Umgang mit Konflikten Gewalt an der Schule
Die Zeiten, als Lehrer nur Wissen vermittelten, sind längst passé. Heute müssen sie Gewalt eindämmen, emotionale Kompetenzen der Jugendlichen stärken und das soziale Klima unter den Schülern verbessern.
Gewalt im Schulalltag
Gewalt im Sinne einer beabsichtigten Schädigung von Personen durch Einzeltäter oder Gruppen ist quer durch alle Schulformen verbreitet. Das Spektrum ist weit gefächert. Häufig kommt es zu psychischer Aggression: Schülerinnen und Schüler beschimpfen und beleidigen einander wegen ihres "Andersseins", ihres Aussehens, ihrer Religion oder ihrer Herkunft. Gezielt verbreiten sie Gerüchte oder organisieren den Ausschluss Schwächerer aus Cliquen. Es wird aber auch geschubst, getreten und geschlagen.
Anfeindungen übers Netz
Cybermobbing, Gewalt mithilfe moderner Kommunikationsmittel, ist auf dem Vormarsch. Häufig werden herabwürdigende Inhalte ins Netz gestellt - meist anonym und feige. Für Täter ist der Chatroom eine ideale Spielwiese, um Opfer systematisch zu isolieren.
Eine Münchner Brennpunktschule
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Den Lehrern und Schülern der Mittelschule an der Führichstraße in München-Ramersdorf ist Gewalt nicht fremd. Die Migrantenquote ist im Stadtteil hoch, viele Jugendliche aus schwierigen Familien besuchen die Schule. Gerade im Deutschunterricht lassen sich die begrenzten sprachlichen Fähigkeiten einiger Jugendlicher nicht verbergen. Sie wissen, dass in der Arbeitswelt nicht allzu viele attraktive Jobs auf sie warten und die Lehrkräfte stoßen beim Versuch, die Heranwachsenden zu stabilisieren, immer wieder an ihre Grenzen. So kommt es regelmäßig zu Konflikten.
Ursachen für Gewalt
In manchen Familien, weiß die Lehrerin Alice Marth, herrscht ein Klima, das für die Entwicklung der Jugendlichen schädlich ist. Gleichgültige Eltern stehen ihren Sprösslingen nicht zur Seite, was sich auf deren Empathiefähigkeit auswirkt und sie gewaltbereit macht. Unkontrollierter Medienkonsum und Gewalt verherrlichende Computerspiele tun ein Übriges, um das Mitgefühl für andere in Grenzen zu halten. Sprachdefizite sieht Alice Marth als weiteres Problem. "Manchmal", sagt sie, "verstehen die Schüler nicht einmal die Arbeitsaufträge". In ihrer Klasse fehlen Leistungsträger und damit auch dringend benötigte Vorbilder.
Die Lehrer schauen hin
Die Ausrede, "man kann ohnehin nur wenig tun", wollen die Lehrkräfte an der Ramersdorfer Mittelschule nicht gelten lassen. Sie haben sich Unterstützung von den Jugendhilfeaktivisten des Vereins "Hand-In" geholt. Beim Boxtraining sollen die Jugendlichen ihre Grenzen kennen lernen, selbstbewusst werden und Werte wie Respekt lernen. Denn wer an sich selbst glaubt, hat Gewalt nicht nötig.