Dossier Ausbildung (2) Der Weg in den Beruf
Bei der Berufswahl die falsche Weiche gestellt? Keine Panik, auch Umwege führen zum Ziel. Allerdings nur, wenn der zweite Anlauf gut vorbereitet ist. Und apropos Vorbereitung: Der frühe Vogel fängt den Wurm, heißt es. Das gilt auch für die Bewerbung. Wer damit zu lange wartet, geht meist leer aus.
Umwege – wenn die Ausbildung zum Frust wird
Drei Azubis in der Sackgasse: Nach ein paar Wochen im Lehrberuf ist die Luft raus und Frust macht sich breit. Die Seifenblase vom erhofften Traumberuf ist geplatzt, was jetzt? Augen zu und durch? Lieber nicht. "Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zu Rande", sagt Goethe. Und das trifft den Kern: Wenn die Berufsentscheidung nicht stimmt, stimmt am Ende gar nichts mehr. In diesem Fall gibt es nur eines: Den Fehler analysieren, erkennen und möglichst rasch korrigieren. Trotzdem sollte man nicht Knall auf Fall hinschmeißen, sondern die Umorientierung gründlich überdenken und erst dann wechseln, wenn man einen neuen Ausbildungsplatz gefunden hat.
So geht die Lebensrechnung auf
Gutes Gehalt, beste Aufstiegschancen, geregelte Arbeitszeiten und wenig körperliche Anstrengung. Der Beruf des Bankkaufmanns bzw. der Bankkauffrau hat viele Vorzüge. Aber was, wenn die angehende Bankkauffrau feststellt, dass ihr der Umgang mit Zahlen, Tabellen und Formularen nicht liegt? Dann hilft nur überlegen, was man besser kann und lieber macht. Im Fall unserer Bankkauffrau in spe reifte dabei die Einsicht, dass sie in einem sozialen Beruf besser aufgehoben ist. Nun sattelt sie um und lernt Altenpflegerin. Da verdient sie zwar deutlich weniger als in der Bank, aber Geld ist nicht alles. Der Beruf muss Spaß machen und zum Menschen passen, am besten ein Leben lang.
Vierzehnerschlüssel statt Föhn und Lockenstab
Und was macht eine künftige Friseuse, die bei jedem Haarsprayeinsatz niesen muss und viel zu schüchtern ist, um mit den Kunden zu reden? Wenn sie dann obendrein noch merkt, dass sie mit Mathe und Physik mehr am Hut hat als mit Locken und Strähnchen? Genau! Sie zieht die Reißleine und orientiert sich neu, bevor es zu spät ist. Weil ihr handfeste Tätigkeiten und technische Dinge schon immer zugesagt haben, startet sie jetzt eine Ausbildung zum Metallbauer. Dass sie sich dabei die Hände schmutzig macht, spielt keine Rolle. Und das mit der Trennung von Mädchen- und Jungsberufen ist ohnehin Schnee von vorgestern. Hauptsache, die große Richtung stimmt, alles andere findet sich unterwegs.
Endlich im grünen Bereich
Benny hat ganz andere Sorgen. Er weiß noch immer nicht, was er machen will und kann sich einfach nicht entscheiden. Zum Glück bringt ihn ein Schnupperpraktikum bei einem Gärtner doch noch aufs richtige Gleis. Beim Umgang mit Blumen und Pflanzen blüht er zusehends auf. Es tut einfach gut, wenn man die Kurve kriegt und endlich da landet, wo man hin will.
Hauswirtschafter – ein Job für ganze Kerle
Planen, einkaufen, kochen, auftischen, abräumen, spülen, putzen, waschen, bügeln, aufräumen – wer einen Haushalt führt, muss tüchtig zupacken und gut organisieren können. Das gilt erst recht, wenn man die Sache als Hauswirtschafterin oder Hauswirtschafter beruflich betreibt. Überall dort, wo viele Menschen verköstigt, untergebracht und versorgt werden müssen, kümmern sie sich darum, dass mehrmals täglich gesunde Mahlzeiten auf den Tisch kommen, dass Zimmer geputzt, Betten bezogen, WC und Dusche gereinigt werden und stets gewaschene, gebügelte, tiptop aufgeräumte Wäsche vorhanden ist.
Dass dafür nur Frauen in Frage kommen, ist eine absolut überholte Ansicht von anno Tobak. Immer mehr Jungs pfeifen auf verstaubte Rollenklischees und bringen den Mut auf, das zu tun, was ihnen wirklich zusagt. Zu den klassischen Einsatzgebieten der professionellen Haushaltsmanager zählen beispielsweise Kantinen, Jugendherbergen und Jugendhäuser, aber auch soziale Einrichtungen wie Alten- und Kurheime, Krankenhäuser oder Begegnungs- und Tagungsstätten aller Art. Hier sind sie in der Großküche, in der Wäscherei und im Saal- oder Zimmerdienst beschäftigt.
GSAR TV ein Schüler-Magazin stellt Berufe vor
Die Gesamtschule Am Rosenberg in Hofheim am Taunus hat sich etwas Besonderes einfallen lassen, um ihren Jugendlichen die Berufswahl zu erleichtern. In regelmäßigen Abständen produzieren die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Video-Magazin "GSAR-TV". Das Fernsehprojekt im Reportagestil stellt Ausbildungsplätze und Berufe vor. Ausgerüstet mit Kamera und Mikrofon besichtigen die jugendlichen Macher Ausbildungsplätze der näheren Umgebung und interviewen die Azubis vor Ort. Was sie dabei an O-Tönen einfangen, sind keine klugen Sprüche von professionellen Jobberatern, sondern ausgesprochen authentische Eindrücke aus erster Hand. Genau das, was junge Leute brauchen, um sich für eine Ausbildung zu entscheiden.
Die Bewerbung – der perfekte Start ins Azubi-Leben
Klar ist das Verschicken von Bewerbungsmappen lästig. Aber wer es auf die lange Bank schiebt, hat am Ende ganz sicher das Nachsehen. Die interessanten Lehrstellen sind dann schon weg. Wirklich kluge Köpfe kümmern sich bereits ein Jahr vor dem Schulabschluss um einen Ausbildungsplatz und stellen eine aussagekräftige Bewerbungsmappe zusammen. Weil diese Unterlagen den ersten, entscheidenden Eindruck prägen, den ein Unternehmen vom Bewerber bekommt, lohnt es sich, sie besonders sorgfältig und attraktiv zu gestalten. Dazu gehören ein klarer, übersichtlicher Aufbau und eine angemessene äußere Form. Denn Flecken, Eselsohren und Rechtschreibfehler sind definitiv keine gewinnende Visitenkarte!
Bewerben? Klar, aber richtig!
Eine vollständige Bewerbungsmappe besteht aus Anschreiben, Lebenslauf, Motivationsseite, Zeugnissen (beglaubigte! Kopien), Praktikumsbestätigung und Foto (nach Möglichkeit vom Fotografen).
Darauf muss man im Anschreiben achten:
- vollständige Adressangaben (mit E-Mail-Adresse und Handy-Nummer), Ort und Datum,
- die Bewerbung an einen Ansprechpartner (vorher telefonisch erfragen) richten,
- in der Betreffzeile mitteilen, um welche Stelle man sich bewirbt,
- bestimmte Schlüsselworte aus dem Anzeigentext ins Anschreiben aufnehmen, um zu zeigen, dass man sich über den Beruf informiert hat,
- den Wunsch nach einem Ausbildungsplatz begründen,
- um ein Vorstellungsgespräch bitten ("Ich würde mich freuen, wenn Sie mich zu einem Vorstellungsgespräch einladen würden…").
- Unterschrift mit Vor- und Zunamen.
Zum tabellarischen Lebenslauf gehören:
- vollständige Adressangaben (mit E-Mail-Adresse und Handy-Nummer),
- eine Zeitleiste auf der linken Seite, Zeitangaben in Monat und Jahr,
- die Nennung des Schultyps und des voraussichtlichen Abschlusstermins,
- die möglichst lückenlose Angabe von Praktika, Ferienjobs, PC-Kenntnissen
- Ort, Datum und Unterschrift mit Vor- und Zunamen am Ende.
Die Motivationsseite ist die Extrachance, um sich aus der Masse der übrigen Bewerber abzuheben und durch Leistungsbereitschaft zu punkten. Nach dem Motto "Was es sonst noch über mich zu sagen gibt", liefert sie wichtige Zusatzinformationen.
- Überschrift, z. B. "Warum den Beruf eines …. erlernen möchte".
- Wenn es einen besonderen Anlass für die Berufswahl gibt, kann er beschrieben werden.
- Falls Lieblingsfächer in der Schule, Hobbys, ehrenamtliche Tätigkeiten etc. zum Berufswunsch passen, darauf hinweisen.
- Wenn ein Schulpraktikum viel Freude gemacht hat, unbedingt erwähnen.
Informationen zur Sendereihe
Welcher Beruf passt zu mir? Welche Chancen habe ich auf dem Arbeitsmarkt? Soll ich erst einmal ein Praktikum absolvieren? Wie bewerbe ich mich richtig? Wie überzeuge ich beim Vorstellungsgespräch? Und was kann ich tun, wenn ich die falsche Ausbildung gewählt habe? In der Reihe "Dossier Ausbildung" berichten nicht professionelle Filmemacher, sondern die "Betroffenen" selbst - Schülerinnen und Schüler. Ausgerüstet mit Kamera und Mikrofon tauchen sie in die Arbeitswelt ein. Sie sprechen mit Auszubildenden und Meistern, porträtieren Berufsbilder und geben wichtige Tipps und Anregungen.