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Genetik Gregor Mendel, das Erben und die Erbsen

Gregor Johann Mendel züchtete Tausende von Erbsen, um die Gesetze der Vererbung zu erforschen. 1866 veröffentlichte er seine Genetik-Regeln. Heute werden sie in der Schule gelehrt, doch zu Lebzeiten blieb Mendels Arbeit unbeachtet.

Stand: 19.07.2022 | Archiv

Erbsen und Mathematik: Gregor Mendel, Vater der Genetik

Über Jahre hinweg züchtete der Augustinermönch und Naturforscher Gregor Johann Mendel ( 20. Juli 1822 bis 6. Januar 1884) massenhaft Erbsen im Klostergarten in Brünn im heutigen Tschechien. Unermüdlich experimentierte er mit Kreuzungen, wertete sie statistisch aus. Wie veränderten sich zum Beispiel Blüten und Schoten von einer Generation zur nächsten? Am Ende stand eine rund 40-seitige Schrift, deren Kern Generationen von Schülern im Bio-Unterricht als Mendelsche Regeln büffelten. Im Jahr 1866 veröffentlichte Mendel seine Arbeit "Versuche über Pflanzen-Hybriden". Er gilt heute als Vater der Genetik.

Dominant oder rezessiv?

Die drei Mendelschen Regeln geben Aufschluss darüber, wie bestimmte Merkmale vererbt werden, etwa eine rote Blüte. Der Mönch erkannte, dass Erbsen - wie auch Menschen - zwei Kopien jedes Erbmerkmals haben. Eine stammt von der Mutter-, die andere von der Vaterpflanze. Beide zusammen bestimmen das Aussehen. Wenn sich eine Kopie dominant verhält, sehen die Tochterpflanzen aus wie der Elternteil, der diese Kopie beigesteuert hat. Andere, sogenannte rezessive Genkopien unterliegen im Zusammenspiel mit der dominanten Kopie, können aber in späteren Generationen wieder zum Zuge kommen. Grundlagen wie diese helfen zum Beispiel auch bei der Analyse von Stammbäumen.

08.02.1865: Mendel veröffentlicht Kreuzungsversuche

Geschmack für den Raps

Ergebnis jahrelanger Züchtung: Raps

Mendel starb 1884, ohne dass seine Forschung größere Aufmerksamkeit erlangt hatte. Erst um 1900 wurden seine Erkenntnisse wiederentdeckt und ihr Wert erkannt. "Ganz am Anfang hat man einfach mal Pflanzen, die besser aussahen als andere, benutzt für das Folgejahr", erklärt der Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) Carl-Stephan Schäfer. Erst dank der Erkenntnisse Mendels habe man gewissermaßen die inneren Werte von Pflanzen erkannt und systematisch vorgehen können, um gewünschte Zuchtergebnisse zu erzielen. Zum Beispiel beim Raps in den 70er-Jahren. "Es ist gelungen, aus einem bitteren Lampenöl ein hochwertiges Speiseöl zu erzeugen", erläutert Schäfer. Raps-Pflanzen seien über Jahre in mehreren Schritten derart gezüchtet worden, dass sie schließlich milden Geschmack und Ertragsreichtum vereinten. "Je nach Ausgangsmaterial kann das bis zu 25 Jahre dauern", erläutert Schäfer das Züchten.

Der Zeit weit voraus

Manuskirpt von Gregor Mendels "Versuche über Pflanzen-Hybriden"

Von seinen Zeitgenossen wurde Mendels Arbeit nicht honoriert. Vermutlich las man seine Ergebnisse als Regeln für das Verhalten von Hybriden. Auch Mendel selbst zögerte, über diese Interpretation hinauszugehen und die Regeln zu allgemeinen Gesetze der Vererbung zu erklären. Allerdings war Vererbung Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus eine zentrale Frage der Biologie.

Anlass zur Anwendung von Mendels Regeln gibt es weiterhin: In Zeiten einer wachsenden Weltbevölkerung wollen Pflanzenzüchter zum Beispiel Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Trockenheit machen, um die Ernährung in Zukunft zu sichern. Nicht umsonst soll Mendel gesagt haben: "Meine Zeit wird schon noch kommen."

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