Telekolleg - Politik und Gesellschaft


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Haben oder Sein Arbeit einst und jetzt

Kaum jemand gehört noch jahrzehntelang derselben Firma an - dieses klassische Modell der Industriearbeit stirbt aus. Und mit der Arbeitswelt von gestern verschwindet auch die Arbeit: Sie wird immer weniger. Doch auch die Arbeitskräfte werden wohl knapp werden.

Stand: 14.03.2020 | Archiv

Vereinzelt gibt es sie noch, die alten Arbeitsmodelle: Arbeiter, die seit Jahrzehnten derselben Firma angehören. Hans Remschnigg beispielsweise: Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren in den bayerischen Lechstahlwerken in der Nähe von Augsburg. Der Ofenmeister bedient den Ofen, die Arbeit ist hart und gefährlich. Wer das kann, ist stolz auf sich, ist aber auch schwer anderswo unterzubringen. Das schweißt zusammen. Hans Remschnigg hat in den drei Jahrzehnten, die er hier arbeitet, seinen Weg gemacht - mit allen Höhen und Tiefen. Ein Leben lang Stahlwerk, Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr. Das ist das klassische Modell der Industriearbeit - ein Modell, das ausstirbt.

Arbeit: ein knappes Gut!

Mit der Arbeitswelt von gestern ist auch die Arbeit selbst verschwunden. Immer weniger Beschäftigte tummeln sich in den Fertigungs- und Maschinenparks von heute. Die Firmen werden immer produktiver - eine Folge des Wettbewerbs, sei es am Band, auf Montage oder am Schreibtisch. Die Arbeit, die uns Wert gibt, wird immer weniger. Zwischen 1970 und 2000 hat die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden um ein Drittel abgenommen. Nur die Arbeitszeitverkürzung konnte den Effekt auf dem Arbeitsmarkt etwas bremsen - dennoch wird Arbeit unaufhaltsam zum knappen Gut, das gilt nicht nur für Krisen, das ist der Trend der Zeit. Wer von der Jugend bis ins Alter in seinem Job arbeitet, zählt tendenziell zu einer Minderheit. Das darf nicht sein, sagen viele Zeitkritiker.

Arbeit adelt - auch im Ehrenamt

Eigentlich arbeitet doch jeder: Der Fußballtrainer, der abends mit Jugendlichen übt und damit oft Sozialarbeit betreibt - er arbeitet. Die Millionen freiwilliger Helfer in Sportvereinen, bei den Pfadfindern, in der Pfarrgemeinde - sie alle arbeiten, meist im Ehrenamt. Zeitkritiker fordern, dass jede Arbeit gleichen Stellenwert haben sollte. So können wir verhindern, dass Arbeit zum Luxusgut gerät. Arbeit adelt - auch im Ehrenamt.

… und die Zukunft?

Wir erleben es immer wieder: Die einstigen Flaggschiffe der wirtschaftlichen Stärke und Modernität bekommen Schlagseite. Und die Arbeitnehmer werden massenweise von Bord geschickt. Sie haben dann keine Perspektive mehr, vor allem wenn sie nur einfache Tätigkeiten ausgeübt haben. Radikale politische Parteien erhalten dann regelmäßig Zulauf. Wird das so bleiben oder wird sich das in Zukunft ändern? In naher Zukunft werden die Arbeitskräfte knapp - zu wenig Junge wachsen nach. Werden dann alle wieder Arbeit finden, auch die schlecht Ausgebildeten? Oder brauchen wir in unserer immer anspruchsvolleren Arbeitswelt nur noch Hochleistungsarbeitnehmer? Und was wird aus den anderen?

Gut qualifizierte Fachkräfte werden Mangelware

Was den Stellenwert der allgemeinen und der beruflichen Bildung auf dem Arbeitsmarkt betrifft, so geht der Trend eindeutig in Richtung Wissensgesellschaft. Da die Arbeitsplätze und die Arbeitsinhalte im Durchschnitt immer anspruchsvoller werden, steigen auch die Anforderungen an die Qualifikation. Dabei lassen sich drei wesentliche Entwicklungen feststellen:

Arbeitsmarkt in Zukunft

Zuwachs

Der Bedarf an Hochschul- und Fachhochschulabsolventen wird auch weiterhin wachsen. Die hoch qualifizierten Ausbildungswege sind die Gewinner auf dem Arbeitsmarkt.

Abnahme

Die Arbeitsplätze für gering Qualifizierte werden weiter abnehmen.

Änderung

In Lehrberufen werden die Ansprüche an die Allgemeinbildung steigen. Die klassische Kombination "Hauptschule plus Lehre" wird zurückgedrängt zugunsten der Kombination "mittlere Reife plus Lehre".


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