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Goethes Begegnungen Goethe – ein Mann mit vielen Gesichtern

Schon zu Lebzeiten war Johann Wolfgang von Goethe ein berühmter Dichter, Politiker und Naturwissenschaftler. Inspirieren ließ er sich von der Literatur und den Größen seiner Zeit. Hier eine kleine Auswahl wichtiger Begegnungen.

Stand: 30.03.2015

  • 1770

    1770

    Goethes Begegnungen

    Goethe pflegte Zeit seines Lebens viele Freund- und Bekanntschaften, die ihn in seinem literarischen Werk und in seinem Denken durchaus beeinflussten. Er ließ sich von seinen Freunden inspirieren und pflegte ausgiebige Briefwechsel.

    (Schauspielerin Judith Peres mit einer kurzen Einführung zu Goethes Begegnungen)

  • 1770
    Büste von Johann Gottfried Herder in Riga | Bild: picture-alliance/dpa

    Johann Gottfried Herder hat auch eine Weile in Riga gelebt. Eine Büste erinnert daran.

    1770

    Johann Gottfried Herder

    Goethe verdankt Herder eine Fülle theologisch-religionsphilosophischer Anregungen, z.B. die Beschäftigung mit dem Koran oder die historisch-kritische Betrachtung der Bibel. Außerdem veranlasst Herder den jungen Goethe zur vertieften Beschäftigung mit der Antike (Homer), mit den französischen Philosophen Voltaire und Rousseau und mit dem Werk William Shakespeares. Tiefen Einfluss auf Goethe und den gesamten Sturm und Drang hatte überdies Herders Verständnis des Künstlers als Genie.

  • 1770
    Goethes Begegnungen: Gottfried Herder | Bild: picture-alliance/dpa

    Dichter und Philosoph Johann Gottfried Herder

    1770

    Johann Gottfried Herder

    1770 legt der 21-jährige Goethe am 27. September in Straßburg sein Jura-Examen ab. Nun stand die Dissertation an. In diese Zeit fällt die Bekanntschaft mit dem Dichter und Kulturphilosophen Johann Gottfried von Herder. Herder setzt der einseitigen Vernunftorientierung der Aufklärung die Verbindung von Gefühl und Verstand entgegen. Sein Humanitätsideal prägt eine ganze Epoche. Die Begegnung mit Herder beschreibt Goethe später als "das bedeutendste Ereignis, was die wichtigsten Folgen für mich haben sollte..."

  • 1773
    Goethes Begegnungen: Baruch de Spinoza | Bild: Public Domain

    Der niederländische Philosoph Baruch de Spinoza

    1773

    Baruch de Spinoza

    Goethe setzt sich intensiv mit dem 1677 verstorbenen Philosophen Spinoza auseinander. Spinoza hatte bedeutende Werke über Ethik, Metaphysik und politische Philosophie verfasst und war ein bedeutender Bibelkritiker. In "Dichtung und Wahrheit" rühmt Goethe Spinoza mit den Worten: "Die alles ausgleichende Ruhe Spinozas kontrastierte mit meinem alles aufregenden Streben ... und ... machte mich zu seinem leidenschaftlichen Schüler, zu seinem entschiedensten Verehrer."

  • 1775
    Goethes Begegnungen: Goethes Begegnungen: Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach | Bild: Public Domain

    Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach war ab 1758 Herzog und ab 1815 Großherzog.

    1775

    Herzog Karl August

    Anfang November trifft Goethe in Weimar ein. Er folgt einer Einladung des jungen Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar- Eisenach. Goethe erwirbt rasch das Vertrauen des Herzogs und wird von ihm zum Minister und zum Geheimrat am Weimarer Hof ernannt.

  • 1775

    1775

    Johann Peter Eckermann

    In einem Brief an seinen Vertrauten Eckermann erklärt Goethe, wie er den "Faust" geschrieben hat und welchen Anspruch er an das Stück hat.

  • 1776
    Goethes Begegnungen: Johannes Gottfried Herder | Bild: picture-alliance/dpa

    Der Theologe, Lyriker und Philosoph Herder (zeitgenössische Darstellung)

    1776

    Johann Gottfried Herder

    Herders herrisches und kritiksüchtiges Wesen, das trotz aller Bewunderung auch vor Goethe nicht Halt machte, ließ eine tiefere Freundschaft zwischen beiden nicht zu, so der Goethe-Biograf Rüdiger Safranski (2013, S. 81f.). Zwar geben beide gemeinsam literarische und philosophische Schriften heraus. 1776 kommt Herder durch Goethe sogar nach Weimar. Verschiedene Ansichten über die gesellschaftlichen Umwälzungen und eine gegensätzliche Haltung zur Französischen Revolution (Herder begrüßt sie – Goethe steht ihr kritisch gegenüber) führen 1789 aber zum Bruch zwischen den beiden.

  • 1788

    1788

    Herzog Karl August

    Am 16.02.1788 schreibt Goethe einen Brief an Herzog Karl August. Darin erklärt Goethe, wie es um seine Arbeit am Faust steht und was es für ihn darstellt: "Ein Summa Summarum" seines Lebens.

  • 1788
    Goethes Begegnungen: Goethe trifft Schiller zum ersten Mal 1799 im Stuttgarter Schloss | Bild: picture-alliance/dpa

    Goethe trifft Schiller zum ersten Mal 1799 im Stuttgarter Schloss.

    1788

    Friedrich Schiller

    Liebe auf den ersten Blick war es nicht: "Schiller war mir verhasst", äußert sich Goethe in einem ersten Urteil über den Dichterkollegen, nachdem er Friedrich Schiller erstmals am 7. September 1788 in Rodolstadt begegnet war. Da war wohl Eifersucht im Spiel – denn der allseits gefeierte Dichter spürte vielleicht, dass ihm der Autor der leidenschaftlichen "Räuber" in nichts nachstand. Vielleicht erinnert Friedrich Schiller den zehn Jahre älteren Goethe auch an die eigene längst überwundene Zeit des "Sturm und Drang".

  • 1794
    Goethes Begegnungen | Bild: picture-alliance/dpa

    Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1802 geadelt

    1794

    Friedrich Schiller

    1794 – da treffen Schiller und Goethe noch einmal aufeinander – entwickelt sich eine Beziehung, die für beide äußerst inspirierend ist. Der rege Briefwechsel zwischen den beiden Dichtern gehört zu den berühmtesten Zeugnissen deutscher Sprache. Die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit Schiller bedeutet für beide Dichter eine Wiederbelebung ihrer künstlerischen Schaffenskraft im Geist der Antike.

  • 1795
    Goethes Begegnungen:  Goethe und Friedrich von Schiller, Denkmal Weimar | Bild: picture-alliance/dpa

    Als Schiller 1805 stirbt verfasst Goethe einen Epilog auf Schillers Gedicht "Glocke".

    1795

    Friedrich Schiller

    Goethe sagt sein Mitwirken an der von Schiller geplanten und ab 1795 monatlich erscheinenden Kunst- und Kultur-Zeitschrift "Die Horen" zu. Aus den von beiden Dichtern mit großem Ernst geführten Diskussionen über ästhetische Grundfragen bilden sich allmählich die kunsttheoretischen Prinzipien heraus, die unter der Bezeichnung 'Weimarer Klassik' einer ganzen Epochen ihren Namen gaben.
    Als Schiller 1805 im Alter von nur 45 Jahren stirbt, ist Goethe geschockt. Er schreibt, in einem Brief, er fühle sich nach dem Verlust des Freundes als hätte er "die Hälfte seines Daseins verloren".

  • 1795
    Goethes Begegnungen:  Alexander von Humboldt | Bild: picture-alliance/dpa

    Naturforscher, Weltreisender und Autor Alexander von Humboldt

    1795

    Alexander von Humboldt

    1795 macht Goethe in Jena die Bekanntschaft des Naturforschers Alexander von Humboldt. Es folgen mehrere Begegnungen und ein reger Gedankenaustausch per Briefwechsel. 1807 widmet Humboldt Goethe seine Schrift: "Ideen zu einer Geographie der Pflanzen" nebst einem Naturgemälde der Tropenländer.

  • 1798

    1798

    Friedrich Schiller

    Schiller und Goethe schrieben sich zahlreiche Briefe. Und als die zweibändige Erstausgabe des Briefwechsels 1828/29 erschien, beschreibt Goethe die Korrespondenz als seinen vielleicht größten Schatz. Hier ein Ausschnitt aus einem Brief vom 5. Mai 1798.

  • 1808

    1808

    Napoleon Bonaparte

    1808 hält Napoleon I. in Erfurt Hof – alle kommen: Könige, Herzöge, Fürsten. Napoleon will auch Goethe sehen. Zwei Jahre zuvor hatte dieser ein Treffen mit Napoleon abgesagt, als es nach der verlorenen Schlacht in Jena und Auerstedt um die politische Zukunft des Herzogtums Weimar-Sachsen-Eisenach gehen sollte. Diesmal galt die Einladung des Kaisers jedoch nicht dem Politiker Goethe, sondern dem Dichter. Im Gespräch beim gemeinsamen Frühstück am 2. Oktober ging es um Theater und Literatur – vor allem um Goethes "Werther".

  • 1808

    1808

    Napoleon

    Als Goethe Napoleon 1808 in Erfurt trifft, hat er im Frühjahr den ersten Teil des "Faust" publiziert und ist ein sehr angesehener Dichter und Denker. Napoleon war zur selben Zeit der mächtigste Mann in Europa. Napoleon verlieh dem Dichterfürsten einen Orden, den dieser durchaus gern getragen haben soll.
    Hier Auszüge aus Goethes Erinnerungen an den Kaiser.

  • 1812

    1812

    Ludwig van Beethoven

    1812 kommt es in Teplitz zur persönlichen Begegnung des 63-jährigen Goethe mit dem 21 Jahre jüngeren Ludwig van Beethoven. Es war die Begegnung zweier Genies, zweier Generationen. Beethoven hatte Verse des Weimarer Dichters vertont und die Schauspielmusik zum Trauerspiel Egmont op. 84 komponiert (Beethoven: den "herrlichen Egmont, den ich … gefühlt und in Musik gegeben habe"). Nach der Begegnung in Böhmen scheinen beide ernüchtert gewesen zu sein: Beethoven kritisiert an Goethe, ihm "behagt die Hofluft zu sehr – mehr als es einem Dichter ziemt."

  • 1812

    1812

    Goethe über Beethoven

    Goethe und Beethoven treffen nur einmal persönlich aufeinander: 1812 in Töplitz in Böhmen. Töplitz oder Teplitz ist zur damaligen Zeit ein elegantes Kurbad, in dem das österreichische Kaiserpaar den Adel empfängt. Welchen Eindruck der Komponist auf den Dichterfürsten gemacht hat, beschreibt Goethe in einem Brief an den Komponisten Carl Friedrich Zelter.

  • 1821
    Goethes Begegnungen: Heinrich Heine, 1842 Bleistiftzeichnung | Bild: picture-alliance/dpa

    Goethe nannte sich "der große Heide". Heine bezeichnete sich als "der große Heide Nummer 2".

    1821

    Heinrich Heine

    Heinrich Heine sendet Goethe ein Exemplar seiner "Gedichte" mit einem huldigenden Begleitschreiben ("ich liebe Sie"). Zwei Jahre später schickt der Dichter ein Exemplar der "Tragödien" an Goethe (als Zeichen "tiefster Verehrung") und 1824 bittet der 27-jährige Heine darum, den 75-jährigen Goethe besuchen zu dürfen. Das Treffen ist ernüchternd für Heine. Er schreibt: "Im Grunde aber sind ich und Goethe zwei Naturen, die sich in Ihrer Heterogenität abstoßen müssen."

  • 1823
    Alexander von Humboldt in einem zeitgenössischen Bild (Detail) | Bild: picture-alliance/dpa

    Goethe schätzt Humboldts Arbeit – auch wenn er nicht immer einer Meinung ist.

    1823

    Alexander von Humboldt

    Am 23. Januar 1823 schickt Humboldt einen Vortrag als Broschüre an Goethe mit der Widmung: "Seiner Exzellenz dem Herrn Geheimen Rat von Goethe als einen schwachen Beweis der innigsten Bewunderung und Dankbarkeit". Er entfernt sich in diesem Vortrag von der bisher vorherrschenden Annahme, dass sich die meisten Gesteine als "Sedimente", also Ablagerungen aus Gewässern, vornehmlich aus einem Ozean gebildet haben. Goethe hält am sogenannten "Neptunismus" fest und widerspricht Humboldts "revolutionärer" Sichtweise vehement.

  • 1827

    1827

    Johann Peter Eckermann

    Johann Peter Eckermann, 1792 in Winsen geboren, stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Dem Dichter war Goethe ein Vorbild. Er besuchte den Dichterfürsten in Weimar und wurde ein enger Vertrauter Goethes. Goethe machte ihn zu seinem Privatsekretär und zum Verwalter seines Erbes.


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