Tiere und Pflanzen Die Wespenspinne
Tricksen, täuschen, tarnen: In diesen Disziplinen läuft die Wespenspinne zur Höchstform auf. Kein Wunder, sie helfen ihr beim Beutefang, schrecken fresslustige Feinde ab und bringen verwirrte Angreifer aus dem Konzept.
Vor rund 50 Jahren war die Wespenspinne nördlich der Alpen ein eher seltener Gast. An die Temperaturen des Mittelmeerraums gewöhnt, war es ihr in unseren Breiten einfach zu kalt. Das hat sich geändert. Der allmähliche Anstieg des Jahresmittel um etwa ein Grad Celsius seit 1901 reichte aus, um die Wespenspinne auch bei uns einzubürgern. Mittlerweile ist sie in ganz Deutschland heimisch geworden und auf vielen sonnigen Wiesen anzutreffen.
Meister der Tarnung
Übersehen kann man Verwandten der Kreuzspinne dort kaum. Ihre schwarz-gelbe, namengebende Zeichnung ist äußerst auffällig und soll es auch sein. Die martialische Färbung erinnert stark an die Warntracht der Wespen und dient dazu, Fressfeinde wie Vögel und andere Insekten vor Angriffen abzuschrecken. Auch sonst ist die Trickkiste der Wespenspinne gut bestückt: Um potenzielle Angreifer zu täuschen, versetzt sie ihr Netz in rasche Schwingungen. Weil dadurch auch der Spinnenkörper vibriert und seine Umrisse verwischen, ist er für Feinde nicht mehr als festes Ziel auszumachen. Lässt sich ein Angreifer davon nicht überlisten, seilt sich die Spinne blitzschnell ab und stellt sich tot.
Fallensteller, Giftmörder, Männerfresser
Wie alle Webspinnen geht die Wespenspinne mithilfe kunstvoller, in Bodennähe ausgespannter Radnetze auf Beutefang. Ganz oben auf dem Speisezettel stehen dabei Feldheuschrecken als bevorzugter Leckerbissen. Haben sie sich die Opfer erst im Netz verfangen, sind sie meist chancenlos: Die Wespenspinne lähmt oder tötet ihren Fang durch Gift, das sie mit einem Biss in den Beutekörper einspritzt. Dann wird die Beute eingesponnen und als "Vorratsbündel" am Netz befestigt. Sobald die Spinne Hunger verspürt, presst sie einen enzymhaltigen Verdauungssaft in den Körper ihres Opfers, der sich dadurch inwendig auflöst und ausgesaugt werden kann. Dasselbe Schicksal steht den Spinnenmännchen nach der Paarung bevor. Nachdem sie das Weibchen befruchtet haben und damit wertlos geworden sind, werden sie schlicht und einfach verspeist.
Überwintern im Kokon
Die Nachkommen wachsen in großen ballonförmigen Kokons aus den im Herbst befruchteten Eiern heran. Obwohl die Jungspinnen noch vor dem Winter schlüpfen, bleiben sie bis zum nächsten Frühjahr in ihrem watteweichen Schutzgehäuse, das sie dann etwa Mitte Mai verlassen.