Die Jahre 1960 bis 1969
Die Studentenbewegung, die sichtbar werdende Trennung von DDR und BRD und Winnetou - all das prägte die 1960er-Jahre.
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1960
29. April 1960
Schatten der NS-Vergangenheit
Alte und neue Nazis wagen sich aus ihren Löchern. Es zeigt sich, dass die NS-Vergangenheit der BRD keinesfalls aufgearbeitet und schon gar nicht bewältigt ist. Die DDR sieht eine Chance, sich der Weltöffentlichkeit als das "bessere Deutschland" zu präsentieren. In Schauprozessen werden Adenauers Staatsekretär Hans Globke, der während des "Dritten Reichs" an einem Kommentar zu den Nürnberger Rassegesetzen mitwirkte, und Bundesvertriebenminister Theodor Oberländer, der über die ethnische Neuordnung Osteuropas geschrieben hatte, vor Gericht gestellt und in Abwesenheit verurteilt.
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1961
13. August 1961
Die Mauer wird gebaut
Nach dem Bau der Sperranlagen an der innerdeutschen Grenze ist Berlin das letzte "Schlupfloch" für DDR-Abwanderer - allein im Juli sind es 30.000. Als die Flüchtlingswelle den SED-Staat existentiell bedroht, riegelt das Regime am 13. August die Übergänge zu Westberlin ab und errichtet die Mauer.
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1962
Februar 1962
Helmut Schmidt meistert die Sturmflut
Eine verheerende Sturmflut bedroht im Februar die deutsche Nordseeküste. Dämme brechen, mehr als 300 Menschen sterben. Hamburgs Innensenator Helmut Schmidt bewährt sich als Krisenmanager und legt damit den Grundstein für eine steile politische Karriere bis hin zum Bundeskanzler.
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1963
26. Juni 1963
Kennedys Rede
"Ich bin ein Berliner" – mit diesem Satz erobert John F. Kennedy im Juni 1963 die Herzen der Deutschen im Sturm. Anlässlich des 15. Jahrestags der Berliner Luftbrücke bekräftigt der US-Präsident die Solidarität des Westens mit der eingeschlossenen Berliner Bevölkerung.
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1964
1964
Winnetou erobert die Kinos
Das Wirtschaftswunder in der BRD läuft auf vollen Touren, nicht zuletzt mit Hilfe von Gastarbeitern, die den Arbeitskräftemangel ausgleichen und die Produktion anschieben. Doch auch im westdeutschen Kino hat sich einiges verändert. Wurden während der 1950er-Jahre mit dem Heimatfilm Träume von einer heilen Welt verbreitet, sind nun Action und Abenteuer gefragt.
Neben US-Produktionen feiern Karl-May-Verfilmungen große Erfolge. Die neuen Stars, die Hauptdarsteller der "Winnetou"-Reihe, Karin Dor, Pierre Brice und Lex Barker locken zahlreiche Zuschauer in die Lichtspielhäuser. -
1965
2. Mai 1965
Israel und die BRD
Ein besonders Ereignis ist 1965 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel. Zum Ärger vieler Israelis entsendet Bonn mit Botschafter Rolf Pauls einen ehemaligen Wehrmachtsmajor. Nur langsam entkrampft sich das Verhältnis der beiden Staaten.
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1966
26. Oktober 1966
Kiesinger wird Kanzler
Ludwig Erhard regiert als Bundeskanzler mit wenig Fortüne. Die schwarz-gelbe Koalition platzt, der "Vater des Wirtschaftswunders" verlässt die politische Bühne. CDU/CSU und SPD bilden eine Große Koalition, die drei Jahre lang hält. Neuer Regierungschef wird Kurt Georg Kiesinger.
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1967
Juni 1967
Die Jugend protestiert
Während San Francisco den "Summer of Love" feiert, gärt in Deutschland der Jugendprotest gegen verzopfte Autoritäten und den Krieg in Indochina. Als am 2. Juni Benno Ohnesorg durch eine Polizeikugel stirbt, ist die Radikalisierung der Studentenbewegung nicht mehr zu stoppen.
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1968
11. April 1968
Anschlag auf Rudi Dutschke
Aufgehetzt durch die Springerpresse schießt ein Arbeiter auf Rudi Dutschke. Der Studentenführer überlebt schwer verletzt, bei Protesten sterben zwei Menschen. In Prag ersticken russische Panzer die Hoffnung auf einen liberalen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz".
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1969
21. Oktober 1969
Brandt wird Kanzler
39 Jahre haben die Sozialdemokraten gewartet, nun ist es wieder soweit: Die SPD stellt den Kanzler. Willy Brandt, einer der Architekten der neuen Ostpolitik, schmiedet ein Bündnis mit der FDP. Die sozial-liberale Koalition tritt mit dem Versprechen an, mehr Demokratie zu wagen.