Natur und Technik Vom Fels zum Humus
Wir brauchen ihn - wir missbrauchen ihn: Boden ist eine kostbare Ressource, die alles Leben auf Erden trägt. Es dauert Jahrtausende, bis aus Steinen fruchtbarer Boden wird, aber nur wenige Generationen, ihn zu zerstören.
Ein perfekt ausbalancierter Kreislauf des Lebens
Boden ist mehr als ein Stück Land, auf dem wir uns bewegen, Gebäude, Straßen und Plätze errichten. Fruchtbarer Boden ist ein Wunder der Natur, eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Entstehung und den Erhalt von Leben überhaupt. Er versorgt Pflanzen mit Nährstoffen, gibt ihnen Halt und beherbergt eine Unzahl unterschiedlichster Kleinlebewesen, die sich von abgestorbenen pflanzlichen oder tierischen Resten ernähren. Aus Wurzeln, Blättern, Nadeln, Ästen, toten Tieren und dem Kot der Bodenbewohner entsteht im Lauf der Zeit Humus, eine besonders fruchtbare, nährstoffreiche Deckschicht aus schwarzer Erde. Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen zersetzen den Humus, bis alle Bodenbestandteile in Wasser, Kohlendioxid und Mineralien aufgelöst sind. Jetzt können die Pflanzen mit ihren Wurzeln die nahezu vollständig mineralisierten Nährstoffe des Bodens aufnehmen und wachsen. Ihre Blätter und verrottenden Überreste steigern das Nahrungsangebot für mehr Bodenlebewesen, die verstärkt Humus produzieren und so den Pflanzenwuchs zusätzlich begünstigen: ein perfekter Kreislauf, der sich selbst reguliert!
Verwitterung: Das elementare Mahlwerk der Zeit
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Doch woher kommt der Boden? Wie konnte er wachsen auf einem Planeten, der anfangs aus Gas, glutflüssiger Schmelze und einem allmählichen erstarrtem Gesteinsmantel bestand? Genau dieses Ausgangsgestein steht am Beginn der Bodengeschichte. Nachdem es erkaltet war und sich zu Gebirgen aufgefaltet hatte, setzte ein Jahrmillionen währender Prozess physikalischer, chemischer und biologischer Verwitterung ein. Wärme, Kälte, Wasser, Regen, Eis und Druck zerkleinerten den massiven Fels. Hitze dehnte ihn aus, Frost ließ ihn schrumpfen, Säuren und Salze zersetzen seine Oberfläche, Risse und Spalten brachen ihn auf. Nun konnte Wasser eindringen, das im Winter zu Eis gefror und durch seine Volumenausdehnung den mehr und mehr zermürbten Fels aufplatzen ließ.
Bodenbildung: Auf- und Abbaukräfte im Gleichgewicht
Wasser und Gletscher schoben das verwitterte, aber noch immer sehr grobe, kantige Gestein talwärts. Auf diesen "Hobelbänken" wurden die abgesprengten Brocken weiter zermahlen und geschliffen, bis sie sich zuletzt in den Ebenen als Kiesel und feiner Sand ablagerten. Chemische Verwitterungsprozesse und Mikroorganismen trugen zur Porenbildung bei, die nun eine vermehrte Durchmischung mit Wasser und Luft förderte. Gelöste Mineralien, gespeicherte Feuchtigkeit und Sauerstoffeinschlüsse begünstigten die Besiedlung mit Pflanzen, deren modernde Reste von Pilzen, Bakterien, Würmern, Schnecken, Asseln und anderen Bodenlebewesen gefressen, verdaut und ausgeschieden werden. Aus den Zersetzungsprodukten wächst eine Humusschicht heran, die für immer mehr und größere Pflanzen sowohl Halt als auch Nahrung bietet: Ein Kreislauf hat sich eingespielt, der Leben spendet und aufrecht erhält.
Schutzbedarf: Bodenmissbrauch gefährdet uns alle
Obwohl wir allen Grund dazu hätten, achtsam mit dieser wertvollen Ressource umzugehen, schinden und missbrauchen wir sie. Immer mehr fruchtbares Erdreich wird versiegelt, vermüllt, vergiftet, verbaut und vergeudet. Noch trägt und erträgt uns der Boden. Fragt sich nur, wie lange!