Europäische Kostbarkeiten (3) Die Bestiensäule im Dom zu Freising
Die Bestiensäule in der Krypta des Freisinger Doms wurde um 1160 von einem unbekannten Steinmetz errichtet. Zu sehen sind z. B. Ritter, die mit Drachen ringen. Die Sendung zeigt auf, wie die Säule gedeutet werden kann.
Die Krypta - ein Raum zur Heiligenverehrung
Im Zuge von Bauarbeiten am Freisinger Dom entstand zwischen 1159 und 1161 eine geräumige Krypta. Hier wurde der mächtige Steinsarg des hl. Korbinian, ein besonderes Denkmal bairischen Christentums, aufgestellt. Auch den hl. Abt Nonnosus setzte man hier bei. Drei Reihen von je acht Säulen gliedern die Krypta in vier Schiffe und neun Joche. Hinzu kommen 16 Halbsäulen. Sie alle unterscheiden sich in Form und Verzierung, ein eindeutiges Schema ist nicht erkennbar. Dies lässt darauf schließen, dass beim Bau der Krypta gleichzeitig mehrere Steinmetze tätig waren.
Der Mittelpunkt der Krypta - die Bestiensäule
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Die sogenannte Bestiensäule ist vollständig mit Reliefskulpturen bedeckt. An drei Seiten sehen wir ein Knäuel ineinander verschlungener Tiere und Menschen. Die Tiere sind drachenähnliche Wesen, auch ein Hund ist darunter. Vier Ritter mit Kettenpanzer, Leibrock, Schwert und Schild kämpfen gegen die fauchenden Bestien. Die Ritter sind in ernsthafter Bedrängnis, die Drachen haben ihnen nahezu allen festen Boden entzogen. Ein Kämpfer ist mit dem Fuß im Gebiss eines Drachens hängen geblieben, ein anderer wird von einem Drachen in die Hand gebissen. Der dritte Ritter wird beinahe vom Drachen verschlungen, ein vierter schlitzt einem Drachen mit seinem Schwert die Weichteile auf und bricht ihm mit seiner Hand den Kiefer. Auffällig ist die Ausrichtung der Figuren: Das Kampfgeschehen zeigt nach Westen. Auf der vierten Seite der Säule ist eine Frau mit langen Zöpfen zu sehen, die eine stilisierte Blume oder Lilie und eine Schale in Händen hält und nach Osten blickt. Am Kampf nimmt die Frau nicht teil. Über dem Ereignis sehen wir zwei Adler mit ausgebreiteten Flügeln.
Die Bestiensäule ist ein komplexes Gebilde, das eine Botschaft an die Betrachter übermittelt. Versteht man die Symbole zu deuten, erschließt sich die Mitteilung.