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August Euler, der erste deutsche Pilot Luftpostflieger im "Gelben Hund"

An Silvester 1909 bestand August Euler als erster deutscher Flieger die Pilotenscheinprüfung. Am 10. Juni 1912 beförderte Euler die erste Luftpost und schrieb mit seinem Luftpostflieger "Gelber Hund" erneut Luftfahrtgeschichte. Gestorben ist er am 1. Juli 1957.

Stand: 01.07.2020 | Archiv

Der Doppeldecker des Luftfahrtpioniers August Euler etwa im Jahre 1911. | Bild: picture-alliance/dpa

Der am 20. November 1868 geborene August Euler war eigentlich ein erfolgreicher Automobil- und Fahrradfabrikant. Privat fuhr er Radrennen, später auch Autorennen. Als Sieger des Grand Prix de France bekam er Kontakt zu den französischen Luftfahrt-Pionieren Louis Blériot und Gabriel Voisin.

Die "Euler-Flugmaschinen-Werke"

August-Euler-Flugplatz

In den Jahren 1908 bis 1909 pachtete Euler den Truppenübungsplatz "Griesheimer Sand" bei Darmstadt und baute dort den ersten deutschen Flugplatz, eine Flugzeugfabrik - die "Euler-Flugmaschinen-Werke" - und eine Flugschule auf. Außerdem erwarb er die Lizenz zum Nachbau des französischen Voisin-Doppeldeckers. Bis zur ersten Luftfahrt-Ausstellung (ILA) in Frankfurt am Main baute er vier Motor- und drei Gleitflugzeuge. Er war der einzige deutsche Teilnehmer in Frankfurt. Und wurde im "Generalanzeiger" mit "August, lass das Fliegen sein" verspottet, da er mit den ausländischen Fliegergrößen noch nicht mithalten konnte.

Der erste Pilotenschein

Luftfahrtpionier August Euler

Am 31. Dezember 1909 bestand er als erster deutscher Flieger die Pilotenscheinprüfung - im selbst konstruierten Flugzeug. Die Prüfung musste vom Deutschen Luftschiffer-Verband abgenommen werden, weil nur dieser Mitglied der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), der internationalen Vereinigung, war. Eine eigene Behörde hatten die Piloten damals noch nicht.

Das Internationale Flugzeugführer-Patent galt ausschließlich für Flüge mit Doppeldeckern. Ausgestellt wurde der Schein mit der Nr. 1 mit Datum 1. Februar 1910. Am gleichen Tag erhielt der Magdeburger Hans Grade, der Altmeister des deutschen Motorflugs, den Pilotenschein Nr. 2.

In seiner Flugschule bildete Euler nicht weniger als 74 Piloten aus. Sein prominentester Flugschüler war der Bruder von Kaiser Wilhelm II., Prinz Heinrich von Preußen, der am 28. November 1910 den Pilotenschein Nr. 39 erhielt.

Die erste Luftpost der Welt

Scharfer Konkurrent: Hans Grade

1911 zog Euler um und eröffnete in Frankfurt-Niederrad einen Flugplatz mit Flugschule sowie mehrere Werkstätten für den Flugzeugbau. Sein ehemaliger Flugschüler, Ferdinand von Hiddessen, führte mit der Euler-Flugmaschine Nr. 33, "Gelber Hund", am 10. Juni 1912 die erste amtlich genehmigte Luftpostbeförderung auf der Strecke Frankfurt - Darmstadt - Worms - Mainz - Frankfurt durch. Für die beförderten 20.000 Luftpostkarten hatte die Deutsche Post Marken im Wert von vierzig Pfennig bis drei Mark herausgegeben.

Persönlicher Rekord und Erfolge

Euler selbst sorgte für internationales Aufsehen mit seinem Flug-Dauerrekord von drei Stunden, sechs Minuten und 18 Sekunden. Außerdem konstruierte er 21 verschiedene Flugzeugmodelle. Maßgeblich beteiligt war er auch an der Gründung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Flugtechnik (WGF), einem Vorläufer der heutigen Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal - Oberth e.V. (DGLR).

Verdienste für die Luftfahrt

In den Jahren 1918 bis 1922 wurde er Unterstaatssekretär im neu gegründeten Reichsluftamt und später erster Staatssekretär für das Luftfahrtwesen in Deutschland. Während seiner Amtszeit wurde die erste Luftverkehrsordnung in Deutschland geschaffen und auch die erste Polizei-Fliegertruppe aufgestellt. Nach 1922 setzte er sich beruflich zur Ruhe. Zu seinem 60. Geburtstag im November 1928 kamen alle zusammen, die in der Welt der Luftfahrt Rang und Namen hattten: Junkers, Rumpler, Fokker, Eckener und viele andere. August Euler starb am 1. Juli 1957 im Alter von 88 Jahren in Feldberg im Schwarzwald.


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