Klimawandel in Deutschland Längst bei uns angekommen
Der Klimawandel betrifft nicht nur die Eisbären in der Arktis. Er findet auch vor unserer eigenen Haustür statt. Die Gletscher, Tiere und Pflanzen in Deutschland bekommen die Folgen der Erwärmung zu spüren. Wir selbst auch.

Schon klar: Ein Supersommer wie in diesem Jahr (oder 2019 oder 2018) macht noch keinen Klimawandel. Aber wenn Jahr für Jahr die Sommer wärmer sind als früher, kommt man nicht nur ins Schwitzen, sondern auch ins Grübeln.
Und ein verregneter Sommer zwischendurch ist auch kein Hinweis, dass sich das Klima doch noch nicht so stark geändert hat - gerade Extremwetter-Ereignisse wie Starkregen werden durch den Klimawandel noch häufiger werden. Und es sind nicht nur die Sommer, sondern vor allem die anderen drei Jahreszeiten, die inzwischen jährlich Temperaturrekorde brechen, insbesondere zu warme Winter.
"Wir erleben die letzten Jahre eine Häufung klimatologischer Rekorde, die sich in der Summe nur mit dem Klimawandel erklären lassen. Mit diesen Rekorden nehmen aber auch Extremereignisse zu, welche direkt oder indirekt uns alle betreffen. Für die Zukunft erwarten wir eine weitere Zunahme solcher Extremereignisse."
Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes im Mai 2018
In Deutschland steigen die Temperaturen
Im gesamten Jahresdurchschnitt sind die Temperaturen in Deutschland bereits um anderthalb Grad gestiegen - verglichen mit den langjährigen Durchschnittstemperaturen vor Beginn dieses Jahrtausends: Um 1,6 Grad höher ist inzwischen die Lufttemperatur im Jahresmittel, im Vergleich der Wetterdaten von 1881 bis 2021. Das ist mehr als der weltweite durchschnittliche Anstieg der Temperaturen, der "nur" bei einem Grad liegt.
Anderthalb Grad mit vielen Folgen
Anderthalb Grad, das klingt zunächst nicht viel, bringt aber schon jetzt deutlich messbare Veränderungen mit sich. Skifahrer bekommen das in einigen Regionen bereits zu spüren, denn es ist vor allem in den Wintermonaten wärmer geworden. Die fünf deutschen Gletscher sind seit Jahren im Schwinden begriffen und könnten bald ganz Geschichte sein. Und die Jahreszeiten haben sich schon verschoben. Das Wetter variiert im ganzen Jahr stärker als früher und Extremwetter-Ereignisse wie Stürme, Starkregen, aber auch Dürreperioden haben merklich zugenommen.
Temperaturrekorde weltweit
2022 : Wetterkatastrophen in Pakistan und Afrika
Laut der Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization, WMO) zählt das Jahr 2022, wie die vergangenen acht Jahre, zu den wärmsten seit Auszeichnungsbeginn. Obwohl die globalen Temperaturen durch das Wetterphänomen El Niña in den vergangenen drei Jahren leicht zurückgingen, erwartet die WMO für 2023 weitere Hitzewellen und einen anhaltenden Trend zur Erwärmung. 2022 kam es wie in den Vorjahren zu Extremwetter-Ereignissen: Ein Drittel Pakistans wurde überflutet und Regionen in Afrika litten unter Hitzewellen und Dürren.
Die WMO wies darauf hin, dass Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und Frühwarnsysteme zur Vorhersage von Extremwetter immer wichtiger werden, um Menschenleben und Infrastrukturen zu schützen - zusätzlich dazu, dass die Staaten den Ausstoß von CO2 weiter reduzieren müssen.
2021 eines der sieben wärmsten Jahre seit Aufzeichnung
Rekordtemperaturen von fast 50 Grad trotz La Niña
Beispiele von weltweiten Extremereignissen 2021 - I
Beispiele von weltweiten Extremereignissen 2021 - II
Beispiele von weltweiten Extremereignissen 2021 - III
Klimawandel heizt der Welt ein
Weltweit sind die Temperaturen merklich gestiegen, seit 1880 mit den Wetteraufzeichnungen begonnen wurde. Diese Animation zeigt die Entwicklung von 1880 bis 2015, dargestellt immer als globale Abweichung der 5-Jahres-Mittel vom Mittelwert der Jahre 1951 bis 1980. Blaue Farben zeigen, hier war es im fünfjährigen Durchschnitt kühler als im Referenzzeitraum, rote Farben zeigen höhere Temperaturen als in der Vergleichsperiode.
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Global Warming from 1880 to 2021
Mehr Wärme, mehr Dürre, aber auch mehr Regen
Höhere Temperaturen bedeuten aber nicht schöneres Wetter, im Gegenteil: Durch erhöhte Lufttemperaturen verdunstet mehr Wasser. Mancherorts häufen sich dadurch Dürreperioden, wie im Osten Deutschlands und im Norden Bayerns. Zugleich kann eine wärmere Atmosphäre auch immer mehr Wasserdampf aufnehmen: Mit jedem Grad Erwärmung kann die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasser speichern - und als Niederschlag wieder abgeben. Zugleich vergrößern höhere Lufttemperaturen auch das Gewitterrisiko. Extreme Wetterereignisse nehmen dadurch zu.
Klimawandel macht Tieren und Pflanzen zu schaffen
Die Tier- und Pflanzenwelt reagiert längst auf das veränderte Klima. Flora und Fauna in den Alpen sind besonders vom Klimawandel betroffen. Auch am Verhalten mancher Vögel lassen sich die Folgen des Klimawandels beobachten: Viele Zugvögel brechen im Herbst nicht mehr gen Süden auf. An Land- und Forstwirten gehen die Veränderungen ebenfalls nicht vorbei: Während wärmeliebende Pflanzen wie Mais und Zuckerrüben besser wachsen, solange es genügend Niederschläge gibt, und sich die Bauern über höhere Erträge freuen, nehmen auf der anderen Seite Schädlinge wie der Borkenkäfer zu. Bei warmen Temperaturen vermehrt er sich explosionsartig. Häufigere Dürren machen schon jetzt den Wäldern schwer zu schaffen - ein neues Waldsterben hat eingesetzt.
Ganze Ökosysteme durch die Erderwärmung bedroht
Die stetig steigenden Temperaturen in Deutschland betreffen aber nicht nur einzelne Tier- und Pflanzenarten, sondern ganze Ökosysteme - etwa Wälder, Seen oder Graslandschaften. Um den Anforderungen des Klimawandels begegnen zu können, erforschen Wissenschaftler nicht nur, welche Auswirkungen die Klimaerwärmung schon hat und zukünftig haben wird, sondern auch, wie unsere Ökosysteme und die heimische Artenvielfalt geschützt werden können.