Studium und Beruf Physik studieren ist schwer, aber lohnt sich!

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 20.02.2025 18:44 Uhr

Physik ist anspruchsvoll, aber wenn du Spaß an Mathematik und Analyse hast, bieten sich dir nach dem Studium spannende Karrieremöglichkeiten in Forschung, Industrie und Technologie – von der Automobilbranche bis zu High-Tech-Startups.

v. li. n. re.: Stephan Wielens, Bachelor in Physikingenieurwesen, als Berufseinsteiger bei AiNT GmbH und Jonas Soucek, Physik-Student im 5. Semester an der Technischen Universität Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Jonas Schlögl/Jonas Lenz

Für Mathe-Freaks: Ist Physik das schwerste Studium?

Physik gehört neben Mathematik, Informatik und Bauingenieurwesen zu den schwersten Studiengängen. Es gibt in dem Sinne kein "das Schwerste", es kommt immer auch auf deine Ambitionen an. Wenn du in Mathematik schlecht bist, raten wir von diesem Studium ab. Die vielen komplexen Formeln und abstrakten Theorien fordern von dir starke Mathe-Skills und scharfes analytisches Denken.

Physik ist ein zeitgemäßes, interessantes und auch anspruchsvolles Studium. Aber man muss keinesfalls ein Genie sein, um Physik zu studieren! Weil Physik kein "Massenstudium" ist, darf man überall mit einer vernünftigen Betreuung rechnen; und wenn die Physik doch nichts für einen ist, merkt man das in aller Regel sehr schnell schon im ersten oder zweiten Semester. Wichtig ist, dass man echtes Interesse mitbringt und die Bereitschaft, sich anzustrengen. Dann hat man sehr gute Chancen, gut bis zum Bachelor zu kommen. Und wer einmal den Bachelor hat, der kommt meist auch bis zum Master durch. Die Berufsaussichten sind auf jeden Fall bestens.

Durchfallquote und NC: Wie viele schaffen das Physikstudium? 

Da das Physikstudium so gut wie keinen NC hat, schreiben sich ca. 10.000 Studierende im Jahr ein. Es gibt 3.000 "Parkstudierende", die sich einschreiben, aber gar nicht wirklich studieren, sie warten nur auf einen Studienplatz in einem anderen Studium, das einen NC hat. Von den 7.000 "echten" Anfängern schaffen 3.000 Studierende den Bachelor. Man geht von einer Abbruchquote um die 58 Prozent aus. (7.000 "echte" Anfänger, 3.000 Absolventen: 58 Prozent Abbruch)
Quelle: Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. - Konferenz der Fachbereiche Physik

Video: Physikstudium an der TU Dresden

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Jonas studiert im 5. Semester den Studiengang Physik an der Universität Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/Hintergrund: Adobe Stock/BR/Hintergrundbild: Ulia Koltyrina /Joana Lenz

Physik studieren: Seine größte Herausforderung ist Mathe! | alpha Uni

Uni-Ranking: Welche Uni ist gut in Physik?

Alle knapp 60 Unis, die in Deutschland ein Physikstudium anbieten, sind "gut" gerankt. Das Studium der Physik ist auch überall sehr ähnlich aufgebaut, sodass du in aller Regel einfach zwischen den Unis wechseln kannst. Das CHE-Hochschulranking für Physik ist am ehesten geeignet, um sich ein Bild zu machen. Es listet eine ganze Menge an Kriterien auf, ohne zu sagen, dass X oder Y der "beste" Studienort wäre. Von daher kann das bekannte World University Ranking 2024 in die Irre führen. In der Ranking-Liste auf Hey-Studium haben wir zum Beispiel diese Unis gefunden, die parallel zum World Ranking genannt werden, aber auch andere weniger bekannte Universitäten, um nur einige wenige zu nennen:

  • TU Berlin (Technische Universität Berlin)
  • Freie Universität Berlin
  • KIT-Karlsruhe (Karlsruhe Institute of Technology)
  • Technische Universität München
  • Brandenburgische technische Universität Cottbus-Senftenberg
  • Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Universität des Saarlands
  • Julius-Maximilians-Universität Würzburg
  • Universität Paderborn
  • Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  • Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Hilfreich ist auch der Studienatlas der Konferenz der Fachbereiche Physik. Es ist eine Übersicht über alle Unis, die ein Physik-Studium anbieten.

Studiendauer: Wie lange dauert es, Physik zu studieren? 

Laut der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V. ist es sehr erfreulich: Wer das erste Semester, noch besser die ersten drei Semester hinbekommt, schafft das Studium. Ein Physikstudium dauert in der Regel 3 Jahre (Bachelor of Science B.Sc.) und 2 Jahre (Master of Science M.Sc.), also insgesamt etwa 5 Jahre. Wenn du eine Promotion anstrebst, kann das Studium noch zusätzlich 3 bis 5 Jahre in Anspruch nehmen. Und wenn du den Bachelor hast, schaffst du auch den Master, der für deinen Berufsstart noch besser ist.
Quelle: Physik Journal der Deutschen Physikalische Gesellschaft e. V.

Voraussetzungen: Was brauchst du, um Physik zu studieren?

Abitur oder Fachabitur mit Schwerpunkt Technik/Naturwissenschaften (auch fachgebundene Hochschulreife) für ein Studium an der Universität.
Fachabitur für Studium an einer Hochschule für angewandte Forschung
Reine Physikstudiengänge sind sehr selten, sie sind auf Anwendungen fokussiert wie Physikingenieurwesen.

Gute Nachricht: Physik hat so gut wie keinen Numerus Clausus (NC).
Du kannst dich direkt einschreiben bzw. immatrikulieren.

Studium ohne Abitur: Kannst du Physik ohne Abi studieren?

Ja, mit einer beruflichen Qualifikation mit einschlägiger Berufserfahrung ist das möglich. Hier ein paar Beispiele:

  • Physiklaborant /Physiklaborantin
  • Physikalisch-technischer Assistent / Physikalisch-technische Assistentin
  • Mathematisch-technischer Softwareentwickler / Mathematisch-technische Softwareentwicklerin
  • Elektrotechnischer Assistent Elektronik und Datentechnik / Elektrotechnische Assistentin Elektronik und Datentechnik
  • Fachinformatiker / Fachinformatikerin
  • Informationstechnischer Assistent Automatisierungs- und Computertechnik / Informationstechnische Assistentin Automatisierungs- und Computertechnik
  • IT-System-Elektroniker / IT-System-Elektronikerin
  • Kaufmann für IT-System-Management / Kauffrau für IT-System-Management

Du kannst mit diesen Berufsqualifikationen ein Physikstudium oder auch ein Lehramtstudium der Physik zum Beispiel in Kombi mit Mathematik anfangen.  
Quelle: Freie Universität Berlin

Studieninhalte: Was kann man mit Physik studieren?

Will heißen, welche Studieninhalte erwarten dich im Physikstudium?
Im Physikstudium beschäftigst du dich mit den fundamentalen Regeln, nach denen das Universum funktioniert. Wie interagieren Materie, Raum, Energie und Zeit miteinander? Sie helfen uns zu verstehen, warum Dinge so funktionieren, wie sie es tun. Wie die Frage: Warum fällt der Apfel vom Baum?
Sicher sind dir diese Gesetze schon im Physikunterricht untergekommen. Hier schnell mal zum Revue passieren lassen:

  • Newtonsche Gesetze - Regeln der Bewegung und Kräfte
  • Erhaltungssätze - Energie, Impuls und Ladung bleiben immer erhalten
  • Thermodynamische Gesetze - Regeln für Wärme, Energie und Entropie
  • Maxwell-Gleichungen - beschreiben elektrische und magnetische Felder
  • Relativitätstheorie - zeigt, wie Raum, Zeit und Gravitation zusammenhängen
  • Quantenmechanik - beschreibt das Verhalten kleinster Teilchen

Du lernst, physikalische Phänomene mit mathematischen Methoden zu beschreiben. Die Inhalte sind meist eine Mischung aus Theorie, Experimenten und Anwendungen.

Typische Schwerpunkte im Physikstudium sind:

  • Mechanik & Elektrodynamik - Bewegung, Kräfte, elektrische Felder
  • Quantenmechanik & Relativitätstheorie - die Welt im Kleinsten und Größten
  • Thermodynamik & statistische Physik - Wärme, Energie, Teilchenbewegung
  • Optik & Wellenlehre - Licht, Schall und ihre Ausbreitung
  • Experimentelle & theoretische Physik - Laborarbeit vs. mathematische Modelle

Dazu kommen Mathematik, Programmierung und manchmal auch interdisziplinäre Themen wie Medizinphysik, Biophysik oder Materialwissenschaften. Am Ende des Studiums kannst du dich auf Teilchenphysik, Astrophysik oder auch Festkörperphysik spezialisieren.

Komplexes Studium: Warum ist das Physikstudium so schwer?

Module wie Elektrodynamik, Quantenmechanik und theoretische Physik sind mit am herausforderernsten. Die Inhalte zu verstehen und in der Praxis bei Projekten anzuwenden, fällt Studierenden besonders schwer.  

Erfahrungen: Musst du ein Nerd fürs Physikstudium sein?

Jonas studiert im 5. Semester den Studiengang Physik an der Universität Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/Hintergrund: Adobe Stock/BR/Hintergrundbild: Ulia Koltyrina /Joana Lenz

"Wenn man anfängt, Physik zu studieren, ist das erst mal ein erheblicher Schock. Das ist wie eine Wand, die auf einen zurast, mit einem Tempo, das man nicht wirklich kontrollieren kann. Anteilsmäßig sind, glaube ich, die Nerds im Physikstudium schon höher als vielleicht in anderen Studiengängen. Um Physik studieren zu wollen, muss man schon ein bisschen vernarrt sein. Ich nenne es mal 'verrückt'."

Jonas studiert im 5. Semester den Studiengang Physik an der Technischen Universität Dresden

Skills: Ist Physiker / Physikerin werden, das Richtige für mich?

Du brauchst im Physik-Studium und als Physiker / Physikerin im Beruf:

  • Mathematik und Statistik
  • Selbstorganisation
  • Analytisches und komplexes Denken
  • Lust aufs Experimentieren mit Orientierung auf Lösungen
  • Verständnis für naturwissenschaftliche Zusammenhänge
  • IT-Affinität
  • Spaß, im Team zu arbeiten
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Geduld und Durchhaltevermögen bei Messungen, Versuchen etc.
  • Selbstorganisation
  • Englisch, insbesondere Fachenglisch, Niveau B2 empfohlen

Berufseinstieg: Was macht ein Physiker / eine Physikerin im Beruf? 

Nach dem Physikstudium stehen dir viele Türen offen - von Forschung und Entwicklung über Consulting bis hin zu IT und Patenten. Ein Beispiel für den Erfolg als Physiker ist Prof. Dr. Stefan Hell, Nobelpreisträger von 2014. Viele Physiker gründen auch Startups und treiben Innovationen voran. Bleib dran, und dir eröffnen sich spannende Karrierechancen in High-Tech-Branchen!

Fast die Hälfte der Physiker / Physikerinnen arbeitet in Forschung & Entwicklung, oft in direktem Anschluss an ihre Promotion. Auch in der Automobil- und Luftfahrtindustrie sowie im Maschinenbau sind sie in Fertigung und Entwicklung tätig.

Gehalt: Wie viel Geld verdient man als Physiker / als Physikerin? 

Wer online nach Jobs sucht, findet Angebote von Hochschulen, Forschungsinstituten, Versicherungen, Beratungsfirmen, Softwareanbietern und Unternehmen aus Maschinenbau, Elektronik, Optik, Luft- und Raumfahrt sowie der Automobil- und Rüstungsindustrie.
Mit einem Master in Physik liegt das Durchschnittsgehalt zwischen 5.130 und 7.100 Euro brutto - je nach Arbeitgeber auch mehr.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Stand: 2023)

Eine Studie der Philipps-Universität Marburg ergab, dass 87 Prozent der Physikabsolventen mit ihrem Beruf zufrieden sind und das Studium wieder wählen würden. Ein möglicher Grund: Physikerinnen und Physiker haben oft die Freiheit, innerhalb ihres Fachgebiets eigenständig an Projekten zu arbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln.