ARD alpha Uni Medizintechnik studieren – Ingenieurwissen mit Zukunft

Von: Sonja Vodicka

Stand: 22.07.2024

Medizintechnik – was ist das überhaupt? Denke mal an die Geräte in einer Arztpraxis oder in einem Krankenhaus. EKG, Röntgengeräte, Beatmungsgeräte, Herzschrittmacher, Prothesen, Zahnspangen: Diese Dinge zu entwickeln und an neuen Technologien zu forschen, ist die Aufgabe von Medizintechniker:innen.

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

Das Medizintechnik-Studium ist äußerst vielseitig und interdisziplinär. Es kombiniert Inhalte aus Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Informatik und Medizin. Das sind einige der Kernthemen, die du im Studium erwarten kannst und für die Du Dich interessieren solltest:

  • Mathematik für Ingenieure: Diese umfasst mathematische Konzepte, die in der Technik und Physik relevant sind.
  • Technische Physik: Grundlagen der Physik, die für die Medizintechnik relevant sind.
  • Anatomie und Physiologie: Verständnis des menschlichen Körpers und seiner Funktionen.
  • Biophysik: Die Anwendung physikalischer Prinzipien auf biologische Systeme.
  • Elektrotechnik: Grundlagen der Elektrik und Elektronik.
  • Informatik: Dies beinhaltet Aspekte wie digitale Bildverarbeitung.
  • Chemie: Grundlagen der Chemie.
  • Mathematik und Statistik: Fortgeschrittene mathematische Konzepte und statistische Methoden.

Zulassungsvoraussetzungen

Die Voraussetzungen für das Studium der Medizintechnik können je nach Hochschule und Studiengang variieren. Folgende Punkte haben aber alle gemeinsam:
Um Medizintechnik zu studieren, benötigst du die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung (Abitur) oder einen gleichwertigen Abschluss.
Einige Hochschulen haben einen Numerus Clausus (NC) für den Studiengang Medizintechnik. Der NC kann je nach Hochschule und Semester unterschiedlich sein. Du musst einen bestimmten Notendurchschnitt erreichen, um zugelassen zu werden. Durchschnittlich verlangen die meisten Hochschulen und Unis einen NC um 2,5. Es gibt jedoch auch genügend zulassungsfreie Alternativen.
Manche Hochschulen verlangen zusätzlich fachspezifische Voraussetzungen. Dazu gehören beispielsweise gute Kenntnisse in Mathematik, Physik und Informatik. Wenn Du an einer deutschsprachigen Hochschule studieren möchtest, sind gute Deutschkenntnisse erforderlich. Für internationale Studierende können auch Englischkenntnisse relevant sein, insbesondere wenn der Studiengang auf Englisch angeboten wird. Letztendlich entscheidet Dein persönliches Motivationsschreiben über Deine Zulassung. Zeige deshalb in deiner Bewerbung auf, warum du Medizintechnik studieren möchtest und welche persönlichen Interessen und Ziele du damit verfolgst.

ARD alpha Uni: Medizintechnik studieren – Ingenieurwissen mit Zukunft

Studiendauer und Abschluss

Die Regelstudienzeit für die meisten Bachelor-Studiengänge in Medizintechnik beträgt 7 Semester (210 ECTS-Punkte). Es gibt aber auch sechs-semestrige Studiengänge mit 180 Credits. Nach Abschluss des Studiums erhältst du den Titel “Bachelor of Science” oder “Bachelor of Engineering”.

Wenn du dich für ein Master-Studium in Medizintechnik interessierst, stehen dir insgesamt 38 Studiengänge an 33 verschiedenen Hochschulen zur Auswahl. Je nach Institut und Modell absolvierst du dein Studium meist in Vollzeit, Teilzeit, berufsbegleitend oder als duales Studium. Die Regelstudienzeit beträgt in der Regel drei bis sechs Semester. Dabei gibt es Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten, zum Beispiel: 

  • Medizintechnische Systeme (M.Sc.) an der Hochschule Stralsund
  • Digital Health (M.Sc.) am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam
  • Medizintechnik (M.Sc.) an der FAU Erlangen-Nürnberg
  • Medizintechnik (M.Sc.) an der Uni Stuttgart
  • Precision Medicine Diagnostics (M.Sc.) an der Hochschule Furtwangen

Biomedical Engineering (M.Sc.) an der Hochschule Furtwangen

Medizintechnik - ein breitgefächertes Spektrum an Fächern

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Am Medizintechnik-Studium ist besonders herausfordernd, dass wir so ein breitgefächertes Spektrum an Fächern abbilden müssen. Also wir müssen nicht nur Elektrotechnik können, wir müssen nicht nur Informatik können, sondern wir müssen Elektrotechnik, Informatik, Werkstoffe, Maschinenbau, so von allem etwas können, was man sich irgendwie an einer Technischen Fakultät vorstellen kann. Davon müssen wir die Grundlagen können und noch dazu Mathe, Physik etc.. Das kommt auch noch einmal obendrauf."

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg

Worum geht es beim Studium der Medizintechnik?

In der Medizintechnik geht es um Geräte zur medizinischen Prävention, Diagnose und Rehabilitation. Ein Mensch mit nur einem echten Bein kann heutzutage fast genauso gut laufen, wie einer mit zweien – dank Beinprothese. Ein fehlschlagendes Herz kann wie ein gesundes schlagen – dank Herzschrittmacher. Schiefe Zähne können geradegerückt werden – dank Zahnspange. Kurzum: Die Medizintechnik leistet Großartiges. Wer diesen Studiengang studiert, wird sich höchstwahrscheinlich nie anhören müssen, ‚‚nichts Sinnvolles‘‘ zu erlernen.

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg (FAU) - Studium Medizintechnik
Absolvent:innen des Bachelorstudienganges Medizintechnik sollen grundlegende Methodiken und das aktuelle Wissen der Ingenieurwissenschaften beherrschen und zur Lösung von Problemen in der Medizintechnik anwenden können. Intensive Grundlagen in Mathematik, Informatik und weiteren Ingenieursdisziplinen sorgen für die fachliche Tiefe des Studiums. Gleichzeitig realisiert der Bachelorstudiengang eine interdisziplinäre Ausbildung und bereitet dich für eine anspruchsvolle Ingenieurstätigkeit in vielfältigen Einsatzgebieten vor.
Ab dem dritten Semester erfolgt die Entscheidung für eine der beiden Studienrichtungen:

  • Medizinelektronik und medizinische Bild- und Datenverarbeitung (Schwerpunkte: Elektrotechnik/Informationstechnik/Informatik)
  • Medizinische Gerätetechnik, Produktionstechnik und Prothetik (Schwerpunkte: Maschinenbau/Werkstoffwissenschaften/Chemie- und Bio-Ingenieurwesen) 


Dies ermöglicht eine frühzeitige Vertiefung in einem der beiden grundlegenden Bereiche der Medizintechnik.

Als Absolvent:in des Masterstudienganges Medizintechnik beherrscht Du umfassende Methodiken und aktuelles Wissen aus den Ingenieurwissenschaften und kannst diese zur Lösung von Problemen im Bereich der Medizintechnik anwenden. Aufbauend auf den intensiven Grundlagen in Mathematik, Algorithmik und Elektrotechnik aus dem Bachelorstudium wird fachübergreifende Einsetzbarkeit erreicht.

Im ersten Semester erfolgt die Entscheidung für eine von fünf Studienrichtungen:

  • Medizinelektronik (Schwerpunkt Elektrotechnik – Deutsch)
  • Medizinische Bild- und Datenverarbeitung/Medical Image and Data Processing
  • (Schwerpunkt Informatik – auf Deutsch & Englisch studierbar)
  • Medizinische Gerätetechnik, Produktionstechnik und Prothetik
  • (Schwerpunkt Maschinenbau/Werkstoffwissenschaften – Deutsch)
  • Health & Medical Data Analytics and Entrepreneurship (Schwerpunkt Informatik + Innovation und Wirtschaftswissenschaften – Englisch)
  • Medical Robotics (Schwerpunkt Informatik/Künstliche Intelligenz, Elektrotechnik – Englisch) 


Dabei dienen Praxisphasen in Form von Laborexperimenten, Seminaren und Forschungsprojekten dazu, theoretisches Wissen direkt umzusetzen. Gerade die Kombination aus breit aufgestellter und zugleich hochqualifizierter Ingenieursausbildung, fundierter theoretischer Spezialisierung, direkter Anwendung im klinischen Umfeld und einschlägiger Praxis- und Industrieerfahrung macht Dich für zukünftige Arbeitgeber in der ohnehin wachsenden Zukunftsbranche Medizintechnik überaus attraktiv.

Master an der FAU Erlangen Alleinstellungsmerkmal

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Im Master gibt es kein nach Semestern strukturiertes Curriculum mehr. Das liegt daran, dass unser Masterstudium flexibel ist und die Spezialisierung der Studierenden auf ihre eigenen Interessensgebiete ermöglicht – das ist auch eines der Alleinstellungsmerkmale unseres Masters im Vergleich zu anderen Unis."

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg

Welche Skills brauchst du für ein Studium der Medizintechnik?

  • Interesse an Naturwissenschaften und Technik: Da Medizintechnik ein interdisziplinäres Fach ist, ist ein breites Interesse an Mathematik, Physik, Biologie und Technik von Vorteil.
  • Gute Mathematikkenntnisse: Mathematik ist ein wichtiger Bestandteil des Studiums. Kenntnisse in Analysis, Algebra und Statistik sind hilfreich.
  • Grundlagen in Physik und Chemie: Ein Verständnis der physikalischen und chemischen Prinzipien ist erforderlich.
  • Englischkenntnisse: Viele Lehrmaterialien und Forschungsarbeiten sind auf Englisch verfasst. Gute Englischkenntnisse sind daher von Vorteil.
  • Technisches Verständnis: Da Medizintechnik technologiebasiert ist, solltest du ein grundlegendes technisches Verständnis mitbringen.
  • Motivation und Durchhaltevermögen: Das Studium kann anspruchsvoll sein, daher ist eine hohe Motivation und Bereitschaft zur kontinuierlichen Arbeit wichtig.


In der Medizintechnikbranche sind neben technischem Fachwissen auch bestimmte Soft Skills von großer Bedeutung:

  • Kommunikationsfähigkeit: Medizintechniker:innen müssen effektiv mit Ärzt:innen, Pflegepersonal und anderen Fachleuten kommunizieren können, um die Anforderungen und Bedürfnisse zu verstehen.
  • Teamarbeit:  Die Zusammenarbeit mit Ingenieur:innen, Forscher:innen, Ärzt:innen  und anderen Teammitgliedern ist unerlässlich. Medizintechniker:innen müssen in der Lage sein, in multidisziplinären Teams zu arbeiten.
  • Problemlösungskompetenz:  Die Fähigkeit, komplexe technische Probleme zu analysieren und innovative Lösungen zu finden, ist entscheidend.
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Die Medizintechnikbranche entwickelt sich ständig weiter. Fachleute müssen bereit sein, sich neuen Technologien anzupassen und sich kontinuierlich weiterzubilden.
  • Ethik und Verantwortungsbewusstsein: Medizintechniker:innen arbeiten an Geräten, die Menschenleben beeinflussen. Ethik und Verantwortungsbewusstsein sind daher unerlässlich.
  • Zeitmanagement: Projekte in der Medizintechnik erfordern oft enge Zeitpläne. Effizientes Zeitmanagement ist wichtig, um Fristen einzuhalten.
  • Empathie: Medizintechniker:innen sollten die Bedürfnisse von Patient:innen und medizinischem Personal verstehen und einfühlsam agieren.


Diese Soft Skills, in Kombination mit technischem Know-how eröffnen dir den Einstieg in eine erfolgreiche Karriere in der Medizintechnik.

Passende Leistungskurse im Abi

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Ich hatte Mathe und Physik als LKs und dementsprechend vertieft über mehrere Stunden die Woche in der Schule. Und ich hatte auch nie schlechte Noten in den beiden Fächern. Das hat in die Entscheidung mit reingespielt."

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg

Beruf und Karriere

Die Ingenieurverbände VDI und VDE bezeichnen die Berufsperspektiven für Absolvent:innen der Medizintechnik als ‚‚hervorragend‘‘. Da der Markt an medizintechnischen Produkten stetig wächst, verwundert das nicht. Die Medizintechnik gehört sogar weltweit zu den größten Wachstumsbranchen.

Die Berufsaussichten nach einem Master-Studium in Medizintechnik sind vielversprechend. Absolvent:innen dieses Studiengangs können in verschiedenen Bereichen arbeiten, darunter:

  • Forschung und Entwicklung (F&E): In der Medizintechnikbranche werden ständig neue Technologien entwickelt. Absolvent:innen können an der Entwicklung innovativer medizinischer Geräte, Bildgebungsverfahren oder Diagnoseinstrumente arbeiten.
  • Medizintechnik-Unternehmen: Viele Unternehmen sind auf die Herstellung und den Vertrieb von medizinischen Geräten spezialisiert. Hier können Absolvent:innen in den Bereichen Produktmanagement, Qualitätssicherung, Vertrieb oder technischer Support tätig sein.
  • Krankenhäuser und Kliniken: Medizintechniker:innen arbeiten in Krankenhäusern und Kliniken, um medizinische Geräte zu warten, zu reparieren und zu kalibrieren. Sie unterstützen Ärzte und Ärztinnen und medizinisches Personal bei der Nutzung dieser Geräte.
  • Regulatorische Angelegenheiten: Die Zulassung von medizinischen Geräten erfordert umfangreiche Kenntnisse der gesetzlichen Bestimmungen. Absolvent:innen können in Unternehmen arbeiten, die sich auf regulatorische Angelegenheiten spezialisiert haben.
  • Akademische Laufbahn: Ein Master-Abschluss ermöglicht es Absolvent:innen, eine Promotion zu verfolgen und in der Forschung oder Lehre tätig zu werden.
  • Selbstständigkeit: Einige Absolvent:innen entscheiden sich für die Gründung eines eigenen Unternehmens im Bereich Medizintechnik.

Idee der Spezialisierung

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Mein Interessenschwerpunkt hat sich nach Beginn des Studiums verändert. Zuerst dachte ich, wie vermutlich viele Abiturienten, bei Medizintechnik an Gerätetechnik, Implantate, Prothesen, was ich auch immer noch spannend finde. Doch im 4. Semester habe ich mich auf Photonische Medizintechnik spezialisiert: Das heißt auf Laser und Licht zur Augenlaserbehandlung, Hautkrebs weglasern etc. Jetzt ist meine Idee mich im Master auf Robotik zu spezialisieren, insbesondere für OP-Laser mit Robotern."

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg

Gehalt

Die Gehaltsentwicklung im Laufe der Karriere eines Medizintechnikers hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Berufserfahrung, Qualifikationen, Spezialisierung und Arbeitgeber. Als Berufseinsteiger:innen liegt das Gehalt für Medizintechniker:innen in Deutschland bei durchschnittlich 2.800 Euro brutto pro Monat. Dies entspricht einem Jahresgehalt von etwa 33.600 Euro.
Das Brutto-Monatsgehalt aller abhängig Beschäftigten in diesem Beruf beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur 5.451 Euro. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit 5.813 Euro höher als der von Frauen mit 4.916 Euro. Männer verdienen, also 18,2 Prozent mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Berufen ein besonders großer Unterschied.
Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto 5.408 Euro.
Quelle: Entgeltatlas der Arbeitsagentur

Medizintechniker:innen sind keine Ärzte und Ärztinnen

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Oliver Höpfner

"Ich wollte ursprünglich Physik studieren, genauer Astrophysik. Das war mir dann aber doch zu theoretisch und abstrakt. Während der Schulzeit habe ich ein Online-Praktikum am Helmholtz Zentrum für Schwerionen-Forschung gemacht und das hat mein Interesse für Strahlentherapie geweckt. Ich wollte aber nie Ärztin werden, nicht mit Patienten arbeiten. Ich habe nach etwas gesucht, was eine Kombi aus meinem medizinischen Interesse und meinem Interesse für Mathe und Physik sein könnte. Und dann habe ich Medizintechnik gefunden. Das finde ich nach wie vor ideal. Ganz wichtig: Wer Arzt oder Ärztin werden will, soll nicht Medizintechnik studieren, denn das ist ein Ingenieursberuf."

Alessia, Studentin der Medizintechnik im 6. Semester an der FAU Erlangen-Nürnberg

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