Ostern Was ihr über euer Osterei noch nicht wusstet
Warum essen wir Eier zu Ostern? Legen braune Hühner braune Eier? Warum sind Eier oval und nicht rund? Fakten und Wissenswertes zum Osterei - das steckt hinter der harten Schale. Lesen und nicht mehr herumeiern!
Schokoeier, Zuckereier, gefärbte Eier, Eier aus Plastik am Strauch und Eier aus Keramik im Wohnzimmer: Zu Ostern kommt ihr ihnen einfach nicht aus. Darum ist das so:
Das Ei steht in vielen Kulturen für Fruchtbarkeit und neues Leben. Im Christentum symbolisiert das Ei die Auferstehung Jesu am Ostersonntag. Seit Jahrhunderten gehört das Ei für Christen deshalb zum Osterfest.
Und es gibt auch einen ganz praktischen Grund: Früher sammelten sich während der Fastenzeit viele Eier an. Sie durften, weil sie als Fleischspeise galten, erst - und endlich - wieder an Ostern gegessen werden. Bis dahin wurden sie durch Kochen haltbar gemacht. Im Mittelalter waren Eier auch Zahlungsmittel. Die Bauern brachten ihren Lehensherren die sogenannten "Zinseier" kurz vor Ostern - eben weil sie wegen der Fastenzeit einen Überschuss an Eiern hatten. Eier, die der Familie übrig blieben, wurden feierlich zum Osterfest vertilgt oder verschenkt.
Eierfärben ist ein beliebter Brauch zu Ostern. Die Eier sollen schließlich hübsch aussehen im Osternest.
Die Eierschale besitzt rund 10.000 Poren. In die dringen beim Färben Farbpartikel ein. Mit etwas Essig im Wasser haften die Farben noch besser auf dem Ei, weil Essigsäure den Kalk der Schale anlöst. Reibt man die Eier nach dem Färben mit Speck oder Öl ab, leuchtet die Farbe mehr und die gefärbten Eier halten länger, weil das Fett die Poren in der Schale verschließt.
Ja, einige Hühnerrassen legen tatsächlich von Natur aus farbige Eier! Die Farbe ist genetisch bestimmt. Über eine Drüse im Geschlechtsorgan werden der Kalkschale verschiedene Farbpigmente beigemengt, die im Stoffwechsel als Abbauprodukte aus Blut- und Leberfarbstoffen und der Galle anfallen. Das Brahmahuhn zum Beispiel legt zartrosa Eier. Das Lachshuhn produziert cremeweiße Eier. Eine Maranshenne überrascht mit schokobraunen Eiern und eine Araucana sogar mit grünlichen und bläulichen! Wer seine Ostereier also nicht färben möchte, kann tatsächlich auch gleich auf die bunten Eier von Mutter Natur und den Rassehennen zurückgreifen.
Farben und Muster bei Eiern dienen der Tarnung. Es setzen sich bei bodenbrütenden Vögeln jeweils die Farben und Muster durch, die die Eier am besten mit der Umgebung verschmelzen lassen, sodass sie nicht so schnell zu erkennen sind. Die Färbung der Eier ist auch der Fingerabdruck einer Vogelart: Die Tiere können daran erkennen, ob der eigene Nachwuchs im Nest liegt oder ein Brutparasit wie der Kuckuck.
Es gibt Hinweise, dass die Farbe eines Eis auch auf seine Härte schließen lässt. Bestimmte Farbstoffe bauen sich in die Kalkkristalle der Eierschale ein und machen sie härter. So ist das zum Beispiel beim Emu. Seine dunkelgrünen Eier sehen nicht nur aus wie Granaten, sie sind auch knallhart, also härter als andere Eier jedenfalls.
Die Ohrscheiben sind Hautlappen, die den Gehörgang der Hühner schützen. Sie befinden sich seitlich, etwas unterhalb der Augen.
Die Farbe des Gefieders hat auf die des Eis keinen Einfluss und lässt auch keinen zuverlässigen Rückschluss zu. Ob eine Henne braune oder weiße Eier legt, ist genetisch bedingt und damit von der jeweiligen Rasse abhängig. Die Eierschale besteht zu 90 Prozent aus Kalk - der ist weiß.
Bei Hühnern, die weiße Eier legen, werden keine zusätzlichen Farbpigmente produziert und in der Schale eingelagert. Bei Hühnern, die braune Eier legen, schon: In der Schalendrüse im Legedarm des Huhns werden aus dem Blut rote Pigmente, aus der Galle gelbe Pigmente gebildet. Wenn sie sich vermischen, entsteht ein Braunton.
Vom Aussehen der Henne kann man oft trotzdem auf die Eierfarbe schließen, dafür muss das Tier allerdings reinrassig sein: Sind die Ohrläppchen eines Huhns, die sogenannten Ohrscheiben, weiß, sind auch die Eier weiß. Bei braunen Ohrscheiben werden die Eier braun.
Braune Eier wirken natürlicher und werden deshalb lieber gekauft. Außer zu Ostern: Weiße Eier lassen sich besser bemalen.
In der Zusammensetzung der Nährstoffe unterscheiden sich die beiden Varianten nicht. Dass Bio-Eier oft braun sind, hat vor allem etwas mit den Vorlieben der Verbraucher zu tun: Braune Eier wirken natürlicher. Deswegen kommen meist die braunen in den Handel, die weißen landen in Bäckereien, Großküchen und Lebensmittelbetrieben. Zu Ostern ist es allerdings umgekehrt: Weil sie sich besser färben und verzieren lassen, kommen dann mehr weiße Eier in den Handel, die braunen wandern verstärkt in die Lebensmittelindustrie. Generell gibt es in Deutschland weniger weiße als braune Eier: Sieben von zehn Eiern sind nach Angaben des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft braun.
Eier sind nicht rund, sondern oval, weil sie dann zum Beispiel nicht von Felsen rollen, wenn Vögel wie die Trottellumme sie legen. Durch die Spitze rollen Eier zudem im Kreis und bleiben später einfach am Ablageort liegen. Weitere Vorteile der ovalen Form von Eiern: Sie sind schmaler als Kugeln und so besser zu legen und können im Nest platzsparender aufgereiht werden. Allerdings sind Eier nicht immer gleich geformt: Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Flügelgestalt, das heißt, der Art zu fliegen, und der Form der Schale. So haben Vögel, die gut fliegen können, meist spitzere Eier.
Wenn man ein hartgekochtes Ei schnell dreht, steht es Kopf. Woher kommt das? Philip Häusser zeigt's in seinem Experiment.
Der Eidotter ist die Nahrung für die noch nicht geschlüpften Küken und wird durch eine antibakterielle Schicht geschützt, das Eiweiß. Die kleine Luftkammer im Ei, die beim Kochen platzt, versorgt den Hühner-Nachwuchs mit Sauerstoff. Die Eierschale aus Kalk entsteht erst kurz bevor die Eier gelegt werden.
In einem Hühnerei gibt es etwa doppelt so viel Eiweiß wie Eigelb: Das Eiweiß macht rund 60 Prozent aus, der Dotter 30 Prozent - und die kalkhaltige Schale 10 Prozent.
Eiweiß ist im sogenannten Eiklar zwar enthalten, aber nicht der Hauptbestandteil: Das Eiklar besteht zu mehr als 87 Prozent aus Wasser. Eiweiß macht rund elf Prozent aus. Der Rest sind Kohlenhydrate, Mineralstoffe und Fett. Was nur wenige wissen: Das Eigelb hat einen höheren Proteingehalt als das Eiweiß - dafür aber auch einen höheren Fettgehalt.
Das Eigelb besteht rund zur Hälfte aus Wasser, zu etwa 16 Prozent aus Eiweiß und zu rund 32 Prozent aus Fett. Der Rest sind Mineralstoffe und Kohlenhydrate.
Die Farbe des Dotters sagt nichts über den Geschmack, den Nährwert, die Frische oder die Qualität des Eis aus. Wohl aber über das Futter der Henne: Für ein dunkles Eigelb werden mitunter Farbstoffe ins Futter gemischt. Natürliche Eierfärber sind zum Beispiel Weizen für helleres Gelb, Mais für kräfiges Gelb und Paprika für leuchtendes Orange.
Bei einem gekochten Ei verfärbt sich das Eigelb manchmal grünlich oder bläulich. Das ist kein Hinweis auf ein verdorbenes Ei, sondern auf eine ganz normale chemische Reaktion: Bei länger andauernden hohen Temperaturen löst sich im Eigelb gebundenes Eisen und wandert Richtung Dotterrand. Gleichzeitig bildet sich im Eiweiß Schwefelwasserstoff, der Richtung Eigelb wandert. An der Grenze zwischen Eiweiß und Eigelb verbinden sich Eisen und Schwefel zu Eisensulfid, das die grün-blaue Verfärbung verursacht. Je länger das Ei gekocht wird, umso weiter wächst der dunkle Rand ins Eigelb hinein. Wer die Verfärbung vermeiden möchte, sollte Eier nicht länger als zehn bis zwölf Minuten kochen.
Dahinter stecken hochkomplexe chemische und physikalische Zusammenhänge: Kartoffeln bestehen aus Stärke, also Kohlehydraten. Deren Molekülketten nehmen das warme Wasser auf und quellen auf: Wie ein Schwamm, der in Verbindung mit Nässe weich wird, wird auch die Kartoffel weich. Eier dagegen enthalten Eiweiß, also Proteine. Deren Molekülketten bilden ein lockeres Knäuel. Bei Wärmezufuhr klebt es zusammen - das Ei wird fest. Im Eidotter dagegen ist viel Fett enthalten, das bei Erhitzung schmilzt. Deswegen hat ein perfektes Spiegelei auch einen weichen Dotter.
Das Eigelb wird später fest als das Eiweiß. Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist schwierig: Die Gerinnungstemperatur des Eigelbs liegt um acht Grad höher als die des Eiklars. Sobald das Ei im kochenden Wasser badet, gerinnen zuerst die Proteine im Eiweiß. Das absorbiert Energie, wodurch die Temperatur im Ei eine Weile bei 60 Grad gehalten wird. Erst nach vier Minuten wird auch die Gerinnungstemperatur des Eigelbs erreicht - Zeit, das perfekte Frühstücksei aus dem Kochtopf zu retten. Achtung: Je größer das Ei, desto länger darf es kochen.
Der Schwefelwasserstoff aus dem Eiweiß reagiert mit Silber zu Silbersulfid. Das färbt den Löffel schwarz. Das Ei kann mit einem Silberlöffel auch ganz anders schmecken: eher stumpf und metallisch. Weil sich Eier und Silber nicht vertragen, gibt es auch ganz spezielle Eierlöffel zu kaufen. Ein ganz normaler Löffel aus Edelstahl tut's aber auch.
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) informiert jedes Jahr über den Verbrauch von Eiern in Deutschland. 2023 hat statistisch betrachtet jeder von uns 236 Eier verdrückt - zum Beispiel als Frühstücks- oder Osterei, im Kuchen, in Nudeln oder Plätzchen (Stand Pro-Kopf-Verbrauch an Eiern: März 2024).
Seit 2004 müssen in der Europäischen Union produzierte Eier mit einem Code gekennzeichnet sein. Die erste Zahl gibt Auskunft über die Haltung der Hennen: 0 steht für ökologisch erzeugte Eier, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung und 3 für Käfighaltung. Darauf folgen zwei Buchstaben, die für das Herkunftsland stehen - zum Beispiel "DE" für Deutschland und "AT" für Österreich. Danach kommt die mehrstellige Betriebs- und Stallnummer. Die ersten beiden Zahlen weisen dabei auf das Bundesland hin, aus dem das Ei kommt - "09" steht für Bayern. Die dritte bis sechste Stelle kennzeichnet den Betrieb und die siebte Stelle den jeweiligen Stall. Das Ei auf dem Foto stammt aus Freilandhaltung (1) aus Deutschland (DE), genauer aus dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (13). Die hinteren Ziffern verweisen auf einen Betrieb im Ort Banzkow.
Das größte Ei der Welt legt der Strauß: Es hat einen Durchmesser von rund 15 Zentimetern und wiegt an die zwei Kilogramm. Sein Inhalt entspricht etwa dem von 24 Hühnereiern. Das gigantischste Vogelei aller Zeiten stammt jedoch vom Elefantenvogel. Der Laufvogel lebte im Erdmittelalter auf Madagaskar, war rund drei Meter groß und eine halbe Tonne schwer. Fossilienfunde zeigen, dass ein Elefantenvogelei etwa 30 Zentimeter groß war und ein Volumen von neun Litern hatte. Das entspricht sieben Straußeneiern oder 170 Hühnereiern. Das kleinste Vogelei der Welt legt nicht die Wachtel, sondern eine Kolibriart: die Bienenelfe. Ihre Eier sind rund 5 Millimeter klein und 0,4 Gramm leicht.
Ja - auch das Ei hat seinen eigenen Ehrentag: Der Welt-Ei-Tag findet jedes Jahr am zweiten Freitag im Oktober statt. Ins Leben gerufen wurde der World Egg Day 1996 von der "International Egg Commission", dem internationalen Verband der Eierproduzenten. Ziel: An das Essen von Eiern zu erinnern - aber bitte ausgewogen und nur solche aus artgerechter Haltung.
An mehreren deutschen Museen gibt es eine extra Ei-Sammlung mit vielen Tausenden von Eiern: Im Museum für Naturkunde in Berlin umfasst sie zum Beispiel an die 40.000 Stück. Die größte Eier-Kollektion in Deutschland besitzt das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn. Dort werden rund 60.000 Exemplare aufbewahrt. Mehr als 1.000 kunstvoll verzierte Ostereier kann man in Sonnenbühl bei Reutlingen in Baden-Württemberg bestaunen. Dort gibt es seit 1993 das erste deutsche Osterei-Museum.
Ja, die Oologie - die Vogeleierkunde. Diese Wissenschaft ist ein Spezialgebiet der Ornithologie, der Vogelkunde. Oologen untersuchen vor allem die Schale der Eier und können daraus Rückschlüsse auf Umwelteinflüsse oder die Entwicklung der Arten ziehen.
Die Redewendung "Das ist das Ei des Kolumbus" bezeichnet die überraschende Lösung einer schwierigen Aufgabe. Der spanische Entdecker soll einst die Aufgabe, ein Ei aufrecht hinzustellen, durch einen einfachen Trick gelöst haben: Kolumbus drückte einfach die Ei-Spitze ein, sodass es dann auf der nun abgeflachten Seite stehen konnte.
Aus biblischer Sicht ist klar: Gott hat alle Tiere geschaffen, auch die Henne - und die legte das erste Ei. Doch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es weder ein "erstes Huhn" noch ein "erstes Ei" - beide sind das Ergebnis der Evolution: Der Vorfahre unseres Haushuhns ist das asiatische Bankivahuhn, das etwa 2.500 v. Chr. domestiziert wurde. Vermutlich stammt es vom Archäopterix ab, der als Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln gilt. Eier legten bereits die Dinos. Noch früher war das harte Ei weich - und stammte von Fischen und Amphibien. Aber auch das hat Vorläufer: Die ersten Eier stammen vermutlich von Mehrzellern, die vor rund 600 Millionen Jahren entstanden sind. Aus evolutionsbiologischer Sicht war also das Ei lange vor der Henne da. Ein Hühnerei war es jedoch nicht.
"Welches Ei ist das beste?": Bayern 1 am Vormittag, BR, 22.03.2024, 9.05 Uhr.
"5 Fakten rund ums Ei": Gesundheit!, BR Fernsehen, 19.03.2024, 19 Uhr.
Wie gut sind Ostereier aus dem Supermarkt?: ARD-Buffet, das Erste, 19.03.2024, 11.15 Uhr.
"Hühnerrassen - Hühnerohren bestimmen die Eierfarbe": Gut zu wissen, BR Fernsehen, 03.04.2021, 19 Uhr.
"Eier - an Ostern sind sie die Stars, aber sind sie auch gesund?": Gesundheit!, BR Fernsehen, 16.04.2019, 19 Uhr.