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Fordlandia Henry Fords Utopie am Amazonas

Henry Ford konnte für seine Automobile alle Materialien selbst produzieren - außer Gummi. Deshalb ließ er am Amazonas mitten im Urwald eine Kautschukplantage samt Mustersiedlung errichten. Das Unternehmen endete in einem Fiasko.

Stand: 01.02.2024 | Archiv |Bildnachweis

Straße in Fordlandia. Anfangs kann sich nur eine gutbetuchte Minderheit das Vergnügen leisten, mit einem Automobil über die Straßen zu rollen. Henry Ford ändert das 1908: Mit dem Fließband verwandelt er das Auto in ein Massenprodukt für jedermann. | Bild: Collections of Henry Ford, Macmillan

Henry Ford war eine Ikone des American Way of Life: Er galt als sagenhaft erfolgreicher Selfmademan, der dennoch ein einfacher Mann geblieben war. Ford führte in seinen Fabriken das Fließband ein und rationalisierte die Automobilproduktion auf die Sekunde. Auf diese Weise machte er das Auto vom Luxusgefährt zum Massenartikel für jedermann. Auch seine Arbeiter konnten sich einen Ford leisten.

Audio: Henry Ford kündigt Achtstundentag an

Audio: Autos vom Fließband von Henry Ford

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Henry Ford: Kontrollfreak mit Traum vom Idyll

Henry Ford im Jahr 1900 vor seiner Automobilfabrik

Henry Ford kontrollierte gerne alles und jeden, die Arbeitsabläufe in seinen Fabriken genauso wie den Lebenswandel seiner Arbeiter. Auch von den Lieferanten für die Ausgangstoffe seiner Automobile wollte er unabhängig sein. Deshalb fasste er den Plan, in Südamerika eine Kautschukplantage zu errichten. Daneben sollte eine Siedlung entstehen, die seinen Idealen entsprach. Die moderne Stadt war für Ford "eine krankhafte Geschwulst". Er träumte von einer sauberen und ordentlichen Kleinstadt. Die wollte er auf seiner Kautschukplantage verwirklichen - am Amazonas, mitten im Dschungel.

Fordlandia - Henry Fords Desaster im Dschungel

Der Traum von der Musterstadt im Urwald

Im Frühjahr 1928 schickte Henry Ford einen Trupp Holzfäller aus den Wäldern von Michigan an den Amazonas. Sein neuerworbenes Land war ein 25.000 Quadratkilometer großes Hügelareal am Ostufer des Rio Tapajos, 180 Kilometer - oder 18 Stunden Bootsfahrt  - entfernt von Santarem, dem nächsten Außenposten der Zivilisation. Bis auf einige Indios und Gummizapferfamilien lebte niemand dort. Doch nun soll hier "Fordlandia" entstehen.

Die Wildnis siegt über Henry Fords Fabrik am Amazonas

Kontrolle des Privatlebens

Wie bei seinen Arbeitern in Detroit ließ der Firmenpatriarch den Lebenswandel überwachen: In Fordlandia inspizierten Sanitätstrupps die Hütten und kontrollierten, ob die Wäsche ordentlich auf Leinen gehängt und das von Ford gestellte Toilettenpapier auch benutzt wurde. Die Brasilianer mussten sich auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen und Wurmkuren machen.

Fordlandia: Wie die Utopie von Henry Ford endete

Interaktive Karte: Henry Fords Kautschukplantage Fordlandia

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Interaktive Karte: Henry Fords Kautschukplantage Fordlandia

Sendungen zu Henry Ford und Fordlandia:







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