Gradmesser Erklärung der wichtigsten Klimazahlen
Das Ausmaß des Klimawandels zeigt sich in verschieden Zahlen und Statistiken. CO2-Emissionen, steigende Temperaturen und Meeresspiegel: Wir erklären die maßgebenden Klimazahlen und warum wir sie wichtig finden.
CO2: Bestimmt das Klima
Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid oder Methan sind einer der Hauptgründe für die globale Erderwärmung. Treibhausgase führen dazu, dass weniger Sonnenenergie ins All abgegeben werden kann, wodurch die Temperaturen auf der Erde langsam steigen. Auch wenn es natürliche Schwankungen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gibt, sind die extremen Anstiege in den vergangenen 200 Jahren eindeutig auf die Industrialisierung zurückzuführen. Ein Großteil des Kohlenstoffdioxids entsteht beim Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Benzin, Kohle oder Gas.
Der Anteil von CO2 in der Atmosphäre kann auf verschiedene Weisen gemessen werden. Für unsere Grafik verwenden wir die Daten einer Messstation auf Hawaii, welche schon seit Ende der 1950er-Jahre die CO2-Konzentration misst. Die Messwerte dort decken sich mit den Daten, welche Wissenschaftler an anderen Orten der Erde, zum Beispiel der Zugspitze, erfasst haben. Die CO2-Konzentration wird in ppm („parts per million“) angegeben. Dabei wird gemessen, wie viele CO2-Moleküle in einer Million Teile Luft enthalten sind. Seit 1960 ist die CO2-Konzentration um 31 Prozent gestiegen.
Temperatur: Spiegel der Erderwärmung
Weil die Treibhausgase in der Atmosphäre steigen, erwärmt sich die Erde. Denn die Treibhausgase wie CO2 oder Methan führen dazu, dass weniger Sonnenenergie ins All abgegeben werden kann. Da höhere Temperaturen einen unmittelbaren Einfluss auf die Menschen und ihre Umwelt haben, beziehen sich auch die meisten politischen Vereinbarungen zur Bekämpfung des Klimawandels darauf. So haben sich die meisten Länder der Welt 2015 im „Pariser Klimaabkommen“ darauf verständigt, den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5, allerhöchstens aber auf 2 Grad Celsius zu beschränken.
Die weltweit steigenden Temperaturen kann prinzipiell jeder mit einem Thermometer und viel Zeit selbst messen. Der Temperaturanstieg fällt aber von Region zu Region unterschiedlich aus. Die Statistik der NASA, welche wir für unsere Grafik verwenden, zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Oberflächentemperatur der Erde. Dafür werden verschiedene Temperaturmessungen durch ein komplexes statistisches Modell miteinander kombiniert. Die Linie selbst wird mit dem Durchschnittswert der jeweils letzten 5 Jahre geglättet, um saisonale Unterschiede und natürliche Schwankungen auszugleichen. Seit 1960 ist die Oberflächentemperatur um circa 1,1 Grad Celsius gestiegen.
Hitze: Risiko für Mensch und Umwelt
Hohe Temperaturen im Sommer bergen große Risiken für viele Menschen. Hitze ist eine permanente Herausforderung für den menschlichen Körper. Der damit verbundene Flüssigkeitsverlust kann zu Kreislaufproblemen, Gefäßverschlüssen und im schlimmsten Fall zu Herz- oder Nierenversagen führen. Besonders ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes sind gefährdet. So sterben laut einer kürzlich veröffentlichten Studie in Deutschland jedes Jahr Tausende an den Folgen von Hitze. Je ausgeprägter die auftretenden Hitzewellen sind, desto höher fällt dabei die Zahl der Todesopfer aus.
Als heiße Tage werden in der Meteorologie Tage mit einer Höchsttemperatur von 30°C oder mehr bezeichnet. Betrachtet man die vom Deutschen Wetterdienst ausgewiesene Zahl der heißen Tage in Deutschland, so fällt auf, dass es sowohl zwischen den verschiedenen Regionen als auch bei den Jahreswerten große Unterschiede gibt. Trotz dieser Schwankungen ist der Trend seit Beginn der Aufzeichnungen eindeutig: Von 1960 bis 2020 hat die durchschnittliche Zahl der heißen Tage in Deutschland um 8,6 Tage zugenommen, was einem Anstieg um 398 Prozent entspricht.
Unwetter: Starkregen, Fluten und Orkane
Welche Gefahren von Unwettern und insbesondere Starkregen ausgehen, hat sich diesen Sommer auch in Deutschland gezeigt. Bei Hochwasser und Sturzfluten an Ahr und Erft sind mindestens 220 Menschen ums Leben gekommen, dazu kommen Schäden in Milliardenhöhe durch zerstörte Häuser, Straßen, Stromverbindungen. Eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) hat ergeben, dass solche Starkregenereignisse durch die Klimaerwärmung deutlich wahrscheinlicher geworden sind und sich die Intensität extremer Niederschläge merklich erhöht hat.
Seit 2001 unterhält der Deutschen Wetterdienst ein radargestütztes, hochauflösendes Messnetz zur systematischen Erfassung von Niederschlag. So zeigt sich, dass die Zahl der Starkregenereignisse in Deutschland, für die der DWD eine amtliche Unwetterwarnung ausgibt, im untersuchten Zeitraum um 53 Prozent zugenommen hat. Zwar lässt sich aufgrund der kurzen Zeitreihe nicht von einem langfristigen Trend sprechen, doch deckt sich die Entwicklung mit Erkenntnissen aus dem aktuellen Berichts des Weltklimarats. Demzufolge werden West- und Mitteleuropa bei steigenden Temperaturen immer häufiger Starkregen und Überschwemmungen ausgesetzt sein.
Energiemix: Unter Strom
Einen entscheidenden Anteil an den CO2-Emissionen in Deutschland hat die Erzeugung von Strom und Wärme. Die CO2-Emissionen entstehen vor allem durch die Verwendung von fossilen Energieträgern wie Braunkohle, Steinkohle und Gas. Wie in Deutschland Strom erzeugt wird, hat sich in den zurückliegenden 30 Jahren erheblich verändert. Der Anteil des Stroms, der aus Kohle erzeugt wird, ist seit 1990 stark zurückgegangen. Stattdessen werden erneuerbaren Energien aus Wind, Wasser und Solarkraftwerken immer wichtiger. Atomenergie gilt grundsätzlich als klimaneutral, ihr Anteil geht jedoch stetig zurück: Das Bundeskabinett hat 2011 nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima einen endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022 beschlossen.
Für unsere Grafik haben wir die Brutto-Stromerzeugung aus Braunkohle und Steinkohle unter dem Oberbegriff „Kohle“ zusammengefasst. Damit die einzelnen Energieträger besser vergleichbar sind, haben wir die absoluten Zahlen in prozentuale Anteile an der Gesamtstromerzeugung eines Jahres umgerechnet. Ein Beispiel: Aus 135 Terawattstunden erzeugtem Strom aus Kohle im Jahr 2020, ergibt sich so bei einer Gesamtstromerzeugung von 572 Terawattstunden ein prozentualer Anteil von rund 24 Prozent.
Meeresspiegel: Steigende Gefahr
Die globale Erderwärmung führt dazu, dass der Meeresspiegel stetig steigt. Verantwortlich dafür sind zwei Faktoren: Zum einen dehnt sich das Wasser in den Ozeanen aus, wenn es wärmer wird. Zum anderen tragen schmelzende Gletscher und das Abschmelzen des Grönland- und Antarktis-Eises dazu bei. Besonders Küstenregionen, Flussmündungen und Inselstaaten sind vom Anstieg des Meeresspiegel bedroht.
In unsere Grafik verwenden wir Daten der Weltraumbehörde NASA, welche den Anstieg des Meeresspiegels mit Hilfe von historischen Gezeitenmessungen und neuerdings auch Satellitendaten erfasst. Ein Anstieg des Meeresspiegels um 21 cm seit Anfang der 20. Jahrhunderts mag zwar wenig erscheinen, führt aber heute schon dazu, dass einzelne Inseln im Pazifik unbewohnbar werden oder hierzulande die Nordseestrände langsam im Meer verschwinden.
Arktisches Eis: Weitreichende Folgen
Der Klimawandel zeigt sich mit am deutlichsten in der Region rund um den Nordpol, der sogenannten Arktis. Von 1971 bis 2019 ist die Durchschnittstemperatur in der Arktis um 3,1 Grad Celsius gestiegen. Dieser Temperaturanstieg liegt deutlich über dem globalen Durchschnitt von etwa 1 Grad Celsius. Das Schmelzen der Eisschichten in der Arktis hat weitreichende Folgen für unser gesamtes Klima: Es wird weniger Sonnenlicht zurück ins Weltall abgestrahlt, sodass sich Meeres- und Erdoberfläche noch stärker erwärmen. Schmelzende Permafrostböden geben das Treibhausgas Methan frei, was wiederum zur globalen Erderwärmung beiträgt. Auch eine Veränderung der Meeresströmungen im Atlantik könnte die Folge sein, was zu extremen Klimaveränderungen weltweit führen würde.
Der Rückgang des arktischen Meereis um 16 Prozent ist ein Durchschnittswert, der sich aus dem Vergleich zweier Zeitabschnitte von 1979 bis 1990 und 2011 bis 2020 ergibt. Die Unterschiede sind jedoch saisonal stark unterschiedlich. Im Frühjahr, wenn das arktische Eis seine maximale Ausdehnung erreicht, liegt der Unterschied bei etwa 8 %. Im September, wenn die Eisbedeckung am kleinsten ist, beträgt der Unterschied circa 35 %. Die Daten für die Berechnungen werden vom Nationalen Schnee- und Eisdatenzentrum (NSIDC), einer Forschungseinrichtung in den USA, zur Verfügung gestellt.
Klimapolitik: Tun wir genug?
Fast alle Länder der Welt haben dem Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 zugestimmt. Das Abkommen sieht vor, die globale Erderwärmung auf möglichst auf 1,5, allerhöchstens aber auf bis 2 Grad Celsius zu beschränken. Dazu haben sich die Mitgliedsstaaten verpflichtet nationale Selbstverpflichtungen zur Begrenzung des Klimawandels ausarbeiten und umsetzen. Das Projekt Climate Action Tracker (CAT) berechnet, wieviel einzelnen Staaten mit ihren nationalen Verpflichtungen zur Bekämpfung der Klimaerwärmung bisher beitragen, und untersucht, wie realistisch es ist, dass einzelne Länder die selbst gesteckten Ziele erreichen. Dazu wird die Entwicklung der Treibhausgasemissionen eines Landes in Beziehung zu den verabschiedeten Klimaschutzmaßnahmen gesetzt. Außerdem wird betrachtet wie viel Geld in den Klimaschutz investiert wird und wie groß die Klimaschutzbemühungen im Vergleich zu anderen Ländern sind.
In unserem Diagramm haben wir zusammengefasst, wie viele Länder ausreichende Klimaschutzpläne haben. Die Klimaschutzmaßnahmen der einzelnen Ländern werden von CAT in fünf Kategorien von „kritisch unzureichend“ bis „ausreichend“ bewertet werden. Deutschland liegt mit der Bewertung „unzureichend“ im Mittelfeld der Länder. Zur Zeit erreicht nur ein Land die Klimaziele und wird mit „ausreichend“ bewertet: Gambia. Der Climate Action Tracker erfasst jedoch nicht alle Länder. Nach eigenen Angaben der Organisation werden mit der aktuellen Länderauswahl etwa 80 % der weltweiten Emissionen und circa 70 % der Weltbevölkerung abgedeckt.