Religionen der Welt Judentum
Das Christentum und der Islam wurzeln tief in der jüdischen Glaubenswelt. Doch wozu bekennt sich das "Volk Israel" selbst? Wie beten Juden, was geschieht in der Synagoge? Drei Berichte beleuchten das jüdische Leben in Deutschland.
Bar Mizwa: In die Gemeinde aufgenommen
Der 13-jährige Alon lebt in Düsseldorf, begeistert sich für Computerspiele und ist ein Fan der Toten Hosen. Momentan hat er aber kaum Zeit für seine Hobbys oder seine Lieblingsmusik. Denn Alon bereitet sich auf den Tag seiner Bar Mizwa vor. Für einen jüdischen Jungen ist das ein entscheidender, sehr aufregender Lebenseinschnitt: An diesem Tag wird er in die Gemeinde der Erwachsenen aufgenommen. Zum Zeichen seiner Volljährigkeit wird Alon erstmals vor der versammelten Gemeinde auf Hebräisch aus der Tora lesen und außerdem eine kurze Ansprache halten. Von nun an ist Alon selbst dafür verantwortlich, die Glaubensgebote einzuhalten. Wir erfahren, welche Bedeutung die Bar Mizwa im Judentum hat, lernen wichtige Kleidervorschriften und Gebräuche kennen und sind Gast bei einer häuslichen Sabbat-Feier.
Schma Israel: Das jüdische Glaubensbekenntnis
Mit den Worten "Schma Israel" ("Höre Israel") beginnt das wichtigste Gebet des Judentums. Es bezeugt den Glauben an die Existenz des einen und einzigen Gottes, den das Volk Israel mit ganzem Herzen lieben und verehren soll. Bereits Kinder lernen es auswendig und fromme Juden sprechen es mehrmals täglich. Religionsgeschichtlich ist das "Schma Israel" der Ausdruck eines revolutionären neuen, monotheistischen Glaubens, der sowohl das Christentum als auch den Islam geprägt hat. Aufgrund seiner fundamentalen Bedeutung wird das Schma Israel auf kleine Pergamentrollen geschrieben und in der Mesusa, einer Schriftkapsel am Türpfosten jüdischer Häuser und Wohnungen, sowie in den Gebetsriemen (Tefilin) eingeschlossen. Dadurch ist es in jedem Haus, in jedem Zimmer gegenwärtig und sowohl dem Herzen als auch dem Kopf jedes betenden Juden buchstäblich jederzeit hautnah präsent.
Avitall Gerstetter: Die erste deutsch-jüdische Kantorin
Avitall Gerstetter ist zwar noch jung, hat aber schon Geschichte geschrieben: Sie ist die erste deutsche jüdische Kantorin und leitet in dieser Funktion die Gottesdienste zweier jüdischer Gemeinden in Berlin. Die Vorbeterin entstammt einer Familie, die unter dem Naziterror und durch die Judenvernichtung bitteres Leid erfuhr. Avitall Gerstetter erzählt, warum sie dennoch in Deutschland lebt, stellt wichtige kultische Gebräuche und Gerätschaften vor und erklärt, was es mit koscherem Essen oder dem Singen in der Synagoge auf sich hat. Besonders wertvoll ist neben den vielen faktischen Informationen die Bereitschaft der Kantorin, uns ihre tiefe Verbundenheit mit dem Judentum und die Besonderheiten einer deutsch-jüdischen Identität nahezubringen.
Informationen zur Sendereihe
Die Reihe "Religionen der Welt" stellt Islam, Christentum und Judentum vor. In Reportagen begleitet der Zuschauer junge und alte Christen, Muslime und Juden etwa zur Bar Mizwar, bei ihrer ehrenamtlichen Kirchenarbeit in der Arche und bei den Vorbereitungen zum Ramadanfest. Jede Folge zeigt in jeweils drei Episoden unterschiedliche Aspekte des Glaubens im Alltag und bleibt dabei nah am Menschen.