Ohren - Fühler zur Welt Die aufregende Welt des Hörens
Der Hörsinn ist der differenzierteste unserer Sinne. Bereits vor der Geburt ist er so ausgebildet, dass der Embryo Stimmen wahrnehmen kann. Später kann ein Mensch bis zu zwanzig einzelne akustische Signale pro Sekunde unterscheiden.
Das Hören ist der erste Sinn, mit dem der ungeborene Mensch seine Umwelt wahrnimmt. Bereits eine Woche nach der Befruchtung der weiblichen Eizelle können mithilfe eines Mikroskops kleine Ansätze der Ohrenbildung am Embryo festgestellt werden.
Die erste Sinneswahrnehmung
Etwa ab der 22. Schwangerschaftswoche funktioniert der Hörsinn, nimmt Töne auf und unterscheidet Stimmen. Etwas Besonderes ist die Stimme der Mutter: Sie wirkt beruhigend auf das Kind. Die Fähigkeit, musikalische Grundstrukturen wie Tonhöhe, Rhythmus und Klangfarbe zu erkennen, bringen Babys bei der Geburt ins Leben mit.
Was im Ohr passiert
3. März: Welttag des Hörens
Am 3. März findet jedes Jahr der Welttag des Hörens statt. Er soll weltweit auf die Bedeutung des guten Hörens und den Schutz des Hörsinns hinweisen. Bundesweit finden zum Welttag des Hörens zahlreiche Aktionen statt.
Vom leisen Rascheln, wenn der Wind mit den Blättern spielt, bis zum Violinkonzert von Mozart - damit wir Schall als Geräusch wahrnehmen können, müssen feinste Knöchelchen, Haar- und Nervenzellen reibungslos zusammenarbeiten.
Hören mit Hammer und Amboss
Aufgenommen werden die Schallwellen durch die Ohrmuschel, die sie bis zum Mittelohr leitet. Dort stoßen sie auf das Trommelfell, das die Schwingung an Hammer, Amboss und Steigbügel überträgt. Von dort geht der Impuls in die mit Flüssigkeit gefüllte Gehörschnecke. Wasser leitet Schall viel klarer als Luft. Die Flüssigkeit wird zusammengepresst und wandert als Welle bis in die Schneckenspitze. Dort erregt sie Tausende kleiner Härchen, die sich etwa 20.000 Mal pro Sekunde bewegen. Die Haarzellen wandeln die Wellen in elektrische Impulse um und geben sie an den Hörnerv und schließlich ans Gehirn weiter.
Die Verarbeitung im Gehirn
Das Gehirn identifiziert und interpretiert diese Sinneseindrücke. Es vergleicht mit bereits gehörten Geräuschen und deren Bedeutung. Im Laufe des Lebens lernen wir ständig, Gehörtes einzuordnen und dessen Bedeutung zu begreifen. Durch Schall können wir zum Beispiel Entfernungen abschätzen, uns in unserer Umwelt orientieren. Nicht alle Schall-Informationen dringen in unser Bewusstsein, denn das Gehirn filtert Geräusche heraus, die es für unwichtig hält.
Rechtes Ohr hört besser als das Linke
Wenn viele Höreindrucke auf einmal auf uns einprasseln, dann hören wir mit dem rechten Ohr überraschenderweise besser als mit dem linken. Das liegt laut Forschern aus den USA daran, dass alles, was vom rechten Ohr in unser Gehirn geleitet wird, in der linken Hirnhälfte landet. Dort sind unter anderem die Zentren für Sprache und Erinnerungsvermögen untergebracht. So können die Impulse besser verarbeitet werden. Besonders auffällig ist dieses Phänomen bei Kindern bis 13 Jahren, aber auch Erwachsene fällt das in sehr schwierigen Hörsituationen mit dem rechten Ohr leichter.
Zum Sprechen lernen braucht man Ohren
Für das Sprechen brauchen wir auch die Ohren, um uns und die anderen hören zu können - und um das Sprechen zu erlernen. Taub geborene Menschen verständigen sich aus diesem Grund mit der Gebärdensprache.
Warum wir irgendwann schlecht hören
Anders als Augen, Haut oder Knochen altern unsere Ohren eigentlich nicht. Trotzdem hören viele von uns mit der Zeit immer schlechter. Das hochsensible und stets aufnahmebereite Gehör wird durch zu viel Lärm und Dauerbelastung überstrapaziert. Die feinen Härchen in der Innenohrschnecke werden geschädigt und können die Töne nicht mehr weiterleiten. Das führt häufig schon zu Hörverlusten auch bei jungen Menschen.
Zuerst gehen die hohen Frequenzen verloren. Schon ab Mitte 40 können sich erste Zeichen der Altersschwerhörigkeit zeigen: Einem Gespräch in lauter Umgebung ist schwer zu folgen und hohe Frequenzen sind gar nicht mehr zu hören.
Was ist wie laut?
Mit dem menschlichen Ohr können wir Lautstärken von 10 bis 140 Dezibel wahrnehmen. Eine Kreissäge liegt bei 100 Dezibel. Bereits ab 120 Dezibel tut es in den Ohren weh. Ein Flugzeugstart erzeugt rund 130 Dezibel. Ein Raketenstart aus unmittelbarer Nähe kommt auf 180 Dezibel und würde das Ohr schädigen.
Hörschäden: Ohren sind verletzlich
Hörschäden sind heute deshalb keine Seltenheit mehr. Bei einem Drittel aller 20-Jährigen diagnostizieren Mediziner bereits erhebliche Hörminderungen im Frequenzbereich der Sprache und der Musik. Oft wären diese Schäden vermeidbar gewesen. Denn was viele ihren Ohren zumuten, können diese auf Dauer nicht verkraften. Nicht selten kommt die Lautstärke in Clubs nahe an die Schmerzgrenze von 120 Dezibel heran. Aber auch die Geräuschkulisse durch den Alltagslärm, die sich nicht einfach ausschalten lässt, kann uns krank machen. Mediziner machen ständige Lärmbelastung, etwa durch Straßen- oder Schienenlärm, für Konzentrationsstörungen, Nervosität, Schlafstörungen und letztlich auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich.
Hörsturz - Wenn das Ohr aus dem letzten Loch pfeifert
Plötzlich hört sich alles ganz gedämpft an. Dazu gesellt sich meist ein dauerhaftes Geräusch, ein Tinnitus. Oft verlieren Betroffene das Gehör sogar ganz, meist auf einer, selten auch auf beiden Seiten. Finden die Ärzte keine Ursache für die plötzliche Taubheit, dann sprechen sie vom Hörsturz. Er betrifft rund 300.000 Deutsche im Jahr. Fast schon ein Massenphänomen. Und trotzdem rätselt die Wissenschaft noch immer, was ursächlich dafür ist. Während früher Stress schon als Erklärung ausreichte, hat die Medizin inzwischen auch besser fassbare, organische Ursachen als mögliche Faktoren ausgemacht. Damit sind auch neue Behandlungsmöglichkeiten in den Fokus gerückt. Sie sollten schnellstmöglich angewendet werden, wenn es zu einem Hörsturz kommt. Denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit, die rätselhafte Taubheit zu besiegen und zu verhindern, dass das Gehör für immer verloren ist.