Fridays for Future Was hat die Klimaschutzbewegung bisher erreicht?
Der erste globale Klimastreik von "Fridays for Future" (FFF) ist jetzt zwei Jahre her. Doch was hat die Klimaschutzbewegung bisher erreicht? Eine Bilanz - und die Hoffnungen von Carla Reemtsma, Sprecherin von FFF Deutschland.
Im Sommer 2018 saß Greta Thunberg noch einsam vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm und hielt ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift "Skolstrejk för klimatet", also "Schulstreik fürs Klima", in ihren Händen. Ein gutes halbes Jahr später - genau am 19. März 2019 - folgte dann der erste globale Klimastreik.
Etwa 1, 8 Millionen Menschen sollen an der ersten weltweiten Demonstration aufgrund der von der jungen Schwedin ins Leben gerufenen Initiative "Fridays for Future" (FFF, auf Deutsch: "Freitage für die Zukunft") damals teilgenommen haben. Doch was hat die Klimaschutzbewegung bisher erreicht?
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Fridays for Future: Das ist aus den Forderungen von FFF geworden | PlanetB | BR
Fridays for Future: erst Spott, dann Anerkennung
Dass Schülerinnen und Schüler immer freitags ausgerechnet während der Unterrichtszeit auf die Straße gingen, um für ein besseres Klima zu demonstrieren, war anfangs vor allem vielen Lehrern und Eltern, aber auch manchen Politikern ein Dorn im Auge. Von "ahnungslosen Schulschwänzern" war oft die Rede, die die Politik lieber den "Profis" überlassen sollten, wie FDP-Chef Christian Lindner seine Einstellung gegenüber den jungen Demonstranten ausdrückte und nicht nur bei diesen damit heftige Kritik auslöste.
Doch bald schon verschwand der Spott über die jungen Klimaschützer und die Bewegung wurde von Medien und Politikern ernst genommen. "Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört", sagte zum Beispiel Angela Merkel im September 2019 auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York, auf dem auch Greta Thunberg ihre vielbeachtete emotionale Rede an die angereisten Staats- und Regierungschefs hielt.
Mittlerweile sind die Klimaschutz-Aktivisten gern gesehene Gäste in Talk-Shows über den Klimaschutz. Medial gelingt es ihnen bis heute, sich Gehör zu verschaffen.
Fridays for Future: Wie sieht es mit der Umsetzung ihrer Forderungen aus?
Bei der tatsächlichen Umsetzung ihrer Forderungen sieht es allerdings noch nicht so gut aus. Andreas Köhler, Sprecher des Bundesumweltschutzministeriums, spricht zwar von "Rückenwind" durch die Initiative, um "die [umweltpolitischen] Ziele durchzusetzen". Beim Blick auf drei konkrete Forderungen der FFF, mit denen die 1,5 Grad aus dem Pariser Klimaabkommen eingehalten werden sollen, wird aber deutlich, wie wenig deren Durchsetzung bisher gelingt.
Fridays-for-Future-Forderung Nummer 1: Klimaneutralität bis 2035
Umsetzung: Die Bundesregierung plant, erst bis 2050 klimaneutral zu sein - allerdings mit Ausnahmen für Industrie und Landwirtschaft.
Fridays-for-Future-Forderung Nummer 2: Raus aus der Kohle bis 2030
Umsetzung: Die Bundesregierung plant den Kohleausstieg "bis spätestens Ende 2038".
Fridays-for-Future-Forderung Nummer 3: Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien bis 2035
Umsetzung: Geplant ist nur, dass bis 2030 65 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen sollen.
Warum die Fridays-for-Future-Sprecherin von Deutschland nicht resigniert
Obwohl die Forderungen der "Fridays for Future"-Bewegung beim aktuellen Kurs der Politik nach derzeitigem Stand nur teilweise, gar nicht oder nicht rechtzeitig umgesetzt werden, will Carla Reemtsma, Sprecherin von FFF Deutschland, nicht aufgeben.
"[....] jetzt zu resignieren wäre genau der falsche Ansatzpunkt. Jede Tonne CO2, auf jedes zehntel Grad kommt es an, [auf] die Lebensperspektiven von Millionen von Menschen."
Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future Deutschland
Sie hält die Forderungen von "Fridays for Future" nach wie vor für realistisch und umsetzbar.
"Wir haben die Forderungen 2019 aufgestellt. Damals haben wir geglaubt, dass es möglich ist. Dann ist es jetzt auch noch möglich. Technisch ist es machbar, da gibt es Studien dazu. Es mangelt einzig und allein am politischen Willen."
Carla Reemtsma
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