die Forschung gilt das sowieso.
Als Verfahrensingenieur musst du Verantwortung tragen
"Also es klingt krass. Freunden habe ich erzählt: Ich bin jetzt Projektleiter. Sie fragten, oh, krass Mann, kriegst du jetzt mehr Gehalt und Dienstwagen und alles drum und dran? Ich habe geantwortet: Mehr Gehalt gibt es immer, wenn man gut arbeitet. Aber, ja, ich bin mit meinem Fahrrad zufrieden. Für mich ist das schön: meine Verantwortung. Früher habe ich gefragt: Wie machen wir es? Jetzt bin ich in der Position, in der von Kollegen die Frage kommt: Wie machen wir es und jetzt muss ich entscheiden und Verantwortung tragen. Das ist herausfordernd. Aber ich lasse mich von diesem Gefühl nicht einnehmen."
Kevin Bittmann, Verfahrensingenieur bei K-UTEC Salt Technologies in Sondershausen