Die Französische Revolution (3/3) Die Guillotine - Das Rasiermesser der Nation
1792 stehen Österreich und Preußen mit Frankreich im Krieg. Als die Niederlage droht, wird Ludwig XVI. zum Sündenbock. Erst schickt Robespierre den König aufs Schafott, dann fällt sein eigener Kopf: Der "Große Schrecken" überschattet die Nation.
Europas alte Mächte rüsten gegen die Revolution
Zwei Jahre nach dem Beginn der revolutionären Unruhen sind viele Menschen in Frankreich des Aufruhrs müde. Auch in der "Gesetzgebenden Nationalversammlung", die im Dezember 1791 zusammentritt, will eine Mehrheit die Revolution beenden. Aber die einfachen Leute in den Pariser Sektionen sind da ganz anderer Meinung. Man nennt sie Sansculotten, Männer "ohne Kniehosen", um den Gegensatz zum Adel und zum wohlhabenden Bürger, der diese Beinkleider trägt, deutlich zu machen. Sie sind unzufrieden und erhoffen von revolutionären Veränderungen eine Verbesserung ihrer sozialen Lage. Im König sehen sie nur den Verräter und verstehen nicht, dass die Versammlung an ihm festhält. Angeheizt wird die Stimmung auf der Straße und in den radikalen Klubs durch die drohende Haltung der europäischen Mächte, die sich mit Ludwig XVI. solidarisieren und die Ansteckungsgefahr der revolutionären Ideen fürchten. Die Versammlung nimmt die Herausforderung an und erklärt im April 1792 Österreich, das mit Preußen verbündet ist, den Krieg.
Robespierre schickt den König aufs Schafott
Aber Frankreich ist nicht gerüstet. Bald treffen Nachrichten von den Niederlagen der französischen Truppen an der Nordgrenze ein, die Sieger drohen großmäulig, Paris zu verwüsten. Hauptschuldiger ist für viele Leute der König. Am 10. August stürmen bewaffnete Sansculotten die Tuilerien; der König und seine Familie suchen Schutz in der Versammlung. Aber die eingeschüchterten Abgeordneten beschließen die Absetzung und Gefangennahme des Königs. Der Prozess gegen ihn wird vor der neugewählten Versammlung, dem Nationalkonvent, geführt. Die Gemäßigten wollen sein Leben retten. Doch eine knappe Mehrheit spricht Ludwig XVI. als Verschwörer schuldig und lässt ihn am 21. Januar 1793 enthaupten.
Der Umsturz läuft aus dem Ruder
PDF-Download
Durch diesen blutigen Akt handelt sich Frankreich neue Gegner ein, England, Spanien, Holland verbünden sich mit Österreich und Preußen zu einer großen Koalition. Die französischen Truppen werden an allen Fronten zurückgeschlagen. In Paris fordert die Volksbewegung eine Zwangsbewirtschaftung der Lebensmittel und scharfes Durchgreifen gegen alle Verdächtigen. In diese Kategorie gehören auch die Abgeordneten, die das Leben des Königs retten wollten. Am 2. Juni 1793 ziehen an die 80.000 Bewaffnete vor den Konvent, richten Kanonen auf die Ausgänge und erreichen so die Auslieferung von 29 Abgeordneten.
Die Schreckensherrschaft beginnt
Das zentrale Regierungsorgan ist zu dieser Zeit der Wohlfahrtsausschuss, dem seit Juli auch Robespierre angehört. Um die Regierungsautorität gegenüber den bewaffneten Sansculotten durchzusetzen, übernimmt der Wohlfahrtsausschuss ihre Forderungen. Alle Wehrfähigen werden zu den Waffen gerufen. Für Lebensmittel werden Höchstpreise festgesetzt, ein Lohnstop wird eingeführt. Eine "Revolutionsarmee" geht aufs Land und kontrolliert die Ablieferung von Getreide und Schlachtvieh. Im Frühjahr 1794 werden die feindlichen Heere geschlagen. Trotzdem dringt Robespierre im Wohlfahrtsausschuss im Juni noch einmal auf eine Verschärfung des Gesetzes gegen die Verdächtigen. Der "Große Schrecken" beginnt.
Die Revolution frisst ihre Kinder
Robespierre will den Terror, obwohl die Revolutionstruppen siegen. Er besteht auf weiteren Säuberungen, auch im Nationalkonvent. Damit hat er den Bogen überspannt. Eine Gruppe von Abgeordneten spricht sich ab, beantragt, Robespierre unter Anklage zu stellen, und kommt damit durch. Robespierre wird verwundet, verhaftet und mit seinen Freunden am 28. Juli 1794 hingerichtet. Im Nationalkonvent gewinnen die Gemäßigten die Oberhand. Die Zwangsgesetze werden aufgehoben und die Gefängnisse geöffnet. Aber der Krieg geht weiter.