Drums, Bass & Co. in der Medizin Heilen mit Musik
Körperlich und psychisch Kranken, Autisten, sprachgestörten oder hyperaktiven Kindern und Jugendlichen hilft das Empfinden von Rhythmus und Klang. Musik bricht Blockaden auf, lässt Menschen Affekte ausleben, schafft Platz für Problembewusstsein und gibt Schub für neue Kreativität.
Musik kann wirken wie Medizin
Im Mittelalter war es üblich, dass sich Mediziner auch mit Musik beschäftigten. Später arbeiteten Komponisten wie Wolfgang Amadeus Mozart (1756-91) für Menschen aus reichem Haus, die an Depressionen oder Migräne litten. Mit dem Siegeszug der Pharmazie geriet die frühe Musiktherapie jedoch in Vergessenheit. Im Klinikum Bogenhausen wird die Heilkraft der Musik aber seit einigen Jahren wieder erfolgreich zur Behandlung von Unfallopfern oder psychisch Kranken eingesetzt.
Wenn Klänge heilen
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Musik kann gerade Jugendlichen helfen. So leidet der 12-jährige Matthew Piekarski an Hyperaktivität. Er spielt Schlagzeug, schafft sich durch Rhythmus, Trommelklang und die Motorik der Bewegungen feste Strukturen. Positiver Nebeneffekt: Seine Band "The Burlesque" steht mit ihren Eigenkompositionen vor einer überraschenden Karriere als ernsthafte Musiker - und nicht als oberflächliche Boy Group.
Profis arbeiten mit Musik
Die Jazz-und Funk-Musikerin Vera Kloß betreut Matthew und seine Gruppe. Die Bassistin und Geigerin hat unter anderem mit Peter Wölpl und Wolfgang Schmid von der Billy Cobham-Band zusammengearbeitet, sie leitet Workshops und ist ständiger Gast in den renommierten Münchner Klubs. Von der Wirkung der Musiktherapie ist Vera Kloß fest überzeugt. Gary Fennewald, Arzt und Psychotherapeut, kann ihr da nur zustimmen. Er ist selbst aktiver Musiker, der seinen Patienten empfiehlt, aktiv zu musizieren - und damit schon verblüffende Heilerfolge erzielt hat.
Altes Wissen neu entdeckt
Die Sendung beleuchtet auch die Ursprünge der Musiktherapie, die in graue Vorzeit zurückreichen. So fanden Wissenschaftler heraus, dass unsere Vorfahren ihre Höhlen nach musikalischen Gesichtspunkten, also nach der unterschiedlichen Akustik für ihre Gesänge nutzten und für Heil-Zeremonien gezielt suchten. Das geschah lange Zeit bevor sich die menschliche Sprache aus der Imitation von Tierlauten entwickelte. "Am Anfang war das Wort" - dieses Bibelzitat, lässt sich nach dem heutigen Forschungstand wohl eher als "Am Anfang war der Gesang" interpretieren.