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Zugvögel bedroht Viele Vögel überleben ihre Reise nicht

Millionen Zugvögel sind zweimal pro Jahr auf dem Weg in ihr Sommer- oder Winterquartier. Tag und Nacht sind sie dabei unterwegs und fliegen zum Teil tausende Kilometer. Doch ihr langer Weg ist gefährlich, viele von ihnen erreichen ihr Ziel nicht. Zugvögel sind gefährdet. Die größte Gefahr auf ihren Routen sind wir Menschen.

Stand: 10.10.2022

Rund 10.000 Vogelarten leben auf der Erde. Fast die Hälfte von ihnen, etwa 4.000 Arten, sind Zugvögel und fliegen zwischen ihren Brutrevieren und Winterquartieren hin und her. Darunter sind zum Beispiel Kraniche, Störche, Gänse, Lerchen und Nachtigallen.

Zugvögel sind gefährdet

Weltweit nehmen die Bestände vieler Vogelarten ab. Zugvögel sind besonders gefährdet. Was ihnen so zu schaffen macht, fanden Forscher der University of East Anglia in Großbritannien in einer Studie von 2022 heraus. Der größte Feind der Zugvögel sind demnach wir Menschen. Der Verlust oder die Zerstörung ihres Lebensraums, Windräder, Hochspannungsleitungen, Kollisionen mit Glasscheiben, Lichtverschmutzung, der Klimawandel und die Jagd, sind die Todesursachen vieler Zugvögel.

Zugvögel und ihr Zugverhalten

Routenplaner

Das Zugverhalten ist von Art zu Art unterschiedlich. Während Breitfrontzieher, wie zum Beispiel Baumfalken, ohne erkennbare Routenbildung in die Überwinterungsquartiere fliegen, haben andere Arten klar abgegrenzte Zugrouten. Ihr Flug folgt geografischen Landmarken, Fluss- oder Bergtälern und Meerengen. Hier treten die Tiere in Schwärmen mit sehr vielen Vögeln auf.

Langstrecken-Flieger

Einige in Deutschland heimische Kleinvogelarten legen auf ihrem Weg nach Afrika 3.000 Kilometer und mehr zurück. Mauersegler bringen es auf bis zu 1.000 Kilometer am Tag, ohne eine Trink- oder Fresspause einzulegen. Den Langstreckenrekord halten allerdings die Küstenseeschwalben, die zwischen ihren arktischen Brutgebieten und den Winterfutterplätzen in der Antarktis bis zu 20.000 Kilometer unterwegs sind. Und diese Strecke legen die Vögel zweimal im Jahr zurück.

Zugvogelarten

Typische Vertreter der Zugvögel in unseren Breiten sind Weißstorch und Schwarzstorch, Kranich, Wespenbussard, Kuckuck, Mauersegler, Rauchschwalbe, Brachvogel, Kiebitz, Singdrossel, Sumpfrohrsänger, Feldlerche, Fitis, Nachtigall und Hausrotschwanz.
Zu den Zugvögeln zählen zudem seltene Arten wie Schreiadler oder Rotmilane. Die Adler überwintern zum Beispiel in Afrika, die Rotmilane zieht es nach Spanien.

Orientierung

Wie die Zugvögel sich genau orientieren, ist noch nicht vollkommen erforscht. Bekannt ist, dass sich die Tiere im Flug anhand des Erdmagnetfeldes orientieren. Veränderungen am Magnetfeld können die Vögel in ihrem Auge wahrnehmen. Zudem haben sie eine Art erlernter Landkarte im Kopf, die ihnen als grobe Orientierung dient. Einige Zugvögel orientieren sich auch am Sternenhimmel oder dem Sonnenstand.

Elektrosmog

Elektrosmog kann die Tiere durcheinanderbringen. Das haben Wissenschaftler der Universität Oldenburg in einer Studie vom Mai 2014 festgestellt. Selbst schwache elektromagnetische Felder, die von einfachen Elektrogeräten herrühren und nicht von Hochspannungsmasten oder Mobilfunknetzen, störten kurzfristig die Orientierung der untersuchten Rotkehlchen während der Zeit des Vogelzugs.

Einige Zugvögel schlafen fliegend

Alpensegler

Die europäischen Alpensegler verlassen im September ihre Brutplätze in der Schweiz und ziehen ins tropische Afrika. Die 3.000 Kilometer und sieben Monate lange Reise bis zu ihrem Winterquartier fliegen sie fast ohne Pause. Lediglich Stopps von wenigen Minuten wollen Forscher nicht ausschließen. Wie Schweizer Forscher herausfanden schlafen Alpensegler sogar im Fliegen. Die Ornithologen hatten sechs Tiere mit Sendern bestückt, die die Körperaktivitäten der Vögel aufzeichneten. Die Daten wurden nach ihrer Rückkehr ausgewertet.

Zugvögel werden gejagt

Fast im gesamten Mittelmeerraum und auch in den Regionen des Kaukasus, des Kaspischen Meeres und des Schwarzen Meeres werden Zugvögel gejagt. Zwar ist die Vogeljagd in vielen Ländern illegal, doch es sterben trotzdem jährlich massenhaft Vögel auf ihrem Weg in den Süden. Sie werden in Netzen gefangen, mit Fallen oder mit Leim, der auf Äste aufgebracht wird. Die Leimrutenjagd ist in der EU mittlerweile verboten. Die gefangenen Zugvögel gelten in vielen Ländern als Delikatesse. Sie werden aber nicht nur gegessen, sondern auch geschossen. Auch in Deutschland wird zum Beispiel Jagd auf Wildgänse gemacht.

In Deutschland gefährdete Zugvögel

Der Klimawandel bedroht Zugvögel

Auch der Klimawandel ist eine Bedrohung für die Zugvögel und lässt den Vogelzug aus dem Takt geraten. Durch die milderen Winter bleiben immer mehr Zugvögel ganzjährig in ihren Brutrevieren. Darunter sind vor allem Teilzieher, also Vogelarten, bei denen eine Population wegzieht und die andere nicht, wie bei den Rotkehlchen.

Einige Zugvögel suchen sich auch neue Routen und Winterquartiere. Viele Störche verkürzen zum Beispiel ihre Reiseroute und überwintern statt in Afrika in Spanien. Auch die Mönchsgrasmücke hat ihr Zugverhalten nach wenigen Generationen geändert: Vor einigen Jahren noch zog sie nach Spanien und Nordafrika, heute fliegt ein Großteil der Tiere im Winter von Mitteleuropa nach Großbritannien. Das milder werdende Klima macht hier eine Überwinterung inzwischen möglich.


Vor allem den europäischen Langstreckenziehern, wie zum Beispiel der Nachtigall, dem Pirol oder dem Gartenrotschwanz bereitet der Klimawandel große Probleme. Sie müssen jetzt länger und weiter fliegen, um Überwinterungsgebiete mit genügend Nahrung zu finden. Als Spätheimkehrer verschlechtert sich auch noch ihre Ernährungslage, wenn sie zurückkommen. Denn durch den Klimawandel schlüpfen auch die Insekten früher als sonst. Deshalb haben die späten Zugvögel Probleme, ihre Brut zu ernähren. Und auch die Konkurrenz um die Reviere ist groß. Sie sind meistens schon von anderen Arten besetzt.

Zugvögel schützen

Wachtelkönig - durch den illegalen Vogelfang stark gefährdet. In Deutschland ist der Wachtelkönig sogar vom Aussterben bedroht (Stand 2021).

Um Zugvögel zu schützen, fordern Wissenschaftler, dass die Politik die natürlichen Lebensräume der Zugvögel verbessern muss. Der Einsatz von Pestiziden sollte stärker kontrolliert werden und auch die Infrastruktur sollte künftig nur so ausgebaut werden, dass sie zentrale Zugrouten und Rastplätze nicht beeinträchtigt. Forscher schlagen vor, dass die Rotorblätter von Windrädern eine auffälligere Farbe bekommen, damit Kollisionen verhindert werden. Und auch die Jagd auf Zugvögel sollte besser kontrolliert werden.

Auch ihr selbst könnt etwas zum Schutz der Zugvögel beitragen: Ihr könnt zum Beispiel darauf achten, dass eure Außenbeleuchtung nachts ausgeschaltet ist, denn Lichtverschmutzung kann Zugvögel irritieren und ihre Orientierung stören.

Weltzugvogeltag

Jeweils am zweiten Samstag im Mai und im Oktober wird jedes Jahr weltweit der Tag der Zugvögel begangen. In verschiedensten Veranstaltungen und Exkursionen stehen dann die Zugvögel, ihre Lebensräume und ihr Schutz im Mittelpunkt. Ins Leben gerufen wurde der Aktionstag 2006 von den Vereinten Nationen.


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