GRIPS Deutsch 29 So entsteht Literatur
Manche Romane haben 200 Seiten, andere 1.000. An manchen arbeitet ein Autor Jahrzehnte, andere sind in einem Jahr fertig. Wenige werden berühmt, die meisten bleiben unbeachtet. Hier erfährst du, wie der Krimi "Seegrund" entstand.
In voller Länge spricht man beim Krimi vom Kriminalroman. Er ist also eine Unterart des Romans. In dieser speziellen Art Roman dreht sich alles darum einen Mörder zu finden und das Mordmotiv zu klären. Wie in fast jedem Roman gibt es einen Helden und einen Gegenspieler. Je besser und packender der Roman geschrieben ist, desto leichter kann man sich in den Helden hineinversetzen, den Gegenspieler hassen, für den Moment die gleichen Vorlieben und Abneigungen wie der Held haben und etwas miterleben, was man niemals tun würde im echten Leben.
Realität und Fiktion
Romane sind weitgehend frei erfunden. Damit der Leser sich aber gut in die Geschichte eindenken und einfühlen kann, sind sie doch recht nah dran am richtigen Leben. Sie sind so echt, dass sie passiert sein könnten. Manchmal gibt es einen wahren Kern, wahre historische Aussagen oder Figuren, echte Landschaften oder Ereignisse und der Rest ist dazu erfunden.
Beispiel "Seegrund"
In unserem Fall, ist der Roman "Seegrund" von Michael Kobr und Volker Klüpfel auch von der Realität beeinflusst. Zum einen gibt es den Alatsee wirklich, zum anderen befinden sich darin wirklich diese rätselhaften Bakterien. Auch die angesprochene Nazi-Vergangenheit des Sees ist keine Erfindung. Die Sagen und Mythen werden wirklich so erzählt, ihr Wahrheitsgehalt dürfte jedoch unterschiedlich hoch sein.
Im Roman werden Realität und Erfindung spannend gemischt - genau das macht den Reiz der Geschichte aus. Die Idee für den Roman lieferte hier also der Alatsee, der Rest wurde dazugeschrieben.
Wie wird man Autor?
Ganz banal, in dem man eine gute Idee für eine Geschichte hat, diese aufschreibt und einen Verlag findet, der den Text drucken und verkaufen möchte. Natürlich muss man auch spannend und gut erzählen können. Im Idealfall wollen andere Menschen diese Geschichte lesen und man verdient sogar Geld damit. Dass die Kluftinger Romane so erfolgreich werden würden, haben die beiden Autoren anfangs nicht geglaubt. Ob ein Roman erfolgreich sein wird oder nicht, lässt sich schwer vorhersagen. Die Ideen für die Kluftinger Romane finden die beiden Autoren in ihrem Umfeld oder sie nehmen allgemeine Themen, die zusätzlich die extra Note Allgäu erhalten.
Der Schreibprozess
Das Autoren-Duo Michael Kobr und Volker Klüpfel bespricht die Szenen seiner Geschichten vor. Am Anfang steht die Idee und dann wird ein Grundgerüst für die Geschichte entwickelt. Die wichtigsten Eckpunkte stehen fest. Auch die vorkommenden Figuren und ihre Rolle im Roman müssen klar bestimmt werden. Dann wird die Arbeit aufgeteilt, gemeinsam besprochen und immer wieder überarbeitet. Schreiben ist ein Prozess an dessen Ende ein Produkt steht, das kann ein Aufsatz ein Zeitungsartikel oder ein ganzer Roman sein. Der Prozess kann durchaus auch eine lange Zeit benötigen.
Wie kommt Spannung in den Krimi?
Zum einen kommt die Spannung daher, dass Mordfälle grundsätzlich gruselig sind. Man möchte unbedingt erfahren, wer wen warum umgebracht hat. Dies wird natürlich nur stückchenweise klarer, zwischendurch gerät der Ermittler vielleicht auf eine falsche Fährte. Für den Leser bleibt Raum für eigene Vermutungen und er liest weiter, weil er wissen möchte, ob er Recht hatte und der Mörder wirklich der war, von dem er es gleich gedacht hatte. Dazu kommt, dass viel Spannung auch durch die Beziehung der Personen der Geschichte zwischen einander entsteht. Kein Held ist interessant, wenn er keinen Gegenspieler hat. Durch ihn wird sein Charakter deutlicher, weil der Gegenspieler ja in irgendeiner Hinsicht das komplette Gegenteil ist. Wie in jedem Roman entwickeln sich die Personen, man lernt sie besser kennen und gewinnt mehr Einblick und fiebert immer intensiver mit.
Kommissar Kluftinger
Er ist die Hauptfigur in den Allgäu Krimis von Michael Kobr und Volker Klüpfel. Das Allgäu ist ein Landstrich in Bayern, das eher ländlich geprägt ist und landschaftlich sehr reizvoll ist. Viele Leute verbringen dort ihren Urlaub.
Kommissar Kluftinger stellt den typischen Allgäuer Ureinwohner dar. Ihm gefällt es da wo er ist, Reisen sind nicht so seine Sache. Er ist übergewichtig, redet Dialekt und liebt eigentlich ein ruhiges Leben ohne neumodische Erscheinungen wie Sushi, Joggen oder das Internet. Mit der modernen Technik hat er seine Not. Er liebt Zwetschgendatschi und Allgäuer Kässpatzen, fährt ein Auto, das schon etwas in die Jahre gekommen ist und beim Anblick einer Leiche wird ihm schlecht. Obwohl er auf den ersten Eindruck nicht gerade ideale Voraussetzungen mitbringt – er wirkt eher wie ein Anti-Held, löst er seine Fälle doch souverän und man fängt an, ihn immer mehr zu mögen. Gerade durch seine Ecken und Kanten kann man sich als Leser vorstellen wie er denkt und handelt, bekommt Appetit auf Kässpatzen und rätselt mit, wer denn nun der Mörder ist.
Für den Kommissar gibt es kein lebendes Vorbild.
Alatsee
Der Alatsee ist ein Bergsee im Allgäu, dicht an der österreichischen Grenze. Der See weist als Besonderheit in 15 – 18 m Tiefe eine Schicht aus roten Schwefelbakterien auf. Unterhalb dieser Schicht ist das Wasser extrem sauerstoffarm. Weshalb sich diese Schicht im See befindet ist unklar und Wissenschaftler versuchen die Geheimnisse dieses Phänomens zu lüften. Der Abfluss des Sees heißt Faulenbach, da das Wasser stark faulig-schweflig riecht.
In früheren Zeiten befand sich am See eine keltische Kultstätte, besiedelt war das Seeufer nie. Den Menschen war der See schon immer unheimlich. Um den See ranken sich viele gruselige Mythen und Geschichten.
Während des zweiten Weltkrieges wurden hier zahlreiche Waffenversuche durchgeführt, der See war für die Allgemeinheit abgeriegelt. Gerüchten zu Folge wurde gegen Ende des Krieges ein Goldschatz im See versenkt. Dafür gibt es jedoch keinerlei Beweise. Da viele Schatzsucher beim Tauchen im See ums Leben kamen, ist Tauchen im See seit vielen Jahren verboten.