Unterwegs im Mittelalter Über Straßen und Wege, Brücken und Stege
Einfach mal eben so über den Rhein gehen - für viele Reisende war das im Mittelalter jahrelang ein Traum, denn es gab kaum Brücken, um die Flüsse zu überqueren. Auf den langen Wegen lauerten aber auch viele Gefahren.
In Köln gab es im 4. Jahrhundert bereits die erste Rheinbrücke, erbaut von den Römern. Doch sie hielt nicht lange und so gehörte der feste Rheinübergang schnell wieder der Vergangenheit an. Fähren hatten deshalb im Mittelalter eine große Bedeutung. Vorsicht vor den Fährmännern war allerdings geboten: Es hieß, in diesem Gewerbe hätten sich besonders viele Betrüger herumgetrieben. Manche verlangten zum Beispiel zweimal Fährgeld, wenn sie in der Mitte des Stroms waren.
Die Fahrten der Händler
Der Handel war für die mittelalterliche Bevölkerung stets von großer Bedeutung. Im frühen Mittelalter lag der Europa durchziehende Fernhandel zu einem wesentlichen Teil in den Händen von jüdischen und orientalischen Kaufleuten. Außerdem beteiligten sich am Warenaustausch Wikinger, Franken, Slawen und friesische Kaufleute, deren Aktivitäten bis weit in das Binnenland hinein reichten. Diese Fernhändler reisten viel, verfügten aber über einen Wohnsitz, der sich an verkehrsgünstig gelegenen Orten, z. B. in der Nähe der bischöflichen Residenzen, befand. Die jüdischen Kaufleute in Köln und Mainz hatten ein eigenes Viertel.
Austausch von Waren
In erster Linie wurden im frühen Mittelalter Luxusgüter ausgetauscht. Aus dem Norden kamen Bernstein, Wachs und Honig, in umgekehrter Richtung wurden Edelmetalle, Waffen, Seide und Brokat, Wein und Gewürze gehandelt. Salz wurde im frühen Mittelalter aus der Salzburger Gegend nach Norden transportiert. Einige Güter kamen von weit her, vor allem die Gewürze. Sie waren das klassische Handelsgut des gesamten Mittelalters. Im hohen und späten Mittelalter kamen noch andere Handelswaren hinzu. Neben luxuriösen Textilien wurden nun auch Wolltuche, Leinengewebe etc. für den täglichen Gebrauch gehandelt. Ein wichtiger Einschnitt in der Entwicklung des Handels ist im 12. Jahrhundert festzustellen, in der Zeit der großen Städtegründungen. Der Kaufmann saß nun in einem städtischen Kontor, von dem aus er seine Vertreter mit Wagenzügen, die von Bewaffneten geschützt wurden, auf Reisen schickte.
Reisen mit Schiffen oder Maultieren
Die hansischen Kaufleute konnten mit Massengütern erfolgreich handeln, weil sie ihre Ware auf Schiffen transportieren konnten. Wer dagegen Waren z. B. von Venedig nach Regensburg bringen wollte, hatte zu berücksichtigen, dass seine Waren von Maultieren über die Pässe getragen oder auf kleinen Karren gezogen werden mussten. Die Landwege im Spätmittelalter waren nicht weniger beschwerlich als im frühen Mittelalter. Befestigte Straßen gab es kaum, so dass die Wagen stets in der Gefahr waren, umzustürzen.
Furten und Fähren
Zum Überqueren von Bächen diente im Mittelalter zuweilen ein umgestürzter oder gefällter Baum, ansonsten mussten Reisende Wasserläufe, Furten oder Flüsse durchwaten bzw. durchfahren. Die Einfahrten wichtiger Furten wurden mit Holz oder Steinen befestigt und manchmal halfen über den Fluss gespannte Seile, das gefürchtete Gewässer zu überwinden. Der Fährbetrieb wurde im Laufe des Mittelalters nur an Orten aufgenommen, wo er den Lebensunterhalt eines Fährmannes und seiner Familie sicherte. Ortsnamen wie Schweinfurt oder Frankfurt erinnern noch heute an die Bedeutung von Furten.
Schutz vor Gefahren
Reisende fanden sich im Mittelalter meist zu Gruppen von mindestens drei Personen zusammen. Wenn eine Person krank wurde oder sich verletzte, konnte ein Begleiter bei ihr bleiben, während die dritte Person Hilfe holte. Manchmal schworen sich Reisende sogar feierlich die Treue. Wichtig war der Zusammenhalt in der Gruppe, um sich gegen betrügerische Gastwirte, Fährleute oder allzu gierige Zöllner zur Wehr zu setzen. Kaufleute verbündeten sich in einer Hanse (= Schar), sorgten gemeinsam für die Bewaffnung von Wagenzügen und organisierten die Abwehr von Straßenräubern, Raubrittern oder marodierenden Söldnern. Die Räuber hielten dagegen, schlossen untereinander Bündnisse und gründeten schlagkräftige Banden. Im späten Mittelalter, als das Reisen allmählich sicherer wurde, boten die Landesherren – freilich gegen Bezahlung – Geleit an. Einzelreisende konnten auch ein so genanntes "Zettelgeleit" in Anspruch nehmen, d.h. sie wurden im Schadensfall vom Grundherrn entschädigt. In der Praxis ließ sich der Anspruch allerdings nur durchsetzen, wenn das Opfer über Druckmittel verfügte.