Glückssache Lernen Lebensraum Schule
In der Laborschule wird nicht gebüffelt, hier wird vor allem gelebt. Dazu gehören beispielsweise ein Schulgarten und Tiere. Handwerkliche Fächer, Sport und soziales Lernen stehen im Vordergrund.
Im Schulgarten wird Natur aktiv erlebt: Jeweils drei Kinder kümmern sich um ein Beet. Außerdem hat in jeder Gruppe ein Tier sein Zuhause: Die Kinder sollen auch Verantwortung übernehmen. Und sie lernen selbstständiges Arbeiten. In der Druckwerkstatt, die wir in jeder Gruppe finden, sehen wir Kinder, die sich voller Freude mit Buchstaben beschäftigen. Handwerk ist Pflicht: Metall-, Holz- und Elektroarbeiten sind Fächer, die auch verkopften Kindern einen Zugang bieten. Manch einer beweist hier, dass er gut ist - auch wenn ihm Latein nicht liegt. Gewalt ist kein Thema in der Laborschule, soziales Lernen wird groß geschrieben.
Mit Purzelbaum ins Leben
Wie wichtig ist doch ein Purzelbaum für die Entwicklung von Kindern! Koordinationsfähigkeit, Gleichgewichtssinn, Zusammenspiel von Augen und Händen - das brauchen Kinder mehr als das Reproduzieren von Lernstoff.
Doch in allen Bundesländern werden die wichtigsten Fächer gekürzt: Sport, Kunst und Musik!
Soziales Lernen
Mathematikunterricht muss sein - doch wie viel wichtiger ist soziales Lernen! Auch in dieser Hinsicht geht die Laborschule mit gutem Beispiel voran. Die Laborschule ist - wie auch skandinavische Schulen - eine menschliche Schule: Hier geht es den Kindern gut, sie werden in und von der Schule behütet und auch in ihren schwierigen Lebensprozessen begleitet. "All das, was bei uns an Kosten in Jugendhilfe geht, könnte auch in die Schulen gehen", meint Laborschulleiterin Susanne Thurn. Die Kosten für unser Sicherheitssystem - von Polizei bis zu Gefängnissen - sollten überprüft werden: Sitzen in den Gefängnissen nicht vielleicht genau diejenigen, "die zu den 20 Prozent gehören, die wir in der Schule zutiefst gedemütigt haben und aus der Schule entlassen haben, ohne dass sie Kompetenzen haben, die ausreichen für ein sinnerfülltes eigenes Leben?" - fragt sich Susanne Thurn.
Lebensraum Schule
"Das Laborschulsystem funktioniert bestens" - meint Absolventin Inga Felhölter. Wahlfächer an der Laborschule sind beispielsweise Fotografie, Theater, Modedesign. Jeder kann seine Nische finden und seinen persönlichen Begabungen nachgehen. "Die einen sind schwächer in Mathe, die anderen sind schwächer in Englisch - das gleicht sich alles irgendwie wieder aus", sagt die Abiturientin. Sie fragt sich, warum einerseits in unserer Gesellschaft der Mangel an Zivilcourage beklagt wird, andererseits aber die Kinder in den "normalen" Schulen aussortiert werden - wer nicht mithält, landet auf der Sonderschule, anstatt gezielt gefördert zu werden. Ganz anders die Laborschule - sie zeigt, dass es anders geht:
Wir haben eine Schule erlebt, wo Kinder kein Störfaktor sind. Und wir haben gesehen, dass in einer Schule mehr geht, manchmal sogar mit einfacheren Rezepten. Zum Schluss fragen wir uns aber erst recht, warum es nicht möglich sein soll, dass alle Schulen so sind?