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Tigermücke, Buschmücke, Aedes koreicus Tropische Stechmücken erobern Deutschland

Tropische Mücken wie die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Buschmücke breiten sich in Deutschland aus. Diese Mückenarten der Gattung Aedes können gefährliche Krankheiten übertragen, wie etwa das Denguefieber, West-Nil-Virus oder das Zika-Virus.

Stand: 25.06.2024

Invasive Insekten: Gefahr nicht nur für Menschen

Klimawandel und Viren

Das Robert Koch-Institut hat am 1. Juni 2023 einen Bericht zu "Klimawandel und Gesundheit" herausgegeben. Darin sind auch Informationen über Krankheitserreger enthalten, die via Mücken und Nagetiere Infektionen übertragen. Hier geht es zum Bericht.

Lange Zeit galten Tropenkrankheiten hierzulande nur als Risiko für Fernreisende, doch ihre Überträger machen an den Grenzen nicht halt: In Deutschland tauchen immer häufiger Stechmücken-Arten auf, die gefährliche Krankheitsüberträger sein können. Nur die krankheitsauslösenden Viren, die Vektoren genannt werden, fehlen hierzulande noch. Den meisten ist es noch zu kalt. Das Chikungunya-Virus kommt zwar mit gemäßigteren Temperaturen klar, hat sich aber in Deutschland noch nicht angesiedelt. Das West-Nil-Virus dagegen kann hierzulande schon überwintern.

Dengue-, West-Nil-, Zika-Virus: Invasive Stechmücken-Arten bringen tropische Krankheiten nach Europa

Welt-Moskito-Tag

Am 20. August erinnert der weltweite Mücken-Tag ("Mosquito Day") an die Entdeckung des britischen Arztes Sir Ronald Ross im Jahre 1897: Er fand heraus, dass die weiblichen Stechmücken Malaria von Mensch zu Mensch übertragen können.

In Südeuropa dagegen wurden in den vergangenen Jahren Menschen mit dem Dengue- und dem Chikungunya-Virus infiziert - übertragen von Asiatischen Tigermücken, die sich dort angesiedelt hatten. Die aus Südostasien stammende Tigermücke gilt als besonders gefährlich: "Weit mehr als zwanzig, vor allem aus den Tropen bekannte Krankheitserreger, kann diese Art nachweislich übertragen - darunter das Dengue-, West-Nil- und Gelbfieber-Virus, aber auch das berüchtigte Zika-Virus", erklärt Helge Kampen, Infektionsbiologe am Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit in Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern.

Erstmals wurde im Herbst 2019 bekannt, dass sich zwei Menschen in Südfrankreich mit dem Zika-Virus angesteckt haben. Dieses Virus wird von der tropischen Tigermücke übertragen, die sich mittlerweile in ganz Südeuropa, aber auch in Teilen Deutschlands verbreitet hat. Es ist nicht klar, wie viele weitere Fälle der Erkrankung es gibt, da diese auch einen sehr milden Verlauf nehmen und damit unerkannt bleiben kann.

Mücken: Stechende Plagegeister

West-Nil-Virus-Infektionen in Deutschland gemeldet

Doch auch heimische Mücken können Tropenkrankheiten übertragen, wenn sie mit den entsprechenden Viren infiziert sind. So wurden im Herbst 2019 erstmals drei Fälle bekannt, bei denen sich Patienten innerhalb Deutschlands mit dem West-Nil-Virus infiziert haben. Offiziell erfasst wurden seither 55 Fälle (Stand Anfang 2024), aber auch hier ist von einer höheren Dunkelziffer auszugehen, da nur ein kleiner Teil der Infizierten Symptome zeigt und nur etwa einer von 100 Infizierten schwer erkrankt.

West-Nil-Virus - Symptome sind einer Grippe zum Verwechseln ähnlich

Treten Symptome auf, reichen diese von leichter Übelkeit und Kopfschmerzen über Fieber bis hin zu neurologischen Schäden. Die ersten drei bis sechs Tage erinnern an eine Grippe mit Fieber, die sehr abrupt beginnt. Zwischen Infektion und den ersten Symptomen können aber zwei bis 14 Tage liegen. Bei einem Teil der schwer erkrankten Patienten tritt eine Hirnhautentzündung, eine Meningitis, auf. Die verläuft meist gutartig. In der Regel heilt die Infektion ohne Komplikationen aus.

Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass sich Fälle von West-Nil-Virus-Infektionen in Deutschland in überdurchschnittlich warmen und längeren Sommern mehren werden. Daher rechnet die Epidemiologin Christina Frank vom RKI damit, dass die Zahl der Diagnosen steigen wird - auch, weil immer mehr über das Virus gesprochen und Ärzte dafür sensibilisiert werden und es eher erkennen. Betroffen sind vor allem ältere und vorerkrankte Menschen.

Steigende Temperaturen, steigende Viren-Gefahr

Die meisten Viren tropischer Krankheiten brauchen lange, mehrere Wochen dauernde Phasen anhaltend hoher Lufttemperaturen (25 Grad und höher), um sich in den Stechmücken zu vermehren. Diese Bedingung ist bislang in Deutschland nicht gegeben, könnte sich aber durch den Klimawandel immer häufiger einstellen.

Asiatische Tigermücke - seit 2007 in Deutschland

Mücken brüten gerne in Pfützen. Sind solche Pfützen in alten Autoreifen, reist die Asiatische Tigermücke damit um die Welt.

2007 ist die wärmeliebende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) erstmals in Deutschland entdeckt worden - an einem Autobahn-Rastplatz bei Weil am Rhein. Seit 2014 werden immer wieder kleinere Populationen in deutschen Landkreisen verzeichnet. Mittlerweile kommt die Art vor allem im Südwesten, aber auch in Thüringen, Bayern und Berlin vor. Dort wurde im Sommer 2022 erstmals die erfolgreiche Überwinterung der Asiatischen Tigermücke als erwiesen angesehen.

Friedhöfe und Schrebergärten sind ideale Brutstätten für Mücken, wenn dort stehendes Wasser zu finden ist. Deshalb sollten Gießkannen so aufgehängt werden, dass das Wasser ablaufen kann und sich keine Wasserlache bildet. Auf Regentonnen sollten zur Mücken-Abwehr engmaschige Schutzgitter liegen.

Tigermücken reisen als blinde Passagiere per Autoreifen ein

Wie kommt die Tigermücke überhaupt nach Deutschland? Vermutlich als blinder Passagier per Güterverkehr von Südeuropa aus, wo die Art schon länger heimisch ist. Der Tigermücke nutzt auch der weltweite Handel mit Gebrauchtreifen: Per Schiff kommen Reifen aus Asien nach Europa, wo sie zerschreddert und für den Straßenbau genutzt werden. Zuvor waren die Reifen mit den kleinen Wasserpfützen darin allerdings ideale Brutstätten - so gehen Mücken und Mückeneier mit den Reifen auf die Reise.

Asiatische Tigermücken bekämpfen

Mücken klassisch bekämpfen

Die Fachleute der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) und des Instituts für Dipterologie in Speyer, das Zweiflügler erforscht, setzen auf konventionelle Mittel wie das Austrocknen oder Abdecken von Brutstätten - wie Regentonnen, Vogeltränken oder Topfuntersetzern. Auch Fallen sollen helfen, die Zahl der Tiere zu reduzieren. Die Tigermücken-Experten nehmen außerdem das Bakterium BTI (Bacillus thuringiensis israelensis) zur biologischen Stechmückenbekämfpung zuhilfe, das die Larven tötet und per Hubschrauber verteilt wird.

Moskitos sterilisieren

Ein anderer Ansatz im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke ist es, die männlichen Tiere zu sterilisieren. Am Zentrum für Landwirtschaft und Umwelt Giorgio Nicoli in Bologna führen Fachleute die Massensterilisation mithilfe von Gammastrahlen durch. Seit 2017 werden dafür auch Tigermücken aus Deutschland nach Italien gebracht, dort zunächst vermehrt und dann bestrahlt. Die unfruchtbaren Tigermücken werden wieder in ihren neu eroberten Lebensräumen in Deutschland ausgesetzt, paaren sich mit den dortigen Weibchen, bekommen aber keinen Nachwuchs mehr.

Moskitos impfen

Wissenschaftler erforschen außerdem, wie man Moskitos gegen Dengue-Erreger resistent machen kann. Helfen könnte dabei das sogenannte Wolbachia-Bakterium. Sehr viele Insekten tragen es von Natur aus in sich, Tigermücken jedoch nicht. Man kann sie aber damit infizieren und Tigermücken geben es dann an künftige Generationen weiter. Solche Insekten sterben dann nicht nur früher als andere. "Bei einem Moskito mit Wolbachia können sich Dengue-Viren nicht entwickeln. Und wenn sich die Viren nicht entwickeln, können sie auch nicht übertragen werden", berichtet der australische Wissenschaftler Scott O'Neill, Leiter des "World Mosquito Program", der sich schon seit vielen Jahren mit dem Wolbachia-Bakterium beschäftigt. Wissenschaftler prüfen in verschiedenen Erdregionen, wie sich die dort ausgesetzten Wolbachia-Mücken in freier Natur entwickeln.

Asiatische Buschmücke - seit 2008 in Deutschland

Die Asiatische Buschmücke kann das West-Nil-Virus übertragen.

Das Bürgerforscher-Projekt Mückenatlas konnte durch eingesandte Mücken belegen, dass sich auch die Japanische oder Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) bei uns wohlfühlt und weiter ausbreitet. Diese Mücken-Art mag es im Gegensatz zur Asiatischen Tigermücke kalt und ist inzwischen in fast allen Bundesländern zu finden.

Zum ersten Mal wurde der Zweiflügler 2008 im südlichen Baden-Württemberg nachgewiesen. Die Asiatische Buschmücke kommt mit den klimatischen Verhältnissen in Mitteleuropa, auch mit dem kalten Winter, sehr gut zurecht. Dieses Insekt kann das West-Nil-Virus und andere Viren übertragen, die beim Menschen Enzephalitis (Gehirnentzündung) auslösen können.

Aedes koreicus - seit 2015 in Deutschland

Aedes koreicus wurde in Bayern und Hessen gefunden.

Neben der Asiatischen Tiger- und der Asiatischen Buschmücke scheint sich mittlerweile auch eine dritte tropische Mückenart in Deutschland festzusetzen. Schon 2015 wurde die ostasiatische Mücke Aedes koreicus in Bayern gefunden. Zwei Jahre später entdeckten sie Forscherinnen und Forscher der Senckenberg Gesellschaft auch in Hessen. Im Sommer 2018 wurden dort wieder Larven und Puppen nachgewiesen. Das Team um Professor Sven Klimpel schloss daraus, dass eine ganze Population in Hessen überwintert hat und die invasive Art sich in den kommenden Jahren auch im Rest von Deutschland ausbreiten wird.

Die Mücke kommt ursprünglich aus Korea, Japan, China und Teilen Russlands, hat sich mittlerweile aber auch in Belgien, Italien, der Schweiz und in Ungarn etabliert. Überraschend ist die weitere Ausbreitung laut den Forschern nicht, denn ihr Ausbreitungspotenzial und ihre klimatischen Vorlieben ähneln denen der Asiatischen Tigermücke und der Asiatischen Buschmücke. Aedes koreicus kann die Viren der japanischen Enzephalitis und des Chikungunya-Fiebers sowie Fadenwürmer (Dirofilarien) auf Menschen übertragen. Noch besteht laut Senckenberg Gesellschaft die Hoffnung, dass die bislang kleine Population in Deutschland zurückgedrängt werden kann.

Mücken lieben es feuchtwarm

Mücken nutzen zur Eiablage ruhige Wasseroberflächen in der Natur, aber auch Regentonnen und andere mit Wasser gefüllte Behälter wie Blumenvasen. Wenn es regnet und die Temperaturen sommerlich warm sind, droht eine Mückenplage: Bei guten Bedingungen benötigt eine neue Mückengeneration nur rund zwei Wochen bis zum Schlüpfen.

Tropische Mücken überleben Frost und Trockenheit

Eigentlich gelten die eingewanderten, ursprünglich aus den Tropen stammenden Arten Tiger- und Buschmücke nicht als frostresistent. Doch den strengen deutschen Winter scheinen einige Exemplare zu überleben. Auch Trockenheit macht den invasiven Arten offenbar nichts aus, wie sich nach den Dürre-Sommern der vergangenen Jahre zeigte.

Invasive Mückenarten sind genügsam

Anders als unsere heimischen Mücken brauchen tropische Stechmücken nur wenig Wasser, um sich fortzupflanzen: Ihnen genügen für die Eiablage kleine, flache Wasserstellen. Die heimische Stechmückenbrut wächst dagegen in tieferen Gewässern heran. Aber auch ihr macht ein trockener Sommer nichts aus: Die abgelegten Eier überdauern Jahre.

"Wir wissen, dass wir es in naher Zukunft immer mehr mit von Insekten übertragenen Erkrankungen zu tun haben werden. Nicht gleich, aber in zehn, fünfzehn Jahren. Und da ist es wichtig, dass man weiß, welche Mückenarten vorkommen, um präventiv darauf einwirken zu können."

Professor Sven Klimpel, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Mücken-Überwachung mit dem Mückenatlas

Seit 2012 gibt es zum Mücken-Monitoring in Deutschland den Mückenatlas vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald. Der Mückenatlas ist ein Bürgerforscher-Projekt, an dem jeder mitarbeiten und seinen Mückenfang einschicken kann - aber bitte nicht zerquetscht!

Wie ihr beim Mückenatlas mitmachen könnt

Mitmachen, aber bitte nicht draufhauen!

Das Wichtigste zuerst: Bitte zerklatscht Mücken nicht! Zerquetscht nützen die Insekten der Wissenschaft nichts mehr. Die Stechmücken solltet ihr möglichst unbeschädigt einfangen: Nehmt dafür ein verschließbares Gefäß aus Glas oder Kunststoff und stülpt es über die Mücke, sobald sie sich irgendwo niedergelassen hat. Legt das Gefäß mit der Mücke über Nacht ins Gefrierfach, um die Mücke zu töten. In einer kleinen Dose oder einer Streichholzschachtel verpackt, könnt ihr die Mücke an das ZALF verschicken. Für den Mückenatlas suchen die Forscher Mücken aus allen Teilen Deutschlands. Weitere Informationen zum Mückenatlas, wie ihr Mückenjäger werden könnt und über Stechmücken generell gibt es hier:

Infos und Sendungen über tropische Mücken:


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