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Paare und Intimität Ohne Sex läuft es nicht, oder?

Sexualität gehört zu einer Liebesbeziehung zwischen erwachsenen Partnern, denn sie sorgt für Bindung der Partner aneinander. Hat man immer weniger Sex, und leidet zumindest einer der Partner darunter, zerfällt auch das Wir-Gefühl schneller.

Stand: 09.12.2020

Illustration: Ein Pärchen beim Schmusen. | Bild: BR

Seien Sie ehrlich: Wie oft haben Sie Sex mit Ihrer Partner/in? Einmal im Monat? Zwei Mal die Woche? Häufiger? Reicht Ihnen das? Oder finden Sie, dass Sex überbewertet wird? Die Frage, wie oft man als Paar normalerweise miteinander schlafen sollte, beschäftigt auch die Psychologen:

"Es gibt keine Regeln, wie und wie oft Sexualität gelebt werden sollte. Gut ist sie dann, wenn beide Partner wirklich zufrieden sind."

Eva Wunderer und Klaus A. Schneewind in: Liebe ein Leben lang? München 2008

Schwierig für Paare: Über Sexualität offen zu reden

Ehrlichkeit sich selbst und dem Partner gegenüber ist wichtig, damit Intimität funktioniert.

Wobei Wunderer und Schneewind betonen, dass "wirklich zufrieden" große Ehrlichkeit sich selbst und dem Partner gegenüber voraussetzt. In Studien zum Thema "Sex" wird häufig gelogen und auch viele Paare tun sich schwer, über dieses Thema wirklich offen miteinander zu reden. Dabei ist letzteres wichtig: Niemand kann die sexuellen Wünsche seines Partners - ohne die Information durch den anderen - erahnen.

Streitthema Sex: Der eine will öfter, der andere hat keine Lust

Leidet einer der Partner unter zu wenig sexueller Aktivität oder hat einer der Partner selten bis gar keine Lust mehr, dann kann Sexualität zum Streitthema werden. Psychotherapeut Guy Bodenmann berichtet, dass 30 Prozent der Paare, die zu ihm in die Therapie kommen, über sexuelle Lustlosigkeit klagen.

"Eine unbefriedigende Sexualität ist häufig bei unglücklichen Paaren festzustellen. Ob sie Ausdruck oder Ursache für einen negativen Partnerschaftsverlauf ist, ist nicht eindeutig zu beantworten. Sicher kann sie beides sein. Dennoch zeigen Untersuchungen, dass Sexualität kaum befriedigend erlebt werden kann, wenn die Beziehung konfliktreich ist."

Guy Bodenmann, Psychologe

Stress reduziert bei Frauen das Lustgefühl

Mangelnde Lust

Über mangelndes Interesse am Sex ("Appetenz- oder Libidomangel") berichten etwa 30 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren.

Bei den Männern sind es 14 bis 17 Prozent der Männer zwischen 18 und 59 Jahren.

Quelle: pro familia

Wenn Frauen gestresst sind, schwindet ihre Libido, das ist erwiesen. Bei Männern ist das nicht so, das ist ebenso wissenschaftlich belegt. Eine Umfrage an der Uni Zürich belegte, dass Männer Sexualität auch oft als Ventil benutzen, um Spannungen abzubauen. Sind Männer im Stress, haben sie oft sogar mehr Lust. Ein Fakt, der zu Zwist und Frust im Schlafzimmer führen kann.

Sexualität - doch nur mittelwichtig?

Bei der Studie der Münchner Psychologen Eva Wunderer und Klaus A. Schneewind, die in einer Studie 2003 650 Paare nach den wichtigen Pfeilern ihrer Partnerschaft befragt haben, landete Sexualität auf Platz 12.

Für eine gute Sexualität in der Partnerschaft

Offenheit

Auch wenn es schwer fällt: Reden Sie mit Ihrem Partner über Ihr sexuelles Empfinden. Sexuelle Wünsche kann man kaum von den Augen ablesen.

Geburt eines Kindes

Schlafentzug, Fokussierung auf das Baby: Viele junge Eltern haben keine Energie für Sexualität. Schaffen Sie dennoch Freiräume für sich und Ihren Partner. Lassen Sie es sich nicht zur Gewohnheit werden, dass sich alles um das Kind dreht.

Lust

Hat einer der Partner mehr Lust als der andere, entsteht häufig eine Polarisierung: Der eine wünscht sich mehr Sex, der andere mauert. Folge: Beide Partner fühlen sich verletzt oder unter Druck gesetzt. Hier hilft nur ein offenes Gespräch, um den Druck aus der Welt zu schaffen. Wichtig: Keine Vorwürfe machen!

Eintönig

Wer viele Jahre zusammenlebt, kennt auch die sexuellen Vorlieben des anderen und richtet sich danach. Die Folge kann sein, dass der Sex langweilig wird. Wenn Sie gut miteinander über Sexualität reden können, sollten Sie gemeinsam überlegen, was sich jeder wünscht oder ausprobieren möchte. Oder Sie machen den Anfang: Ungewohnte Orte, andere Garderobe oder ein gutes gemeinsames Essen können anregend wirken.

Quelle: pro familia, Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e. V.


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