ARD alpha Uni Wirtschaftspsychologin

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 25.01.2024

Mit Knowhow in Wirtschaftspsychologie ein Startup zu gründen, funktioniert besser als mit Wissen aus anderen Studiengängen, denn du hast gelernt, was Menschen für die Work-Life-Balance brauchen. Du weißt, wie Kunden ticken und bietest Unterstützung dort, wo z.B. psychische Belastungen in Unternehmen drohen.

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin und Gründerin des Startups "ImproveMID" | Bild: BR/Uli Schramm/picture alliance / Westend61 | Uwe Umstätter (Hintergrund)/Uli Schramm/Uwe Umstätter (Hintergrund)

Voraussetzungen

Ein abgeschlossenes Bachelor- oder Masterstudium in Wirtschaftspsychologie an deiner Wunschhochschule.
Nach einem erfolgreichen Bachelorstudium in Psychologie oder Wirtschaftswissenschaften kannst du ein Masterstudium in Wirtschaftspsychologie starten. Der Bachelorabschluss dauert 6 bis 7 Semester und der Masterabschluss nochmals je nach Hochschule und Studienmodell 3 bis 6 Semester.

Laut Studyfix kannst du zwischen 86 Studiengängen an 55 Fachhochschulen, 5 Universitäten und 2 Akademien deinen Interessen entsprechend auswählen, davon stehen dir 34 Studiengänge an 32 verschiedenen Hochschulen für den Master-Abschluss zur Auswahl.
Du kannst dein Studium in Teilzeit, in Vollzeit, berufsbegleitend oder als duales Studium absolvieren.

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Masterabschluss von Vorteil

Deine Aufstiegschancen hängen nicht unbedingt vom Abschluss ab, der Erwerb eines Masters ist aber von großem Vorteil, gerade wenn du eine Führungsposition in einem Großunternehmen zum Ziel hast. Du kannst dich noch viel besser auf einen Studieninhalt, der dich besonders interessiert, fokussieren und bekommst dadurch Spezialwissen an die Hand, mit dem du beim Berufseinstieg punkten kannst.

Studieninhalte des Masterstudiengangs Wirtschaftspsychologie am Beispiel der Hochschule für Technik Stuttgart

1. und 2. Semester Aufbauphase

  • Grundlagen der Wirtschaftspsychologie
  • Corporate Finance & Governance
  • Entscheidungsbildung, Behavioral Finance und Risikomanagement
  • Strategie, Organisation und Innovation
  • Marketing und Konsumentenpsychologie I und II
  • Psychologische Aspekte Organisationalen Verhaltens I und II
  • Methoden I und II


3. Semester Transferphase I

  • Anwendungs- und Forschungsorientiertes Praktisches Studienprojekt (PSP)
  • Wirtschaftspsychologisches Forschungsprojekt
  • Auslandsaufenthalt


4. Semester Transferphase II

  • Master- Thesis
  • meist in Kooperation mit einem Unternehmen

Teamarbeit an der Hochschule gut für den späteren Job

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin Gründerin des Startups "ImproveMID"   | Bild: BR/Uli Schramm

"Das Studium hat mir enorm viel gebracht, nicht nur inhaltlich und fachlich, sondern auch für mich persönlich war es echt bereichernd. Wir haben zum Beispiel super viele Gruppenarbeiten gemacht. Da lernt man ganz viel über andere, aber auch sehr viel über sich. Und das sind auf jeden Fall Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Ich habe über mich gelernt, dass ich schon fleißig bin, aber auch nicht superfleißig. Es gibt deutlich strebsamere Menschen, das ist für mich aber okay. Ich muss nicht die EinsPlus mit Sternchen haben. Und ich bin auch vom Lerntyp her zum Beispiel so, dass ich eher auf den letzten Drücker lerne und nicht davor, dann gar nicht groß nervös werde, sondern weiß, ich fange dann halt kurz vorher an, und das passt auch. Es ist nicht leicht, sich da nicht anstecken zu lassen von anderen, die einen anderen Lernrhythmus haben, andere Lerntypen sind und schon einen Monat vorher anfangen. Und das war auch was, was ich gelernt habe, sich davon irgendwie zu distanzieren und auch nicht zu vergleichen."

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin Gründerin des Startups „ImproveMID“ 

Welche Skills brauchst du als Wirtschaftspsychologin?

  • Ausgeprägte Kommunikations- und Sozialkompetenz
  • Extremes Interesse für Menschen, was sie denken, was sie motiviert, warum sie sich wie verhalten
  • Fähigkeit und Wille zur andauernden Selbstreflexion
  • Große Ambiguitätstoleranz (d. h. die Fähigkeit, unsichere, unklare und uneindeutige Informationssituationen auszuhalten und sich gleichzeitig davon im Handeln nicht beeinträchtigen zu lassen)
  • Zielstrebigkeit
  • Kritische Beobachtungsgabe und Selbstkritikfähigkeit
  • Ausgeprägte objektive Sichtweise von Problemen
  • Analytische Fähigkeiten
  • Zahlenaffinität
  • Affinität zur Digitalisierung
  • Teamfähigkeit
  • Abstraktes Denken

Präsentieren lernen im Studium

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin Gründerin des Startups "ImproveMID"   | Bild: BR/Uli Schramm

"Gerade vor Workshops zum Beispiel habe ich auf jeden Fall Lampenfieber, weil man nicht immer genau weiß, was passiert. Klappt das alles so, wie wir es uns davor vorgestellt haben? Aber auch vor Erstgesprächen bin ich oft aufgeregt, weil ich gar nicht weiß, deren Herausforderungen sind. Passt das, was wir anbieten? In welche Richtung geht es? Und da muss man sich immer wieder neu auf den Kunden auf das jeweilige Gespräch einstellen. Und entsprechend bin ich da schon auch nervös. Das Studium hilft mir auf jeden Fall dabei, auch in solchen Situationen gelassen zu sein. Und ja, wir haben schon auch im Studium viel zu präsentieren geübt und eben, wie man sich präsentiert, wie man sich verhält, auch wenn man nervös ist, dass es vielleicht nicht unbedingt nach außen sichtbar wird."

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin Gründerin des Startups „ImproveMID“ 

Beruf und Karriere

Die Tätigkeitsfelder der Wirtschaftspsychologie kombinieren sowohl psychologische als auch wirtschaftswissenschaftliche Inhalte und setzen sie in Zusammenhang mit menschlichem Verhalten. Wenn es zum Beispiel um die Einführung neuer Produkte oder die Durchführung von Maßnahmen zur Mitarbeiterzufriedenheit geht, haben Wirtschaftspsychologinnen und Wirtschaftspsychologen ein wichtiges Potential an Knowhow für Unternehmen aller Branchen und Wirtschaftsfelder. Sie sind gefragter denn je und in den Berufsfeldern sind keine Grenzen gesetzt. Durch den immer stärker werdenden Fachkräftemangel werden sie in den nächsten Jahren noch gefragter sein.

Welchen Weg du einschlagen willst, kannst du während deines Studiums durch die Wahl der Schwerpunkte sehr deutlich mitbestimmen. Du kannst dich zum Beispiel für eine Karriere im Marketing- oder Personalbereich entscheiden oder du kannst in der Marktforschung tätig werden. Die Berufschancen sind zukunftssicher.

Mögliche Tätigkeitsbereiche:

  • Coaching
  • Unternehmensberatung
  • Unternehmenskommunikation
  • Organisationsdiagnose
  • Marketing
  • Werbung
  • Marktforschung
  • Produktdesign
  • Arbeitssicherheit
  • Recruiting


Und im Zusammenhang mit der digitalen Transformation entstehen immer mehr neue Berufsfelder, die sich immer weiterentwickeln und dadurch sehr zukunftsorientiert sind. Beispielsweise kannst du in diesen Berufsfeldern tätig werden:

  • Behavioral Finance
  • Behavioral Marketing
  • Customer Insights
  • Big Data
  • Strategieberatung
  • Policy Design


Ein Weg in die direkte Selbstständigkeit ist eine realistische Chance als Absolventin oder Absolvent in Wirtschaftspsychologie. Beim Studium an der Hochschule für angewandte Forschung zum Beispiel werden die Abgänger:innen auch nach dem Abschluss beim Gründen eines Startups betreut. Ina Haug hat schon während ihres letzten Semesters an der Stuttgarter Hochschule für Technik auf Initiative und mit Hilfe ihrer Professoren und Professorinnen ein Startup gegründet. Die zur Hochschule gehörende Gründerhilfe "Plan G" betreut sie bis heute, also auch noch zwei Jahre später.

Startup "ImproveMID"

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin Gründerin des Startups "ImproveMID"   | Bild: BR/Uli Schramm

"Wir haben bei ImproveMID ein Tool entwickelt, das es ermöglicht, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz messbar zu machen. Das heißt, wir übersetzen die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden in Zahlen. Und so wissen dann die Unternehmen, wie geht es meinen Mitarbeitenden und vor allem was sind so die Themen im Arbeitsumfeld, die besonders belastend sind, die Stress auslösen, die einen großen Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Und wenn man das weiß, wenn man praktisch den Ist-Zustand kennt, kann man da eben gut Maßnahmen ableiten und auch umsetzen. Auch nach drei Jahren ist es immer noch sehr anstrengend und herausfordernd, weil wir trotzdem noch am Anfang von unserer Unternehmens-Geschichte stehen. Und ja, es gibt einfach sehr viel, was man da tun muss. Richtlinien, die man erfüllen muss und natürlich gleichzeitig, sich und sein Unternehmen stetig weiterzuentwickeln."

Ina Haug, Wirtschaftspsychologin Gründerin des Startups „ImproveMID“ 

Der große Unterschied Was machst du als Absolvent:in von Wirtschaftspsychologie nicht?

Du wirst nicht in den harten Kernthemen der Wirtschaftswissenschaftler:innen und von Psychologinnen und Psychologen arbeiten. Das heißt, auf der wirtschaftswissenschaftlichen Seite wirst du nicht in Finanzierungsthemen, Controllingbereichen, Investment oder gar Zinspolitik arbeiten können. Hier fehlt dir das Knowhow. Und du wirst dich auf der psychologischen Seite nicht mit kranken Menschen beschäftigen. Generell werden bei deiner Tätigkeit immer gesunde Menschen in deinem Fokus stehen. Sobald es pathologisch wird und du psychische Krankheiten diagnostizieren oder zu therapeutische Maßnahmen greifen müsstest, solltest du immer auf deine Kolleginnen und Kollegen aus der klinischen Psychologie verweisen.

Gehalt

Laut dem Entgeltatlas der Arbeitsagentur für Arbeit kannst du mit einer Berufserfahrung von mehreren Jahren mit einem Gehaltssprung auf 3.565 Euro bis 5.800 Euro brutto im Monat rechnen. In der Personal- oder Unternehmensberatung sind beim Gehalt nach oben hin keine Grenzen gesetzt.

Laut Gehalt.de sind die fünf Top-Länder mit den besten Jahresgehältern Hessen mit 47.139 Euro /brutto, Baden-Württemberg mit 45.988 Euro /brutto, Hamburg mit 44.952 Euro /brutto, Bayern mit 44.574 Euro /brutto und Nordrhein-Westfalen mit 42.858 Euro /brutto.
Branchenabhängig sind laut der Jobplattform Stepstone diese Branchen am lukrativsten für Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen:

  • Banken
  • Fahrzeugbau/-zulieferer
  • Energie- und Wasserversorgung und Entsorgung
  • Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung und Recht
  • Groß- und Einzelhandel


Wirtschaftspsychologinnen und -psychologen sind mit ihrem Abschluss nicht auf ein spezielles Berufsbild festgelegt. Mit ihrer Spezialisierung in Psychologie können sie neben dem Ort und dem Unternehmen ihr Gehalt mit ihrem Wissen beeinflussen. Der Job als Recruiter, passende Bewerber für eine Stelle zu finden, ist mit wachsender Berufserfahrung sehr gut dotiert. Hier kannst du, wenn du gut bist, mit Spitzenverdiensten von 90.000 Euro und mehr im Laufe deines Berufslebens rechnen. 
Auch Expertinnen und Experten für Kundenansprache, Pre Sales Manager genannt, können laut Gehalt.de zwischen 37.813 und 80.721 Euro verdienen. Und bei Marktforschern und -forscherinnen liegt dein Einstiegsgehalt nach einer Studie des Branchenmagazins Marktforschung.de bei 35.000 Euro. Auch hier kannst du nach mehr als 20 Jahren Berufserfahrung von einem Durchschnittsgehalt von 78.000 Euro / brutto pro Jahr ausgehen.

Wie bei den meisten anderen Wirtschaftsstudiengängen hängt dein Gehalt von der Größe des Unternehmens, der Branche und nicht zuletzt von dem Standort ab. Das hat alles Einfluss auf das Gehalt. Hier gilt, wie so oft, die goldene Regel: Je größer und internationaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto mehr kannst du damit rechnen, dass du gleich am Anfang deiner Karriere gut verdienen und desto schneller auch aufsteigen wirst.

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