Globalisierung Chance oder Fluch?
Ist die Globalisierung eine gigantische Chance für eine florierende Weltwirtschaft und bringt sie Reichtum für alle? Oder ist die Folge eher ein internationaler Kapitalismus, der soziale Marktwirtschaft und Sozialstrukturen hinwegfegt? Ein Überblick.
Als Globalisierung bezeichnet man die weltweit zunehmende Verflechtung von Menschen, Gütern, Information und Kapital. Man unterscheidet zwischen einer wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Dimension der Globalisierung. Als wesentliche Triebkraft im heutigen Globalisierungsprozess gelten die rasanten Entwicklungen in der Kommunikations- und Informationstechnologie. Sie haben unter anderem eine beschleunigte Internationalisierung der Finanzmärkte und die Bildung multinationaler Unternehmen zur Folge.
Globalisierung und Genfood
Ein Beispiel für die Globalisierung der Nahrungsmittelmärkte durch transnationale Chemie- und Agrarkonzerne ist Genfood. Weitgehend unkontrolliert werden Tonnen von genetisch verändertem Saatgut über die Meere transportiert. Das Verkaufsargument ist, dass das Saatgut qualitativ hochwertig und schädlingsresistent sei. Die grüne Gentechnik könne den Hunger in der Dritten Welt besiegen - zum Beispiel mit Genreis: Mit Vitamin A angereichert, soll er nicht nur den Hunger, sondern auch typische Augenleiden in den Entwicklungsländern bekämpfen. Das sind verlockende Werbebotschaften. Doch die Gefahr besteht, dass jahrhundertealte, traditionelle Strukturen zerstört werden.
Verführerische Gentechnik und die Folgen
Das eigene Saatgut, das Jahr für Jahr ganze Familien ernährte, gilt plötzlich als minderwertig. Die Gensaat dagegen soll ertragreich, modern und gesund sein. Oft sind die patentgeschützten Pflanzen steril - die Bauern in Südostasien beispielsweise, die sich auf Gensaat eingelassen haben, müssen das Saatgut einschließlich der dazu passenden Pestizide jedes Jahr neu kaufen. Damit geraten sie in eine finanzielle Abhängigkeit von den Agrarkonzernen, die sie auf Dauer ruiniert. Außerdem werden die Böden mit der Gensaat kontaminiert. Die Konsequenz: Die Konzerne und ihre Aktien florieren, die Umwelt nimmt Schaden.
Globalisierung als Chance: Beispiel Solarenergie
Die Globalisierung bietet auch Chancen, die nicht zulasten der Umwelt gehen. Eine deutsche Firma beispielsweise hat in Kalifornien und anderen Industriestaaten Solarparks installiert. Die Sonne wird als umweltfreundlicher Energielieferant genutzt - eine Möglichkeit auch für Entwicklungsländer wie Marokko, in strukturschwachen, armen Gegenden Energie zu erzeugen, ohne vom teuren Erdöl abhängig zu sein. In manchen Wüstendörfern hat sich die Solartechnik bereits bewährt. Die Einheimischen müssen das Wasser nicht mehr mühsam mit dem Eimer aus dem Brunnen schöpfen, es kommt per solarbetriebener Pumpe aus dem Schacht. Auch eine ausreichende Versorgung mit Elektrizität ist so möglich. Noch hat sich die Solarenergie in den Ländern der Dritten Welt nicht durchgesetzt, doch diese Zukunftstechnologie bietet weltweit enorme Entwicklungschancen.
Globalisierung als Fluch
Länder der Dritten Welt haben es generell schwer, sich gegenüber der Konkurrenz entwickelter Industrieländer zu behaupten. Ihnen fehlen oft die notwendigen Voraussetzungen für eine Marktwirtschaft, aber vor allem sind rechtsstaatliche Ordnung und funktionierende Institutionen kaum vorhanden.
Ausblick
Chancen und Risiken der Globalisierung halten sich noch die Waage, doch ohne einen weltweit gültigen ethischen Grundkonsens und eine internationale Kontrolle der Märkte geht es nicht. Zum Sprengsatz könnte sich die Globalisierung auf Dauer entwickeln, wenn Börsenspekulanten und das Verlangen nach Rendite Arbeitnehmer zum Spielball machen und soziale Strukturen zerstören.