Meilensteine der Naturwissenschaft und Technik Louis Pasteur, Robert Koch und die Bakteriologie
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die große Zeit der Bakteriologie. Der französische Naturwissenschaftler Louis Pasteur (1822-95) und der deutsche Arzt Robert Koch (1843-1910) beschreiben erstmals Mikroben als Erreger gefährlicher Krankheiten wie Milzbrand.
Lepra - der biblische "Aussatz" galt schon seit dem Altertum als Strafe Gottes, die Kranken wurden aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Die Pest forderte im Mittelalter ein Drittel der Bevölkerung Europas, aber auch weiteren Infektionskrankheiten wie Milzbrand und Tuberkulose fielen Hunderttausende zum Opfer.
Die Erreger dieser Krankheiten bleiben bis ins 17. Jahrhundert unbekannt, aber schließlich entdeckt der holländische Kaufmann Antoni van Leeuwenhoek aus Delft mit seinem selbst gebauten Mikroskop winzige Lebewesen, die dem menschlichen Auge bisher verborgen waren. Auf seinen Zeichnungen finden sich auch schon einige Bakterien, doch die Bedeutung dieser Mikrowelt für den Menschen bleibt unerkannt. Athanasius Kircher vermutet erstmals, dass die Pest von diesen Mikroben verursacht wird. Man geht davon aus, dass diese Lebewesen durch so genannte "Urzeugung" aus der unbelebten Natur entstehen.
Dem französischen Chemieprofessor Louis Pasteur ist es vorbehalten, die Natur der Bakterien aufzuklären. Bei den Untersuchungen im Auftrag eines Spiritusfabrikanten findet er im Essig die für die Umwandlung des Alkohols verantwortlichen Bakterien. 1857 wird Pasteur als Direktor der naturwissenschaftlichen Abteilung an die Ecole Normale nach Paris berufen, wo er sich ganz der Erforschung der Bakterien widmen kann. Er kann nachweisen, dass die Bakterien durch die Luft verbreitet werden und nicht aus Urzeugung entstehen. Später entwickelt er ein Verfahren zur Abtötung von unerwünschten Bakterien durch Erhitzen, das heute noch so genannte Pasteurisieren. Schließlich findet er den Erreger einer Erkrankung der Seidenraupen, der die südfranzösische Seidenindustrie nahezu ruiniert hatte. Es gelingt ihm, von tollwütigen Hunden die Erreger auf Kaninchen zu übertragen, denen er dann die Abwehrstoffe für ein Serum gegen diese tödliche Krankheit entnimmt. 1885 heilt er mit diesem Serum einen mit Tollwut infizierten Jungen. Drei Jahre später erhält Pasteur ein eigenes Forschungsinstitut.
Als Pasteur den Höhepunkt seiner Karriere fast schon erreicht hat, lässt sich in Deutschland der junge Arzt Robert Koch gerade als Kreisphysikus nieder. Bei seinen Forschungsarbeiten gelingt es ihm, aus dem Blut von Schafen Milzbranderreger zu isolieren. 1880 wird Robert Koch als Leiter an das Kaiserliche Gesundheitsamt nach Berlin berufen. Dort widmet er sich zunächst der Erforschung der bislang scheinbar unheilbaren Tuberkulose. 1882 entdeckt Koch den Erreger - die Tuberkulose ist also eine Infektionskrankheit. 1883 erforscht er im Orient und in Indien die Cholera und kann auch ihren Erreger nachweisen. In Afrika ergründet er die Ursachen von Pest, Schlafkrankheit und Malaria. Seine Bemühungen um einen Impfstoff gegen die Tuberkulose scheitern allerdings. 1905 erhält Robert Koch für die Erforschung der Tuberkulose den Nobelpreis für Medizin. Am 27. Mai 1910 stirbt Robert Koch.
Durch die Forschungsergebnisse von Pasteur und Koch werden die hygienischen Verhältnisse verbessert und eine Reihe von hochwirksamen Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten entwickelt. Als größte Herausforderung gilt heute die Bekämpfung von Viruserkrankungen wie Grippe, AIDS oder SARS.