Die Rechte der Tiere Tierhaltung und Zucht ohne Qualen
Im Laufe seines Lebens vertilgt ein Deutscher etwa 7 Rinder, 22 Schweine, 20 Schafe, 600 Hühner und ein paar Wildtiere. Doch wie wird unser Fleisch erzeugt? Nach einem Blick in Mastbetriebe fragen wir nach artgemäßer Tierhaltung.
In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann der Aufschwung der industriellen Tierhaltung. Seither debattieren Biologen, Bauern, Agrarforscher, Veterinäre, Politiker und Tierfreunde oft sehr emotional über den artgemäßen und verhaltensgerechten Umgang mit unseren Mitgeschöpfen. Und wenngleich sich mancher Verbraucher besorgt fragt, wie viel Tierschutz in seinem Steak oder Schnitzel steckt, bleibt der Fleischkonsum ungebrochen auf Rekordniveau. Die Sendung beschäftigt sich mit der Zucht von Schweinen und Rindern und macht deutlich, dass es dabei meist vor allem auf die Leistung ankommt, die die Tiere erbringen sollen. Weitere Themen sind Tierseuchen und ethische Aspekte der "Massentierhaltung".
Wildschweine
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Ausgedehnte Eichen- und Buchenmischwälder sind der natürliche Lebensraum der Wildschweine. Dort wühlen sie mit ihrer rüsselartigen Schnauze nach Larven, Käfern und Schnecken. Als typische Allesfresser verachten sie aber auch Mais und Kartoffeln nicht. Wildschweine besitzen einen hervorragenden Geruchssinn. Sie leben in Familienverbänden, den so genannten Rotten. Eine Rotte besteht in der Regel aus mehreren Weibchen, den Bachen, und ihren Jungtieren, den Frischlingen. Ausgewachsene Keiler sind Einzelgänger, die sich nur zur Paarung im Winter zu den Weibchen gesellen. Die Jungen werden im zeitigen Frühjahr geboren.
Domestikation des Wildschweins
Wie alle unsere Haustiere stammt auch das Hausschwein von einer wild lebenden Urform ab. Man nimmt an, dass das Schwein bereits vor 9.000 Jahren zum Haustier wurde. Vermutlich sind Wildschweine damals auf der Suche nach Nahrung immer näher an die menschlichen Siedlungen gekommen, wo sie leichter Abfälle fanden als anderswo. So überwanden sie die Scheu und gewöhnten sich an den Anblick des Menschen. Nach der Zähmung hielt sich der Mensch die Schweine vor allem, um sich mit Nahrung und Kleidung zu versorgen.
Schweinezucht
Bei den Nachkommen der gezähmten Tiere stellte man schnell fest, dass sie sich in ihren Eigenschaften, beispielsweise im Fettanteil des Fleisches oder in der Größe unterschieden. Tiere mit bevorzugten Eigenschaften wurden ausgewählt und untereinander wieder gekreuzt. Durch eine derartige Züchtung veränderte man im Laufe der Zeit viele Eigenschaften der Schweine nach den Wünschen und Bedürfnissen der Züchter. Ein Beispiel dafür ist das Deutsche Landschwein. Dieses Schwein, das erst relativ spät schlachtreif wird, kreuzte man schon 1850 mit dem Yorkshire Schwein, einer Rasse, die schnell Fett und Fleisch ansetzt. Durch die Kreuzung der beiden Rassen entstand schließlich das Deutsche Edelschwein. Auch heute wählt man geprüfte Tiere aus, hält sie in Zuchtbüchern fest und setzt sie zum Züchten zur Verfügung.
Schweineproduktion
Schwäbisch-Hällische Landschweine sind selten in der heutigen Landwirtschaft.
Während man in landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen versucht, nach dem Geschmack der Konsumenten bestimmte Schweinerassen neu zu züchten, ist der Landwirt meist auf die Produktion und Aufzucht vorhandener Rassen spezialisiert. Beispielsweise kümmern sich Ferkelerzeuger allein um die Muttertiere und die Ferkel, während Mäster die Ferkel, die sie vom Ferkelerzeuger bekommen, so lange füttern, bis sie schlachtreif sind. Dabei erinnert in einem Mastbetrieb überhaupt nichts mehr an das ursprüngliche Leben eines Wildschweins. Allerdings versuchen Biolandwirte heute eine artgerechte Haltung der Schweine.
Rinderzucht
Wie die Schweine, so werden auch die Kühe heute kaum noch im Freien gehalten, was unter anderem auch das automatische Melken erleichtert. Zudem hat man durch züchterische Auslese und das computergesteuerte Verabreichen von Hochleistungs-Futter die Milchproduktion stark intensiviert. Zur Zucht von Hochleistungskühen setzt man ausgesuchte Bullen ein, deren Sperma in Besamungsstationen gewonnen und dann zur künstlichen Besamung verwendet wird. Zusätzlich bedient man sich schon seit Jahren auch des Embryotransfers. Dabei veranlasst man eine Kuh durch hormonale Stimulation zu einer so genannten Superovulation, bei der mehrere Eizellen freigesetzt werden. Nach der künstlichen Besamung entnimmt man die sich entwickelnden Embryonen und verteilt sie auf Leihmütter. Diese tragen dann die Kälber aus.
Massentierhaltung und Tierseuchen
Die Massentierhaltung erregt immer wieder die Öffentlichkeit. Boxen mit geringer Bewegungsfreiheit für die Tiere und eine automatische, oft computergesteuerte Fütterung führen zwar dazu, dass die Tiere rasch an Gewicht zunehmen, doch gehen von diesen Tierfabriken auch große Gefahren nicht nur für die Tiere aus. BSE, Maul- und Klauenseuche, sowie Geflügel- oder Schweinepest brechen meist in Großbetrieben aus, in denen die Tiere auf engem Raum gehalten werden. Gegen diese Seuchen aber auch als Wachstumsförderer setzt die Fleischindustrie große Mengen Antibiotika ein. Das kann gefährliche Rückstände im Fleisch bewirken und ruft wachsende Probleme mit antibiotikaresistenten Keimen hervor.
Ethische Probleme
Während früher eine Kuh durchaus 20 Jahre alt werden konnte, bringt es eine Hochleistungskuh - die ihren Stall normalerweise nie verlässt - heute auf nur wenige Jahre. Dann ist sie verbraucht und reif für den Schlachthof. Daher fordern nicht nur Naturschützer immer mehr, wieder zur artgerechten Rinderhaltung zurückzukehren. Ein weiteres Problem stellen die weniger wirtschaftlichen Rassen dar. Sie werden nicht mehr weiter gezüchtet und laufen dadurch Gefahr, auszusterben. Damit dies nicht geschieht, kümmern sich verschiedene Zoos um deren Erhaltung.