ARD alpha Uni Robotik studieren - Skills für eine Schlüsseltechnologie

Von: Christian Wurzer

Stand: 26.06.2024

Robotik ist eine Schlüsseldisziplin für die Zukunft. Robotiker und Robotikerinnen sind Allrounder mit der Spezialisierung für Automatisierung und dem Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Industrie. André Lemmer hat Yusuf Sincar in seinem Studium und bei einem Makeathon an der Hochschule Kempten begleitet.

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten, Teilnehmer an einem Makeathon | Bild: BR: Jana Schneider / picture alliance / Westend61 | Daniel Ingold

Zulassungsvoraussetzungen

Robotik bieten Universitäten und Hochschulen sowohl als Bachelor- als auch als Masterstudiengang an. Für das Studium der Robotik an Universitäten musst du die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder eine Fachgebundene Hochschulreife (Fachabitur nach der 13. Klasse) vorweisen. Für das Studium an Fachhochschulen reicht die Fachhochschulreife. In dem Fall für das Studium hilfreich, ist der Schulabschluss an einer FOS mit technischer Ausrichtung, das erleichtert einiges. Das Fach Robotik ist nicht zulassungsbeschränkt es gibt also keinen Numerus Clausus (NC).

Für einen Masterstudiengang im Fachgebiet Robotics musst du einen Abschluss eines Bachelorstudienganges Robotik oder ein anderes fachverwandtes erfolgreich abgeschlossenes Bachelorstudium vorweisen, zum Beispiel Mechatronik, Elektrotechnik, Mechatronik oder Maschinenbau.

Dazu sollten sichere Englischkenntnisse vorhanden sein, denn einige Fächer der Robotik werden nicht nur an Universitäten, sondern zum Teil sogar an Hochschulen, wie zum Beispiel der Hochschule Kempten, auf Englisch unterrichtet.

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Studiendauer

Das Bachelorstudium der Robotik dauert je nach Hochschule und Universität zwischen sechs und neun Semester, abhängig vom jeweiligen Studienplan der Hochschule, bzw. Universität. Je nach Spezialisierung und Hochschule bzw. Universität werden mit bestandenem Abschluss die akademischen Titel Bachelor of Engineering (B. Eng.), oder Bachelor of Science (B.Sc.) verliehen. Entsprechend verleihen die Hochschulen und Universitäten mit bestandenem Abschluss auch die akademischen Titel Master of Engineering (M. Eng.) oder Master of Science (M.Sc.).

Es gibt auch, allerdings nur wenige, Hochschulen wie die TU Bergakademie Freiberg, die Robotics als 10-semesterigen Diplomstudiengang anbieten. Hier wird mit bestandener Abschlussprüfung der akademische Titel Diplomingenieur (Dipl.-Ing.) verliehen.

Robotik ist ein interdisziplinär aufgestelltes Fach

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten, Teilnehmer an einem Makeathon | Bild: BR: Jana Schneider

"Über das Robotik-Studium sollte man auf jeden Fall wissen, dass das ein sehr breit aufgesplittertes Fach ist. Es beinhaltet Disziplinen wie Elektrotechnik, Mechanik, Regelungstechnik, also diese allgemeine Ingenieursfächer, aber auch einen großen Teil Informatik. Das heißt, es gibt auch Fächer wie Algorithmen, Datenstrukturen, maschinelles Lernen, Data Science. Es ist ein interdisziplinärer Studiengang."

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten

Studieninhalte und Studienfächer:

Das Studienfach Robotik vereint Fächer aus dem Bereich der Elektrotechnik, des Maschinenbaus und der Informatik. Interessant zu sehen: An der Technischen Universität München heißt ein Lehrstuhl, der das Fach Robotik vermittelt „Lehrstuhl für Robotik, Künstliche Intelligenz und Echtzeitsysteme“ ein anderer „Lehrstuhl für Robotik und Systemintelligenz“. Das soll der Illustration dessen dienen, wohin die Reise in den nächsten Jahren im Bereich Robotik und Automatisierung gehen wird. Der Startschuss dazu ist längst gefallen. An der Hochschule Kempten, an der auch Yussuf studiert, heißt der Bachelorstudiengang Robotik und der darauf aufbauende Masterstudiengang Robotik und Automatisierungstechnik.

Das spiegelt auch der Fächerkanon wider, mit dem sich Studierende der Robotik in den einzelnen Modulen beschäftigen:

  • Mathematik wie Lineare Algebra, Analysis, Strukturen Diskussion, Stochastik usw.
  • Technische Grundlagen der Informatik
  • Programmierung
  • Software Engineering
  • Betriebssysteme und Netze
  • Algorithmen und Datenstrukturen
  • Data Science
  • Künstliche Intelligenz
  • Mikrocomputertechnik
  • Regelungstechnik und Mechatronik
  • Signalverarbeitung
  • Grundlagen der Elektrotechnik
  • Mobile Roboter
  • Robotik und Autonome Systeme
  • Elektronische Bauelemente und Schaltungstechnik
  • Elektrische Messtechnik
  • Elektrische Antriebe und Netze
  • Grundlagen der Steuerungs- und Regelungstechnik
  • Kinematik und Steuerung von Robotern
  • Bildverarbeitung
  • Motion Control
  • Simulationstechniken


Vertiefungsmodule ergänzen das Studium:

  • Grundlegung der Multimediatechnik
  • Medizinische Informatik
  • Logik
  • Theoretische Informatik
  • Rechnerarchitektur
  • Datenbanken
  • Algorithmen Design
  • Mensch-Computer-Interaktion
  • Codierung und Sicherheit
  • Usability-Engineering
  • Kryptologie
  • Medizinische Elektrotechnik
  • Parallelverarbeitung


Das sind nur einige Beispiele, hier entlehnt aus dem Fächerkanon der Universität Lübeck. Dazu kommen Praktika. Die Bachelorarbeit wird im letzten Semester geschrieben.

Auslandsaufenthalte sind möglich: Viele Universitäten und Hochschulen ermöglichen über ihre Partnerhochschulen und Universitäten im Ausland auch ein Studium international zu gestalten. Hier gilt, einfach an der Hochschule nachzufragen, wie das zu bewerkstelligen ist.

Ein Masterstudium dauert je nach Hochschule und Universität zwischen drei und vier Semester. Die einzelnen Studienfächer werden vertieft, indem du dich auf Gebieten deiner Wahl spezialisierst. Die Möglichkeiten sind an jeder Hochschule und Universität anders. Manche meist kleinere Hochschulen sind auch Kooperationen eingegangen, um die Möglichkeiten der Spezialisierungsfächer auszuweiten. So arbeitet zum Beispiel die Hochschule Kempten mit der Hochschule Würzburg-Schweinfurt zusammen. Das bedeutet, dass man durchaus auch bereit sein sollte den Studienort zu wechseln, wenn es um das Traumfach geht.

Welche Skills brauchst Du?

  • Technikaffinität für praktisch alle Bereiche der Ingenieurwissenschaften: Maschinenbau, Mechanik, Elektrotechnik und Informatik
  • Solide Kenntnisse in Mathematik
  • Ingenieurwissenschaftliches Verständnis
  • Analyse- und Assoziationsvermögen
  • Abstraktes Denken
  • Experimentier- und Bastelfreude
  • Disziplin und Ausdauer
  • Fähigkeit „Out oft the box“ zu denken
  • Teamfähigkeit
  • Soziale Kompetenz
  • Kommunikationsvermögen
  • Englisch!

Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz sind extrem wichtig

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten, Teilnehmer an einem Makeathon | Bild: BR: Jana Schneider

"Also, wenn man die Gruppenmitglieder zum ersten Mal trifft und mit denen spricht, ist das natürlich ein Anfang. Man muss sich erst einmal ein bisschen kennenlernen, auch mal ein bisschen Smalltalk et cetera. Das gehört einfach mit dazu zum Teambildung. Es ist Teil der Aufgabe, wenn man studiert und aus verschiedenen Studiengängen miteinander arbeitet. Das ist das, was ich gut finde, weil das in der Realität ja auch so sein kann, wenn man ein Projekt zugewiesen bekommt. Da sind auch neue Menschen. Man hat auch ein Zeitlimit und man hat auch eine bestimmte Kompetenz, und dementsprechend ist das, was der Makeathon bietet und was man daraus lernt, sehr wertvoll."

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten, Teilnehmer an einem Makeathon

In welchen Bereichen arbeiten Robotiker:innen?

Ingenieurinnen und Ingenieure für Robotik sind in der Produktion und Planung an den Schnittstellen eingesetzt, wo es gilt, Produktideen in der Produktion maschinenbauerisch, elektrotechnisch und computer- und softwaregestützt umzusetzen. Entsprechen breit gefächert sind ihre Tätigkeitsfelder. Meist liegen diese im Bereich der Automatisierungstechnik und neuerdings auch immer mehr in der KI-gestützten Digitalisierung in der Produktion. Das ist ein Trend, der sich in den nächsten Jahren noch rasant verstärken dürfte. Mögliche Arbeitsfelder sind zum Beispiel diese:

  • Produktionsentwicklung
  • Fahrzeug- und Flugzeugproduktion
  • E-Mobility
  • Systemtechnik
  • Microsystemtechnik
  • Medizintechnik
  • Anlagentechnik
  • Technikberatung
  • Controlling der Produktion
  • Forschung und Entwicklung

Der Verdienst variiert nach Branche, Position im Unternehmen und Arbeitsfeld

Die Robotik entwickelt sich immer mehr zu einer technischen Schlüsseltechnologie. Grade durch die rasante Weiterentwicklung der digitalen und KI-gestützten technologischen Möglichkeiten in immer diverseren technologischen Anwendungsbereichen der Automatisierung sind Robotikingenieure und Robotikingenieurinnen mit ihren fachübergreifenden Skills gesuchte Leute.

Ein Masterabschluss im Fach ist empfehlenswert, er öffnet in einem Unternehmen die Türen zu Führungsaufgaben.

Im Durchschnitt können Berufseinsteiger:innen nach dem Studium mit etwa 4.770 EUR brutto rechnen, mit steigender Berufserfahrung sind laut Bundesagentur für Arbeit auch mehr als 6.750 EUR brutto monatlich möglich, immer abhängig natürlich vom Unternehmen und der Position, die du bekleidest.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Robotik ist ein sehr zukunftsorientiertes Fach

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten, Teilnehmer an einem Makeathon | Bild: BR: Jana Schneider

"Unter Roboter stellen sich die Leute natürlich irgendwelche Filme vor, das ist natürlich noch in der Entwicklung. Aber wo Roboter jetzt schon Tag täglich genutzt werden, das ist in der Industrie. Da gibt es diese AX-Roboter, die lösen Probleme, automatisieren und schieben schwere Dinge von A nach B einfach rüber. Wie kann man das programmieren? Und wenn man die Firma automatisieren möchte, dann sind solche Roboter sehr praktisch. Darum haben wir auch das Fach Anwendungen von Industrie-Robotern. Der Unterschied zu normalen Robotern ist der, dass in der Industrie die Roboter viel größer sind. Die machen auch nicht Halt, wenn sie Menschen berühren, sondern gehen da einfach durch. Das heißt das ist noch viel, viel gefährlicher. Aber solche werden in der Industrie verwendet. Sie haben höhere Traglasten, was ein kleiner Kobold-Roboter eben nicht hat. Daher ist das Fach Anwendungen von Industrie-Robotern ein sehr, sehr wichtiges Fach."

Yusuf Sincar, Student 6. Semester Robotik an der Hochschule Kempten