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Ökologischer Fußabdruck Wie klimaschädlich sind Netflix & Co.?

Eine halbe Stunde Streaming verursacht so viele CO2-Emissionen wie eine Autofahrt von 6,3 Kilometern, so das Fazit einer Studie aus dem Jahr 2019. Stimmt das? Das neue YouTube-Format PlanetB hat nachgerechnet und gibt Tipps zu umweltschonenderem Streamen.

Von: Ilka Knigge, Sylvaine von Liebe

Stand: 15.01.2021

Ein User richtet seine Fernbedienung auf einen Bildschirm mit Streaming-Angeboten. | Bild: colourbox.com

Gerade in Zeiten des Lockdowns während der Corona-Pandemie haben Streamingdienste wie Netflix und Co. Hochkonjunktur. Der Vorteil: Wir können uns neueste Filme und Videos anschauen ohne dabei die eigene Wohnung verlassen zu müssen und die Kontaktbeschränkungen zu missachten. Der Nachteil: Streamingdienste verbrauchen Strom, belasten Umwelt und Klima.

Doch wie sieht die CO2-Bilanz von Netflix und Co. tatsächlich aus, und wie können wir sie durch unser Nutzungsverhalten positiv beeinflussen? PlanetB-Reporterin Ilka Knigge ist dem nachgegangen. Sie hat die Ökobilanz speziell von Netflix berechnet und zeigt, auf was wir für ein möglichst umweltschonendes Streamen achten sollten.

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Netflix: Zerstört Streaming das Klima? | PlanetB | BR | Bild: PlanetB (via YouTube)

Netflix: Zerstört Streaming das Klima? | PlanetB | BR

Wo CO2-Emissionen bei Netflix entstehen

Insgesamt gibt es vier Bereiche, wodurch beim Anschauen von Netflix-Produktionen CO2-Emissionen verursacht werden:

  1. Bei der Produktion selbst, das heißt: in den Netflix-Studios und in der Verwaltung.
  2. Bei der Speicherung des produzierten Materials in den sogenannten Rechenzentren.
  3. Beim Transport des Materials über die Netzinfrastruktur, also der Weg vom Server zu uns auf den Fernseher oder das Smartphone.
  4. Beim Anschauen zu Hause über irgendein Endgerät.

Ökobilanz: Die Angaben von Netflix

Die Daten zu Punkt eins und zwei stellt Netflix auf seiner Webseite zur Verfügung. Demnach wurden im Jahr 2019 für die Produktion und die Speicherung des Materials insgesamt 451.000 Megawattstunden Energie verbraucht. Das entspricht einer Strommenge, die etwa 56 neue Windräder im Jahr liefern. Dabei versichert der Konzern, dass der Strom dafür entweder direkt aus erneuerbaren Energien stammt oder mit dem Kauf von sogenannten Grünstrom-Zertifikaten ausgeglichen wird.

Streaming: Stromverbrauch abhängig von Internetverbindung

Wieviel Strom beim Transport vom Server zu unseren Endgeräten und beim Anschauen der Produktionen verbraucht wird, darüber macht Netflix keine Angaben. Belastbare Zahlen gibt es dazu vom Umweltbundesamt, das den Stromverbrauch gemeinsam mit dem Öko-Institut und dem Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung errechnet hat. Ihr Ergebnis: Für den Stromverbrauch ist hier das Zugangsnetz entscheidend.

Das heißt also: Der Stromverbrauch variiert. Er hängt maßgeblich davon ab, wie wir streamen - ob über WLAN oder mobile Daten und ob fürs WLAN eine Glasfaserkabelverbindung besteht oder nur Kupferkabel für den Datentransport vorhanden sind.

Welche Datenverbindung am umweltschädlichsten ist - Beispiele

Die Unterschiede beim Stromverbrauch sind dabei erheblich. Unter den mobilen Datenverbindungen schneidet das 3G-Netz am schlechtesten ab. Eine Stunde Streaming unter diesen Bedingungen bedeutet in etwa eine Umweltbelastung, die einem Ausstoß von 90 Gramm Kohlendioxid entspricht. Mit 5G, dem in Deutschland noch relativ selten verfügbaren mobilen Netz, sind es hingegen nur fünf Gramm, die pro Stunde Streamen an CO2-entsprechenden Treibhausgasen ausgestoßen werden.

Eine Datenverbindung übers WLAN ins Glasfasernetz ist In puncto Klimafreundlichkeit spitze: Nur zwei Gramm CO2-Äquivalent werden hier pro Stunde Streamen ausgestoßen. Bei einer Kupfelkabelverbindung sind es vier Gramm pro Stunde.

Fazit: Streamen nicht so umweltschädlich wie in Studie behauptet

Serie: Medien in der Corona-Krise Streaming- und Mediatheken-Boom – und die Kinos?

Folgt man den Rechenbeispielen, die insbesondere auf den Forschungen des Fraunhofer-Instituts basieren, verursacht das Streamen zwar klimaschädliche Treibhausgase. Dass eine halbe Stunde Streaming so viele CO2-Emissionen wie eine Autofahrt von 6,3 Kilometern verursacht, wie in der von The Shift Project 2019 veröffentlichten Studie behauptet, stimmt aber selbst bei der schlechtesten, also am meisten Treibhausgase ausstoßenden Internetverbindung, nicht.

Tipps: Wie Sie am umweltfreundlichsten Streamen

Für ein möglichst umweltschonendes Streamen sind insbesondere zwei Regeln zu beachten:

1. Wenn möglich, immer über eine WLAN oder LAN-Verbindung streamen. Falls absehbar ist, dass zum Zeitpunkt des Streamens keine WLAN-Verbindung verfügbar sein wird, Videos einfach vorher im WLAN oder LAN herunterladen.

2. Bildauflösung herunterdrosseln. Denn: Bei höchster Auflösung werden 23-mal so viele Daten pro Stunde verbraucht wie bei niedriger. Ein Qualitätsunterschied zwischen höchster und niedrigster Auflösung ist gerade bei mobilen Endgeräten mit kleinen Bildschirmen und bei Bewegtbildern kaum zu erkennen.

Grundsätzlich gilt natürlich auch: Große Endgeräte mit großen Bildschirmen verbrauchen mehr Strom als kleine, ein neuer Router verbraucht weniger als ein altes Gerät.

PlanetB - Klimafragen verständlich erklärt

War Donald Trump doch ein Klimaretter? Schadet Netflix gucken wirklich dem Klima? Auf viele Fragen zum Klimawandel gibt es konkrete Antworten. Nur sind die oft nicht ganz einfach. In unserem neuen YouTube-Kanal liefert die Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge verständliche Antworten. Und Ideen, die unsere Erde besser machen können.


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