1091 km Elbe Vom Riesengebirge bis zur Nordsee
Das Bundesverwaltungsgericht hat die umstrittene Elbvertiefung in Teilen für rechtswidrig erklärt. Die Entscheidung ist ein großer Erfolg für Naturschützer. Wir zeigen die Faszination und Bedeutung des Flusses heute.
Die Elbe - ein Fluss, der sich aus vielen Quellen speist
Der Name Elbe geht vermutlich auf lat. albus (= weiß, weißgrau) zurück; gemeint war wohl helles Wasser. Die Elbe entspringt im Riesengebirge, in einem Hochmoor im tschechisch-polnischen Grenzgebiet. Nahe Spindlermühle liegt in 1.386 Metern Höhe, umgeben von Borstgraswiesen, die Einfassung der offiziellen Elbquelle. Der Ort mit den Wappen aller Elbstädte ist ein beliebtes Touristenziel. Tatsächlich entwickelt sich die Elbe aber aus mehreren kleinen Quellen.
PDF-Download
In ihrem weiteren Verlauf wird die Elbe von Gebirgsbächen und kleineren Flüssen aufgefüllt. Bei Pardubitz dreht sie nach Westen. In der nordböhmischen Kreissenke mündet die Moldau in die Elbe. Auf ihrer Route nach Norden gelangt die Elbe an das böhmische Mittelgebirge und das Erzgebirge. Ein Durchkommen ist hier nur möglich, weil sich zwischen dem Erzgebirge und dem Lausitzer Bergland eine Bruchstelle in der Erdkruste befindet. So gelang es der Elbe, einen Weg durch das Bergland zu fräsen. Der Erosionskraft des Elbwassers ist die Entstehung des Elbsandsteingebirges südöstlich von Dresden zu verdanken. Diese bizarr-zerklüftete Landschaft ist ein beliebtes Reiseziel von Romantikern und Kletterern. Hier malte auch Caspar David Friedrich (1774-1840) seine Naturbilder.
Berühmte Städte an den Ufern der Elbe
Schließlich fließt die Elbe durch Dresden, das wegen seiner Architektur und Kunst als "Elbflorenz" bekannt ist. Nördlich von Meißen, der Porzellanstadt, wird die Elbe zum Flachlandfluss. In Bögen fließt sie durch die von der Eiszeit geschaffenen Urstromtäler. Hier kommt sie auch an Torgau vorbei. An der Torgauer Elbbrücke trafen sich am 25. April 1945 amerikanische und russische Soldaten und feierten ihren Sieg über Hitler-Deutschland. Oberhalb der Lutherstadt Wittenberg gelangt die Elbe in die Rinne des Breslau-Magdeburger Urstromtals. Hinter Magdeburg schlägt die Elbe eine nördliche Richtung ein und fließt ab der Havel-Mündung durch das Berliner Urstromtal.
Bei Geesthacht beginnt die Unterelbe. Der Lauf der Elbe wird nun von den Gezeiten beeinflusst. Von Hamburg bis zur Mündung in die Nordsee bei Cuxhaven wird die Elbe immer breiter – von 2,5 auf ca. 15 Kilometer.
Ein Strom, der aus drei Flüssen besteht
Geographisch betrachtet setzt sich die Elbe aus drei Teilen zusammen:
- Oberelbe: Von der Quelle bis Meißen ist die Elbe ein Mittelgebirgsfluss mit starkem Gefälle und hoher Fließgeschwindigkeit.
- Mittelelbe: Zwischen Riesa und Geesthacht (kurz vor Hamburg) ist sie ein mäandrierender Flachlandstrom.
- Unterelbe: Von Geesthacht/Hamburg bis Cuxhaven ist die Elbe dem Einfluss des Meeres ausgesetzt, die Gezeiten beeinflussen ihren Lauf. Bei Flut dringt Salzwasser in den Fluss ein, bei Ebbe fließt das Wasser zur Nordsee hin ab. Die unter dem Einfluss der Gezeiten trichterförmig erweiterte Flussmündung wird als Ästuar bezeichnet (Ästuare finden wir auch bei den Flüssen Themse und Garonne). Die Fortsetzung des Elb-Mündungstrichters im Wattenmeer wird Außenelbe genannt.
Die Elbe ist 1.091 Kilometer lang, der Anteil Deutschlands beträgt 727 Kilometer.
Die Elbe kann auf fast 1.000 Kilometern von Schiffen befahren werden, große Seeschiffe gelangen jedoch nur bis Hamburg. Frachtschiffer beklagen, dass die Elbe für eine moderne Binnenschifffahrt oftmals zu seicht ist und fordern seit Jahren einen Ausbau des Flusses.
Durch Havel und Havelkanäle ist die Elbe mit Berlin und der Oder verbunden, durch den Mittellandkanal (Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg) mit dem Ruhrgebiet. Der Elbe-Lübeck-Kanal und der Nord-Ostsee-Kanal bilden die Verbindung zur Ostsee.
Das Einzugsgebiet der Elbe umfasst etwa 148.000 Quadratkilometer. Hier leben ca. 25 Millionen Menschen, u. a. in den Städten Prag, Dresden, Leipzig, Berlin und Hamburg.
Der Kalte Krieg verhinderte ihre Zähmung
In Tschechien ist die Elbe durch zahlreiche Staustufen und Wehre verbaut, in Deutschland ist sie ein – verglichen mit Flüssen wie Rhein und Main – noch weitgehend frei fließendes Gewässer. Eine umfangreiche Verbauung blieb der Elbe schon deshalb erspart, weil sie während des Ost-West-Konflikts ein Teil der Grenze zwischen den Machtblöcken war. Vor Verschmutzung bewahrte sie dieser Sonderstatus jedoch nicht. Dem Niedergang großer Industrien im Osten nach der Wende und dem Bau neuer Kläranlagen verdankt es die Elbe, dass sie heute wieder zu den fischreichsten Flüssen Europas zählt.
Die Menschen in den Siedlungen entlang der Elbe nutzten den Fluss in den vergangenen Jahrhunderten zum Flößen, zum Betreiben von Mühlen, zur Trinkwasserversorgung, als Nahrungsquelle, als Transportweg und zur Abwasserbeseitigung. Zum Leben an der Elbe gehörte aber stets auch die Hochwassergefahr – und dass diese nicht gebannt ist, zeigte das verheerende Hochwasser des Jahres 2002.