Höhlenmalerei in Frankreich Das macht die Chauvet-Grotte zum Weltkulturerbe
Bären, Bisons, Pferde, Löwen: Hunderte von Wandbildern gibt es in der Grotte Chauvet-Pont d'Arc in Südfrankreich. Einige davon sind über 30.000 Jahre alt. Das macht die Höhle zu einer der bedeutendsten archäologischen Stätten Europas.
Höhlenbären, Bisons, Wildpferde, Höhlenlöwen, Wollnashörner, Hyänen, Riesenhirsche, Mammuts. Die Chauvet-Höhle in Südfrankreich ist berühmt für ihren einzigartigen Reichtum an prähistorischen Zeichnungen. Bisher wurden über 400 Wandbilder mit gemalten und geritzten Tier- und Symbolzeichnungen erfasst, rund Tausend Einzeldarstellungen. Wann genau diese entstanden sind, darüber sind sich Experten seit Entdeckung der Höhle uneinig. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen die Höhle schon vor 37.000 Jahren besiedelten.
Die Chauvet-Höhle als Unterschlupf für Bären und Menschen
Ein internationales Forscherteam hat dafür Holzkohlereste vom Boden der Grotte, Malereien und Kohlespuren an den Wänden sowie Bärenknochen untersucht. Dabei kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss: Es gab zwei längere Phasen menschlicher Aktivität in der Höhle. Als Grundlage für ihre Studie dienten den Forschern – unter anderem aus Ägypten, Frankreich und Deutschland – mehr als 250 Radiokarbon-Datierungen.
Was die Radiokarbon-Datierung über die Höhle in Frankreich verrät
Die Untersuchung der Bärenknochen ergab, dass die Tiere die Höhle im Zeitraum von vor 48.500 bis vor 33.000 Jahren als Unterschlupf nutzten. Diese Zeit fällt teilweise zusammen mit der ersten Phase menschlicher Aktivität in der Grotte, für die sich Spuren im Alter von 37.000 bis etwa 33.500 Jahren fanden. Darauf folgt den Ergebnissen der Studie zufolge eine Pause, bevor erneut etwa 31.000 Jahre alte Spuren einer menschlichen Anwesenheit zu finden sind, die etwa 2.000 bis 3.000 Jahre dauerte.
Prähistorische Höhlenmalerei weltweit
Entdeckung der Grotte Chauvet-Pont d'Arc 1994
Die Chauvet-Höhle befindet sich im Flusstal der Ardèche in Südfrankreich, nahe der kleinen Stadt Vallon-Pont-d'Arc. Entdeckt wurde die Höhle am 18. Dezember 1994 von Eliette Brunel Deschamps, Christian Hillaire und Jean-Marie Chauvet, nach dem sie später benannt wurde. Nachdem sich die drei privaten Höhlenforscher einen Weg durch eine Menge Geröll und eine sieben Meter lange Engstelle gebahnt hatten, landeten sie in einer riesigen Tropfsteinhöhle mit Hunderten von Wandmalereien. Die Höhle war prächtig ausgestattet und schillerte dank der Tropfsteine in wundervollen Farben, berichteten die Entdecker. Durch einen Steinabbruch vor rund 22.000 Jahren war der Eingang der Höhle fast vollkommen verschüttet worden. Seitdem konnte sie nur noch von Kleintieren betreten werden.
"Seitdem hat kein Mensch oder Tier, außer kleineren Säugetieren mit ihrer gesammelten Nahrung, die Höhle bis zu ihrer Wiederentdeckung 1994 betreten."
Studie u.a. von Anita Quiles, Institut Français d’Archéologie Orientale Kairo, veröffentlicht in 'Proceedings'
Steinschläge verschlossen die Chauvet-Grotte - und konservierten die Malereien
"Keine Kohle am Boden, Malerei oder Kohle-Markierung nach dieser Zeit ist in der Höhle identifiziert worden", schreiben die Autoren. Wahrscheinlich hat schon ein Steinschlag vor rund 29.400 Jahren den Eingang zur Höhle teilweise verschlossen. Zwei weitere Steinschläge zwischen 23.500 bis 21.500 Jahren riegelten den Zugang endgültig ab. Außerdem lag die Temperatur im Inneren der Höhle das ganze Jahr konstant bei 13 Grad Celsius – so blieben die Tropfsteine, der Boden und die Höhlenmalereien über diesen langen Zeitraum erhalten.
Datierung der Höhlenmalereien von Chauvet-Pont d'Arc weiterhin strittig
Prähistorische Höhlenmalereien gibt es in den verschiedensten Stilen und Maltechniken. Mal wurden Zeichnungen ins Gestein geritzt, mal Farben aus Pflanzensäften, Blut oder anderen Rohstoffen aufgetragen. Die Menschen in der Chauvet-Grotte verwendeten Holzkohle für ihre Tierzeichnungen. Anhand der Kohle gelang es Forschern, die Zeichnungen 2015 mittels Radiokarbon-Untersuchung relativ sicher zu datieren. Allerdings gibt es seither auch kritische Stimmen. Die Datierung der Kohle allein ließe nicht eindeutig auf das Alter der Zeichnungen schließen, zumal jene stilistisch für mehrere Experten einen jüngeren Eindruck machten.
Kopie der Chauvet-Höhle und ihrer Wandmalereien als Besucherzentrum
Heute zählt die Höhle zu den wichtigsten archäologischen Stätten Europas. Sie ist unterteilt in vier "Säle" mit bis zu 17 Metern Höhe, wobei der Größte fast 40 mal 60 Meter misst. Die kartografierte Gesamtfläche wird mit mehr als 8.000 Quadratmetern angegeben, ihr tatsächliches Ausmaß bleibt allerdings unbekannt.
2014 nahm die UNESCO die Chauvet-Höhle in die Liste der Weltkulturerbestätten auf. Wenig später wurde in drei Kilometern Entfernung von der Original-Grotte ein Nachbau der Höhle und ein Besucherzentrum mit Repliken der Wandmalereien eingerichtet. Die Original-Höhle ist nur für ausgewählte Wissenschaftler zugänglich.
Neugierig geworden? Hier könnt ihr einen virtuellen Rundgang in der Chauvet-Höhle machen.
Sendungen:
- "Europäische Kostbarkeiten: Die Höhle von Lascaux - Morgendämmerung der Kunst": Schulfernsehen, ARD alpha, 11.07.2022, 09.30 Uhr
- "Winterquartier der Fledermäuse: Inspektion in der Tropfsteinhöhle": Zwischen Spessart und Karwendel, ARD alpha, 05.10.2021, 11.15 Uhr
- "Chauvet-Höhle mit 30.000 Jahre alten Höhlenmalereien entdeckt": radioWissen, Bayern 2, 18.12.2020, 09.05 Uhr
- "Mai Thi Nguyen-Kim auf Höhlen-Expedition": Quarks, WDR, 12.03.2019, 20.15 Uhr
- "Die Geburt der Kunst - Die Chauvet-Grotte in der Ardèche", SWR2 Wissen, 01.04.2016, 8.30 Uhr
- "Die Chauvet-Grotte an der Ardèche": Breitengrad, Bayern 2, 10.12.2014
- 14.05 Uhr
- "La Grotte de Lascaux": ARD alpha, 06.10.2012, 14.30 Uhr